Sierra Leone ist im Fifa-Ranking auf dem 114. Platz klassiert. Noch nie nahm der Fussballzwerg an Weltmeisterschaften teil. In der Qualifikationsrunde war bisher immer Endstation. Dieses Jahr scheitert die Mannschaft jedoch schon in der Vorqualifikation. Der Sündenbock: FCZ-Verteidiger Umaru Bangura (31).
Im Rückspiel der Playoffs gegen Liberia muss Sierra Leone vor heimischem Publikum ein 1:3-Handicap aufholen, um den Sprung in die Quali-Runde zu schaffen. Bis in die 93. Minute führt das Heimteam mit 1:0. Dann bekommt es einen Penalty zugesprochen. Die grosse Sensation liegt in der Luft. Mit Bangura tritt der Captain höchstpersönlich zum Penalty an. Doch er rutscht aus und verschiesst (siehe Video oben). Sierra Leone scheidet aus. Die Fans toben.
Gefangen im Schlafzimmer
Nach dem Spiel macht sich ein wütender Mob auf die Jagd nach Bangura. Der 31-Jährige verschanzt sich in seinem Haus und traut sich nicht raus. Die Fans bewerfen Banguras Haus mit Steinen und beschädigen so Fenster und Türen. «Das ist einer der schlimmsten Tage in meinem Leben», sagt Bangura «BBC» am Telefon, während er in seinem Schlafzimmer ausharrt.
Bangura ist nicht der Einzige, der Opfer der randalierenden Fans wird. Helfer des Roten Kreuzes, die dem Sierra-Leone-Captain geholfen haben zu fliehen, werden ebenso in Visier genommen. Vier Helfer werden dabei verletzt. Das Verhalten der Fans gefällt dem Sportminister von Sierra Leone Ibrahim Nyelenkeh ganz und gar nicht. «Ich bin wirklich sehr enttäuscht von der Bevölkerung», gibt Nyelenkeh zu verstehen. Er verteidigt Bangura: «Er ist unser Captain. Fussball hat halt manchmal auch mit Glück zu tun.»
Bangura seinerseits ist enttäuscht, dass er den Penalty nicht verwandeln konnte. «Ich habe eine solche Anfeindung mir gegenüber aber nicht erwartet», so der FCZ-Verteidiger. Aus diesem Grund wolle er sich bei den Fans entschuldigen und sie um Vergebung bitten. (jk)