Es läuft die vierte Minute im Klassiker-Duell zwischen Lyon und Marseille, als die Ligue 1 den nächsten Fan-Eklat erlebt. Eine volle Wasserflasche aus dem Lyon-Fanblock trifft Marseille-Star Dimitri Payet, der gerade zu einem Eckball anläuft, mit voller Wucht am Kopf. Vorher flogen schon mehrere Gegenstände in Richtung des Spielers.

Payet geht zu Boden, muss gepflegt werden – Spieler und Staff-Mitglieder eilen zum Tatort. Ein Pfeifkonzert erklingt im Parc Olympique, die Gemütslage auf dem Rasen ist sichtlich angespannt. Marseille-Spieler Matteo Guendouzi und Jérôme Boateng auf Lyon-Seite versuchen die Gemüter zu beruhigen.

Schiedsrichter Ruddy Buquet unterbricht die Partie. Die Spieler – darunter auch Xherdan Shaqiri, der bei Lyon in der Startelf steht – verschwinden in den Katakomben. So auch Payet, der mit Eisbeuteln auf dem Kopf vom Platz geht. Bilder vom Kabinen-Eingang zeigen, wie Lyon- und Marseille-Spieler gemeinsam die Szene am TV anschauen. Teils ratlos, teils kopfschüttelnd.

Spiel nach viel Verwirrung abgebrochen

Gehts hier noch weiter? Nach knapp eineinhalb Stunden richtet sich ein Stadion-Sprecher an die noch verbliebenen Fans: «Der Match wird fortgesetzt», verkündet er. Vereinzelter Jubel ertönt im Stadion. «Es gibt jedoch ein Aber», fährt der Sprecher fort: «Bei einem allfälligen weiteren Vorfall wird die Partie sofort definitiv abgebrochen». Der Flaschenwurf sei ein isolierter Akt gewesen, so der Sprecher.

Während die Lyon-Spieler kurz darauf den Rasen wieder betreten und sich warm machen, bleibt das Team von Marseille dem Spielfeld fern. Shaqiri und Co brechen die Aufwärmübung nach einigen Minuten ab, der Platz ist wieder leer, immer mehr Fans verlassen das Stadion. Etwa zwei Stunden nach dem Flaschenwurf meldet sich der Speaker nochmals zu Wort und verkündet den definitiven Spielabbruch.

Schiedsrichter Buquet erklärt sich im Interview mit «Prime Video»: «Meine sportliche Entscheidung war immer, das Spiel nicht wieder aufzunehmen. Es gab noch andere Faktoren, die berücksichtigt werden mussten, aber meine Entscheidung war letztendlich, das Spiel abzubrechen, und ich stehe voll und ganz dazu. Wir sind verpflichtet, die Spieler zu schützen, wir sind die ersten Garanten für die Sicherheit».

Payet «psychisch angeschlagen», Täter gefasst

Marseille-Präsident Pablo Longoria sagt gegenüber «Prime Video», dass Payet «psychisch sehr angeschlagen sei». Der Schiedsrichter habe «die richtige Entscheidung getroffen. «Es ist nicht normal, was derzeit im Fussball passiert», so Longoria.

Lyon-Präsident Jean-Michel Aulas verkündet derweil via Twitter, dass der Flaschenwerfer unter den Fans ausfindig gemacht und von der Polizei verhört wurde. Er entschuldigt sich im Namen des Vereins bei Payet für den Vorfall.

Zweiter Flaschenwurf gegen Payet

Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Payet Opfer einer Fan-Attacke wird. Bereits Ende August warfen Fans Flaschen auf Payet. Die damalige Skandal-Partie von Nizza wurde nicht fortgesetzt, weil sich die Marseille-Spieler weigerten, aufs Feld zurückzukehren. Dies nachdem mehrere Spieler verletzt wurden. Einige Chaoten drangen aufs Spielfeld vor und lieferten sich wüste Schlägereien.

In den vergangenen Monaten war es in der Ligue 1 mehrfach zu Fan-Ausschreitungen gekommen, inklusive jeweils einem Punkt Abzug auf Bewährung für Marseille, Lens und Lille. Marseille- und Lille-Fans dürfen zudem bis Jahresende nicht an Auswärtsspiele gehen. (dad)

Ligue 1

		Mannschaft	SP	TD	PT
	1	Paris Saint-Germain	11	23	29
	2	AS Monaco	11	10	23
	3	Olympique Marseille	11	9	20
	4	OSC Lille	11	7	19
	5	Olympique Lyon	11	3	18
	6	OGC Nizza	11	10	17
	7	Stade Reims	11	4	17
	8	RC Lens	11	3	17
	9	AJ Auxerre	11	1	16
	10	Toulouse FC	11	2	15
	11	RC Strasbourg Alsace	11	-2	13
	12	Stade Brestois 29	11	-5	13
	13	FC Stade Rennes	11	-5	11
	14	FC Nantes	11	-3	10
	15	Angers SCO	11	-7	10
	16	AS Saint-Étienne	11	-15	10
	17	Le Havre AC	11	-15	9
	18	Montpellier HSC	11	-20	7