In der Affäre um die Schwarzen Kassen beim Deutschen Fussball-Bund scheint langsam Licht ins Dunkel zu kommen: Die 6,7 Millionen Euro (rund 10 Mio. Franken), die aus dem Umfeld des Organisationskomitees für die WM 2006 an Fifa-Kreise geflossen sind, sollen inoffiziell an die Fifa-Finanzkommission gegangen sein – um damit Stimmen für die Wiederwahl von Fifa-Boss Sepp Blatter (79) zu bezahlen!
Das behaupten laut «Bild» der ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (65) und Ex-DFB-Direktor Stefan Hans (54) in den Vernehmungen durch die Kanzlei «Freshfields», welche die Vorgänge beim DFB untersucht.
Niersbachs Aussagen bringen vor allem Franz Beckenbauer (70) mächtig in Bedrängnis: Der «Kaiser» soll die Bestechungs-Zahlungen organisiert haben – im vollen Bewusstsein um sein unrechtes Tun. «Der ist auch mit meinem Geld gewählt worden», sagte Beckenbauer laut Niersbach 2002 nach Blatters Wiederwahl. Eine Aussage, die von Hans bestätigt wird: Beckenbauer habe beim Fifa-Kongress in Seoul auf die Frage, wem Blatter seine Wahl zu verdanken habe, auf sich gezeigt.
Als Gegenleistung für die 6,7 Mio. Euro vom Konto des damaligen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus (†63) sollen die Deutschen damals einen 170-Mio.-Organisationszuschuss bekommen haben.
Weniger aufschlussreich sind Niersbachs Aussagen zur möglichen Bestechung von Fifa-Exekutivkomitee-Mitgliedern bei der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland. Er wisse nichts von einer Zahlung an den Neuseeländer Jack Dempsey – der inzwischen verstorbene Fifa-Mann hatte bei der knappen Abstimmung (12:11 zugunsten Deutschlands) den Raum in letzter Minute verlassen. Offenbar gibt es Hinweise, dass am Vorabend des Entscheids 250'000 US-Dollar an Dempsey geflossen sein sollen. (eg)