Mazzarelli – der erste Schweizer bei ManCity
«Zum Einlaufen lagen die Spieler in der Badewanne!»

Denkt Giuseppe Mazzarelli (45) an Manchester City, dann nicht an Guardiola, De Bruyne oder Agüero. Sondern an Raucher Frontzeck, Würste vor den Spielen und «Bädele» zum Einlaufen.
Publiziert: 07.02.2018 um 09:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:25 Uhr
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Guiseppe Mazzarelli (45) spielte einst bei Premier-League-Leader Manchester City.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann (Interview) und Toto Marti (Fotos)

Anfang März 1996 sichert sich Manchester City die Dienste des 23-jährigen Giuseppe Mazzarelli. Der spielstarke Verteidiger unterschreibt einen Leihvertrag mit Option und läuft bereits wenige Tage nach seiner Unterschrift an der Stamford Bridge gegen Chelsea mit Superstar Ruud Gullit auf. Danach kommt der Dübendorfer nur noch zu einem weiteren Teil­einsatz in der Premier League. «Der Trainer konnte das Risiko nicht eingehen, im Abstiegskampf auf einen jungen Aus­länder zu setzen», sagt er. Ende Saison steigt ManCity ab, und Mazzarelli kehrt in die Schweiz zurück. Obwohl der Klub ihm einen Dreijahresvertrag angeboten hat. Auf der Insel hat sich der Italo-Schweizer nie richtig wohlgefühlt. Grund waren das «Kick and Rush» auf dem Platz, vor allem aber die rauen Umgangsformen daneben. Im BLICK erinnert sich der mittlerweile 45-Jährige an seine drei Monate bei jenem Verein, der heute die Premier League nach Belieben dominiert.

BLICK: Giuseppe Mazzarelli, was ist von Ihrem ManCity von 1996 bis heute übrig geblieben?
Giuseppe Mazzarelli: Wohl nicht viel. Eigentlich dürfte es nicht viel mehr als der Name sein. Ich weiss aber nicht, wie es heute bei ManCity zu und her geht.

Wie wars damals?
Die finanziellen Mittel waren schon vorhanden. Der damalige Präsident hat viel Geld mit Toilettenpapier verdient. Doch ManCity war damals ein Traditionsverein, der nicht richtig geführt wurde. Dies hat man innerhalb der Mannschaft gespürt. Wir Spieler waren ein wild zusammengewürfelter Haufen – nicht wirklich harmonisch.

Wie soll man sich das vorstellen?
Es gab Grüppchen! Die Aus­länder auf der einen, die Engländer auf der anderen Seite. In den Trainingsspielchen hiess es Ausländer gegen Engländer, und dabei ging es richtig giftig zur Sache. «Die machen wir fertig!», schrie Michael Frontzeck jeweils. Und das im Training gegen Teamkollegen!

«In den Trainingsspielchen hiess es Ausländer gegen Engländer, und dabei ging es richtig giftig zur Sache», erinnert sich Mazzarelli.
Foto: TOTO MARTI

Neben dem heutigen Kaiserslautern-Trainer Frontzeck spielten mit Goalie Eike Immel und Uwe Rösler zwei weitere Deutsche beim Klub. Haben die Deutschen sich um Sie gekümmert?
Nein! Eike Immel war eigentlich nie da. Fünf Tage die Woche war er bei Doktor Müller-Wohlfahrt in München und liess sich fitspritzen. Er hatte immer Rückenprobleme. In den Spielen stand er dennoch im Tor. Der Einzige, der sich um mich kümmerte, war Frontzeck. Ein super Typ übrigens. Er wohnte im selben Hotel wie ich. Vor ihm lagen immer zwei Päckli Marlboro Rot, sogar beim Morgenessen vor den Vormittagstrainings. Wobei – diese waren ja irgendwie fakultativ.

Das Training war frei­willig?
Es gab keinen wöchentlichen Trainingsplan, wie ich es von der Schweiz her kannte. Man verabredete sich am Tag zuvor. Mein erstes Training war auf elf Uhr angesetzt. Ich war, wie gewohnt, eine halbe Stunde früher in der Kabine. Doch um Viertel nach elf war ich noch immer allein! Die Trainings­zeiten hat man nicht so ernst genommen, die waren irgendwie fliessend.

Haben Sie auch geraucht?
Ab und zu. Ich war ein Gelegenheitsraucher. Nicht so wie Frontzeck. Trotzdem ist er bei den Spielen wie ein Verrückter die Seitenlinie rauf- und runtergerannt. Das ist reine Kopfsache. Aber Frontzeck war nicht der Verrückteste damals, bei weitem nicht.

