Für die BILD war das 1:2 Deutschlands am Dienstag gegen Frankreich «die beste Pleite des Jahres». Trainer Jogi Löw hatte im Vergleich zum 0:3 gegen Holland fünf Neue (Sané, Gnabry, Süle, Kehrer, Schulz) gebracht. Auch der deutsche Fussballexperte Marcel Reif ist ziemlich angetan vom neuen Deutschland.
Reif zu BLICK: «Trotz der Niederlage bringt uns dieses Spiel weiter.» Für Reif ist aber klar, dass Löw weiterhin auch auf seine Weltmeister zählen wird: «Neuer, Kroos, Hummels, Boateng, Müller – das sind alles Weltklassespieler. Davon gibt es nicht so viele. Aber schauen Sie sich einen Toni Kroos an: Der spielt permanent, seit Jahren. Hat viermal die Champions League und den WM-Titel gewonnen. Das braucht unheimlich viel Kraft. Nicht körperlich, da sollen die Jungs nicht jammern, dafür sind sie fit genug. Aber im Kopf, wenn du immer wieder denselben Berg besteigen sollst.»
Für Reif war der Umbruch «überfällig». Allerdings sei Löw «zu seinem Glück gezwungen worden». Der Bundestrainer habe es versäumt, «das aus der Mannschaft rauszuholen, was sie wirklich kann». Löw habe zudem «falsche Signale ausgesendet», als er nach der WM «im Mercedes Cabrio durch den Schwarzwald gefahren ist, Espresso getrunken und ein Zigarettchen geraucht hat. Und das, nachdem er die WM so kläglich in den Sand gesetzt» habe.
Reif ist kein Fan der Nations League
Für Reif ist klar: «Wenn dieses Team das umgesetzt hätte, was an Klasse in ihm steckt, dann wäre Deutschland Weltmeister geworden.» Reif: «Da mache ich jede Wette! Denn es war noch nie so einfach, Weltmeister zu werden wie beim letzten Turnier. Aber Löw hat das nicht rausgekitzelt.»
Eine klare Haltung hat Reif auch zur Nations League und zum am Dienstag gefeierten Leroy Sané: «Dieses Turnier ist ein Kasperltheater. Einfach ein weiterer Wettbewerb. Wenn Löw nicht seine Haut hätte retten müssen, dann hätte er zum Beispiel Toni Kroos ganz sicher eine Pause gegönnt.»
Sané habe «überbordendes Talent» müsse aber noch «viel Erfahrung sammeln und lernen, die richtigen Entscheidungen zu treffen». Dass Löw den Stürmer vor der WM aus dem Kader gestrichen hat, dafür gebe es gute Gründe: «Die sitzen da sechs Wochen zusammen und so einer wie Sané damals kann dir den ganzen Laden durcheinander bringen.»
Der Umbruch der Deutschen werde nicht von heute auf morgen gelingen. Aber Reif sieht Deutschland auf einem guten Weg: «Man darf nicht vergessen, dass Hummels, Müller, Kroos noch nicht mal 30 sind. Die sind noch nicht zu alt. Was es aber braucht, ist ein Leistungsprinzip und vor allem müssen diese Spieler spielen und den Erfolgshunger aufbringen wollen. Da kommt es gerade richtig, dass da junge Kräfte den älteren Dampf machen.»