Wir schrieben den 8. Oktober 2015. Der FC Liverpool verkündet die Verpflichtung von Trainer Jürgen Klopp (56). Zu diesem Zeitpunkt dümpelten die Reds im Mittelfeld der Premier League herum. Den letzten Titel gabs in der Spielzeit 11/12. Keiner ahnte zu diesem Zeitpunkt, welch Einfluss der Deutsche auf den angeschlagenen Spitzenklub haben würde.
Jetzt, achteinhalb Jahre später, steht Klopp als lebende Liverpool-Legende gegen die Wolverhampton Wanderers zum letzten Mal an der Seitenlinie des Anfield. Mit einer Choreo über das halbe Stadion und der Club-Hymne «You’ll Never Walk Alone» huldigen die Fans der Reds vor der Partie dem Mann aus dem Schwarzwald, der den Verein wieder an die Spitze des europäischen Fussballs gebracht hat.
Partie nur Nebenschauplatz
Die Partie verkommt zeitweise zur Nebensache. Immer wieder werden Lieder zu Ehren von Klopp angestimmt. Seine Spieler setzten im letzten Spiel der Saison nochmals zur Kür an. Nach einer halben Stunde holt sich Nelson Semedo die Rote Karte ab. Von da an geht die Partie nur noch in eine Richtung.
Alexis Mac Allister und Jarell Quansah sorgen noch vor der Pause für klare Verhältnisse. Auch nach dem Seitenwechsel dominieren die Reds, bringen den Ball aber nicht mehr im Tor unter. Rund fünf Minuten vor Schluss gibts bei den Fans kein Halten mehr. Es wird gesungen, geklatscht, alle stehen sie und feiern Klopp ein letztes Mal. Um 18.57 Uhr Schweizer Zeit geht das Kapitel Liverpool für Klopp schliesslich zu Ende.
Aller Anfang ist schwer
Die Ehrungen hören auch nach der Partie nicht auf. Der Deutsche kämpft mit den Tränen, will sich aber nichts anmerken lassen. Seine Spieler können das Augenwasser dagegen nicht zurückhalten. In einer Zeremonie werden Klopp und sein Staff gebührend verabschiedet. «Es ist mir eine Ehre, Teil dieser Familie zu sein. Danke, dass ihr diesen Tag so speziell gemacht habt», bedankt er sich bei seiner Rede. Zum Schluss setzt er zur Abschiedsrunde an und gibt noch einmal seinen berühmten Jubel mit den Fans zum Besten.
Und: Was der Premier-League-Klub bisher aufgeschoben hat, übernimmt Klopp auf dem Rasen von Anfield: Mit einer kleinen Gesangseinlage skandiert er mehrmals den Namen Arne Slot. Der Noch-Trainer von Feyenoord Rotterdam hatte unter der Woche verkündet, nächste Saison bei Liverpool zu übernehmen. Eine offizielle Bestätigung des Klubs gibts dazu noch nicht.
Der Anfang auf der Insel verlief für den «Normal One», wie er sich in seiner ersten Pressekonferenz als Reds-Trainer bezeichnete, aber alles andere als einfach. Liverpool verpasste in seiner ersten Saison als 8. die europäischen Plätze. Doch was dann folgte, ist ein Steigerungslauf wie aus dem Lehrbuch.
Goldenes Händchen bei Transfers
In Rekordzeit hat sich der energetische Übungsleiter in die Herzen der Liverpool-Fans gespielt. Er führte die Reds zurück in die Königsklasse und zog in der ersten Champions-League-Saison in den Final ein, den man gegen Real Madrid 1:3 verlor. Es ist der Erste von drei Finalteilnahmen in Klopps Amtszeit.
Massgeblich für den steilen Aufstieg Liverpools sind die Spieler, die Klopp in dieser Zeit an die Anfield Road lotste. Klub-Ikonen wie Mohamed Salah, Sadio Mané, Virgil van Dijk oder Andrew Robertson schlossen sich dem Team an. Mit Trent Alexander-Arnold schleifte er zudem ein Eigengewächs zu einem Top-Spieler. Sie alle sollten in den kommenden Jahren eine tragende Rolle im Spiel von Klopp haben.
Klopp räumt alles ab
Es folgte die erfolgreichste Zeit der Reds seit Beginn der 2000er. Champions League, Uefa Super Cup, Klub-Weltmeister, FA Cup, EFL Cup. Liverpool krallte sich unter Klopp fast jeden Titel, den es zu holen gab. 2020 folgte schliesslich die grosse Erlösung mit dem ersten Meistertitel seit 30 Jahren. Klopp wurde zudem zweimal in Folge zum Weltclubtrainer des Jahres.
In seiner letzten Saison feiert Klopp mit dem Gewinn des EFL Cups den letzten von insgesamt acht Titeln mit Liverpool. Wie es für den Deutschen weitergeht, steht noch in den Sternen. Er selbst hat angekündigt, mindestens ein Jahr Pause zu machen. Doch wer weiss. Als Klopp den BVB im Sommer 2015 verliess, stand ebenfalls eine längere Auszeit auf dem Programm. Drei Monate später heuerte er in Liverpool an.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Liverpool FC | 13 | 18 | 34 | |
2 | Arsenal FC | 13 | 12 | 25 | |
2 | Chelsea FC | 13 | 12 | 25 | |
4 | Brighton & Hove Albion | 13 | 5 | 23 | |
5 | Manchester City | 13 | 3 | 23 | |
6 | Nottingham Forest | 13 | 3 | 22 | |
7 | Tottenham Hotspur | 13 | 14 | 20 | |
8 | Brentford FC | 13 | 3 | 20 | |
9 | Manchester United | 13 | 4 | 19 | |
10 | FC Fulham | 13 | 0 | 19 | |
11 | Newcastle United | 13 | 0 | 19 | |
12 | Aston Villa | 13 | -3 | 19 | |
13 | AFC Bournemouth | 13 | 1 | 18 | |
14 | West Ham United | 13 | -7 | 15 | |
15 | Everton FC | 13 | -11 | 11 | |
16 | Leicester City | 13 | -11 | 10 | |
17 | Crystal Palace | 13 | -7 | 9 | |
18 | Wolverhampton Wanderers | 13 | -10 | 9 | |
19 | Ipswich Town | 13 | -11 | 9 | |
20 | Southampton FC | 13 | -15 | 5 |