Ex-Nati-Goalie Eldin Jakupovic
«Ich gab zu viel Geld aus – für Autos und im Ausgang!»

Er zoffte sich aus der Nati, zog gerne um die Häuser und spielte mit 20 in der Champions League. BLICK trifft Goalie Eldin Jakupovic (33) in Leicester.
Publiziert: 12.09.2018 um 19:18 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 22:21 Uhr
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Eldin Jakupovic steht seit sechs Jahren in England unter Vertrag.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann (Interview) und Toto Marti (Fotos) aus Leicester

Eldin Jakupovic, seit sechs Jahren spielen Sie auf der Insel. Sind Sie schon ein halber Engländer?
Eldin Jakupovic: Was das Autofahren betrifft, fühle ich mich hier schon wohler als in der Schweiz. Was das Essen angeht, sieht das ein bisschen anders aus. Ich wünsche mir manchmal, ich wäre Yann Sommer.

Die Nummer eins in der Nati?
Nein, nein. Yann hat diesen Status mehr als verdient. Er ist der beste Goalie der Schweiz.

Warum dann?
Er hat doch einen Koch-Blog. Da nehme ich mal an, dass er auch gut kochen kann. Das ist in England sehr viel wert. Aber ich habe Glück, meine Frau ist eine brillante Köchin.

Jakupovic: die Nummer 3 im Leicester-Tor.
Foto: TOTO MARTI

Bei Hull waren Sie bis zum Abstieg vor einem Jahr Publikumsliebling und die Nummer eins. Dann wechselten Sie zu Leicester, wo Sie nun hinter Schmeichel und Ward nur dritter Goalie sind. Was lief schief?
Als ich vor einem Jahr unterschrieben habe, wusste ich, dass es schwer sein würde, an Schmeichel vorbeizukommen. Er ist ein toller Goalie und ein super Typ. Aber man hat mich geholt, damit wir uns gegenseitig pushen. Ich habe immer meine Leistung gebracht. Nun hat man auf diese Saison hin für viel Geld Ward geholt. Der Trainer hat entschieden, dass er seine Nummer zwei ist. Dennoch liess man mich nicht gehen, obwohl gute Angebote vorlagen.

Leicester-Trainer Claude Puel und Eldin Jakupovic ...
... ja, das passt nicht so gut. Wie soll ich sagen? Irgendwie stimmt zwischen uns die Chemie nicht.

Es gibt Spieler, die sind weniger direkt und ehrlich, wenn sie noch unter Vertrag stehen.
Ich muss nicht taktieren, ich habe auch im Verein meine Meinung gesagt. Das passt schon. Ansonsten ist Leicester übrigens eine tolle Adresse. Der Klub, die Kollegen, das Stadion, der Präsident. Wenn ich noch zum Spielen käme, wärs perfekt.

Und jetzt?
Ich habe noch zwei Jahre Vertrag, im Moment bleibt mir nichts anderes übrig, als mit dieser Situation zu leben. Früher hätte ich getobt. Und es dann im Nachhinein bereut.

Ist das oft vorgekommen?
Das eine oder andere Mal schon. Ich war ehrgeizig, emotional und liess mir nicht viel sagen. Könnte ich die Uhr zurückdrehen, würde ich ein paar Sachen anders machen.

Zum Beispiel?
Mein Abgang bei der Nati vor zehn Jahren. Ich war die Nummer zwei hinter Diego Benaglio. Als ich hörte, dass Marco Wölfli in der Hierarchie plötzlich vor mir sein soll, wurde ich richtig sauer. Ich habe dem Trainer die Meinung gesagt, meine Sachen gepackt und bin nach Hause gegangen.

2008: Eldin Jakupovic im Nati-Camp.
Foto: TOTO MARTI

Danach hat Sie Ottmar Hitzfeld nie mehr aufgeboten.
Das kann ich mittlerweile nachvollziehen. Das Länderspiel gegen Zypern vor zehn Jahren blieb mein einziges. Und wegen dieser Sache hatte ich auch bei GC Probleme.

In Zürich gab es damals viele Nebengeräusche.
Ich lebte früher ein wenig verrückt. Ich war überall, genoss mein Leben und gab viel Geld aus. Für Autos, im Ausgang. Bei GC waren wir damals eine tolle Truppe. Mit Salatic, Bobadilla, Dos Santos, Vallori und Zarate zogen wir oft um die Häuser. Wir haben alle im selben Viertel gewohnt, hat sich einer von uns am Abend weggeschlichen, haben die anderen ihn gleich angerufen: «Wo gehst du hin? Ich komme mit!», hiess es dann. Auf dem Platz haben wir alles gegeben und daneben haben wir gelebt.

Wo sind Ihre Prioritäten heute?
Bei meiner Familie. Ich bin seit acht Jahren mit Dijana ver­heiratet, unsere Tochter Alina ist mittlerweile sieben Jahre alt. Die beiden sind das Schönste, was mir passieren konnte.

Seit einem Jahr in Leicester: Eldin Jakupovic
Foto: TOTO MARTI

Nicht mehr im Ausgang?
Doch, ab und zu. Oft mit meiner Frau, manchmal mit Kollegen. Ich esse auch mal einen Burger oder trinke ein Bier oder zwei Gläser Wein. Das gehört dazu. Ich habe nie wie ein Verrückter auf meine Ernährung geschaut. Aber ich war in meiner Karriere insgesamt nicht mal sechs Monate verletzt. So viel habe ich wohl nicht falsch gemacht.

Sie sind einer der talentiertesten Goalies der Schweiz. Als 20-Jähriger spielten Sie mit Thun schon in der Cham­pions League.
Das war das Geilste, was ich im Fussball erleben durfte. Mit Thun gegen Arsenal und Ajax. Wahnsinn.

Jetzt hats YB geschafft. Haben Sie sich gefreut?
Klar, ich freue mich für jeden Schweizer Klub, der interna­tional spielt. Die Champions League ist das Grösste. Aber sorry, liebe Berner, die grösste Sensation wird trotzdem immer Thun bleiben.

Sie sind in Bilten im Kanton Glarus aufgewachsen. Wie oft sind Sie da?
So oft es geht. Meine Eltern und mein Bruder wohnen da. Bilten ist für mich der schönste Ort der Schweiz – auch wenn schon um 14 Uhr die Sonne untergeht.

Ihre Frau Dijana ist in Amerika gross geworden. Wie gefällt Ihr die Schweiz?
Sehr gut. Sie könnte sich vor­stellen, später da zu wohnen. Die Regionen Zug und Luzern ge­fallen ihr aber besser als Bilten. Sie liebt die Seen und hasst den Geruch von Gülle. Ich liebe es, wenns nach Gülle riecht.

Kommen Sie zurück, wenn Ihr Vertrag ausläuft?
Vielleicht. Mich würden aber auch die USA reizen. Ein, zwei Saisons zum Abschluss in der MLS, das wäre was. Ich werde bald 34, bin aber noch voll im Schuss.

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Chelsea FC
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Arsenal FC
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Nottingham Forest
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AFC Bournemouth
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Manchester City
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Newcastle United
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Tottenham Hotspur
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17
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