Wer dann?
Niall Quinn. Ein irischer Stürmer. Wie der sich benahm, das war unterste Schublade. Quinn war etwa zwei Meter gross und brutal launisch. Es gab Tage, da hat er uns grundlos in der Kabine zusammengestaucht. Einmal hat er einen Nachwuchsspieler am Kragen gepackt und ihm gedroht, dass er ihm die Fussballschuhe über den Kopf ziehen würde.

Für Niall Quinn hat Mazzarelli keine guten Worte übrig.
Foto: TOTO MARTI

Weshalb?
Weil der Junge seine Schuhe nicht sauber genug geputzt hat. Sie müssen wissen, dass damals jeder Spieler der ersten Mannschaft einen Nachwuchsspieler zugeteilt bekommen hat, der ihm die Schuhe putzen musste. Kein Witz! Die Jungen mussten uns die Schuhe putzen. Das gehörte offenbar zur englischen Erziehung.

Liessen Sie sich auch Ihre Schuhe putzen?
Nein. Als Erstes habe ich dem Nachwuchsspieler gesagt, dass ich meine Schuhe selber putze. Zwischendurch, wenn ich nicht hingesehen habe, hat er es dennoch getan. Ich hatte damals nicht nur Probleme mit den Umgangsformen, sondern auch mit dem Essen. Sie glauben nicht, was die Profis vor 20 Jahren in England vor den Spielen gegessen haben!

Wir tippen auf «Fish and Chips».
Ja, auch. Aber nicht nur. Rote Bohnen, Würste, Omeletts und fettigen Speck. Club-Sandwiches. Ich weiss nicht, wie das heute ist. Aber damals war es der Wahnsinn.

Beim FCZ ernährten Sie sich zuvor anders?
Logisch. Aber ich ass auch in England keine Würste und Omeletts. Ich pickte heraus, was mir passte. Man hat mich dumm angeschaut, weil ich immer Poulet­brüstli mit Gemüse oder Salat gegessen habe.

Gabs auch Bier zum Essen?
Vor den Spielen nicht. Aber meine Mitspieler waren alle Bierspezialisten. Als ich mit einem Schotten einmal ausgegangen bin, hat er in nicht mal einer Stunde sechs, sieben Bier geleert. In der Zeit habe ich gerade mal ein Bier getrunken.

Mazzarelli (l.) auf der Bank der Schweizer Nati neben Hakan Yakin.
Foto: TOTO MARTI

Gabs noch mehr Unterschiede zum Schweizer Fussball?
Das Einlaufen war gewöhnungsbedürftig. Die Spieler bewegten sich nicht, sie lagen in der Badewanne. In den Nasszellen standen zwölf schöne Badewannen, wie man sie heute in modernen Wohnungen findet. Da legten sich die Spieler vor dem Spiel ins lauwarme Wasser und wärmten ihre Muskeln auf.

Sie auch?
Na ja, ich versuchte, mich in dieser Nasszelle auch noch – so gut es geht – zu bewegen. Doch da war nicht viel Platz vor lauter Badewannen.

Und auf dem Feld?
Kick and Rush, wie so üblich damals in England. Der Ball wurde von der Verteidigung in den Sturm gekickt. Mittelfeldspieler waren eigentlich überflüssig. Der englische Fussball war taktisch noch weniger weit als der deutsche. Deshalb hatte es auch so viele Deutsche in England.

Und heute ist ManCity die beste Mannschaft der Premier League.
Vielleicht sogar der Welt. Da sieht man, was mit Strukturen und Organisation alles möglich ist. Und mit viel Geld natürlich.

Wie viel verdienten Sie damals bei ManCity?
Im Monat so viel wie einige der heutigen Spieler wohl pro Tag verdienen. Ich war wohl einfach 22 Jahre zu früh bei ManCity.

Der FC Basel trifft im Champions-League-Achtelfinal auf Manchester City. Das Hinspiel steigt am Dienstag, 13. Februar (20.45 Uhr) im Joggeli.

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Liverpool FC
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Chelsea FC
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Arsenal FC
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Nottingham Forest
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AFC Bournemouth
AFC Bournemouth
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6
Aston Villa
Aston Villa
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Manchester City
Manchester City
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Newcastle United
Newcastle United
17
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17
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Brighton & Hove Albion
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Tottenham Hotspur
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