«Ich wusste, dass ich mit harter Arbeit meinen Traum verwirklichen kann», sagte Stefan Frei noch vor dem Endspiel gegen Toronto FC. Der Traum vom Meistertitel. Der Traum, sich als erster Schweizer überhaupt zum Champion der US-amerikanischen Major League Soccer zu küren. Wenig später erfüllt er sich diesen. Vor über 36’000 Fans. Gegen seinen Ex-Klub. Er hext, er zaubert, er verzückt. Der 30-jährige Torhüter in Diensten der Seattle Sounders lässt seine Gegenspieler verzweifeln. Als wertvollster Akteur des Finals ausgezeichnet und als gefeierter Held stemmt er die Trophäe danach in den kanadischen Nachthimmel.
Seine Parade gegen Jozy Altidore in der 108. Minute verdient das Prädikat Weltklasse. «Als Torhüter hast du manchmal das Gefühl, dass ein Ball nicht mehr zu erreichen ist. Aber du weisst es nicht, bis du es versuchst», sagt Frei nach der Partie. Sein Coach Brian Schmetzer fügt verblüfft an: «Es sah so aus, als ob er reingehen würde. Und plötzlich kommt da seine Pfote! Es war eine ungeheuerliche Parade!»
Im Penalty-Krimi geht die Frei-Show dank eines gehaltenen Elfers von Michael Bradly weiter. Der Coucousin des grossen Alex Frei, der mit seiner Familie im Alter von 15 Jahren in die vereinigten Staaten ausgewandert ist, stellt alle in den Schatten. Doch sein Werdegang zum Helden war ein steiniger. Über die High School und das College rackerte sich Frei in die MLS, wo er bei Toronto zum Handkuss kam. Dort aber machte ihm ein Wadenbeinbruch monatelang zu schaffen.
«Ich werde mein Kind nach ihm benennen»
Jetzt ist er auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Oder doch nicht? Läuft der St. Galler demnächst sogar für die US-Nationalmannschaft auf? Frei hat den Pass bereits beantragt, der Einbürgerungsprozess sei bald abgeschlossen. Mit Darbietungen wie dieser bringt er sich zweifelsohne ins Gespräch beim Wieder-Trainer Bruce Arena. In der Zwischenzeit wird der 1,95 Meter grosse Keeper mit Lob überschüttet.
Sounders-Verteidiger Chad Marshall huldigt die Leistung des Schlussmannes auf eine spezielle Art und Weise. Auf Twitter schreibt der 32-Jährige: «Der Name meines nächsten Kindes wird Stefan Frei lauten.» Der Matchwinner selbst bleibt ganz cool und setzt lediglich einen Tweet mit dem Hashtag «Erledigt» ab.
Gesprächsfreudiger zeigt er sich hingegen an der Pressekonferenz nach der Partie. Es sei speziell gewesen, gegen seine ehemaligen Mannschaftskumpanen zu spielen. «Es tut ein bisschen weh, denn ich wünsche ihnen nur das Beste», so Frei, der von 2009 bis 2013 das Toronto-Dress übergestreift hat. Er wird die kanadische Stadt weiterhin in guter Erinnerung behalten. Dort, wo er sich unsterblich gemacht – und seine Frau kennengelernt hat.