Liga-Boss greift Fifa-Chef frontal an
«Blatter ist so korrupt wie sein Vorgänger!»

Javier Tebas ist Chef der spanischen Fussballliga. Zur Krise im Weltverband Fifa hat er eine klare Meinung. Eine ganz klare.
Publiziert: 07.10.2015 um 15:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:14 Uhr
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Sepp Blatter wird von Javier Tebas hart kritisiert.
Foto: AP
Von Matthias Dubach aus Kitzbühel

Normalerweise greifen in Kitzbühel die Skistars auf der Streif an – diesmal ist es Javier Tebas, der in Kitzbühel angreift! Der Anwalt ist Präsident der spanischen Profi-Liga «La Liga». Er ist Gast an der dreitägigen Denkfabrik «Camp Beckenbauer» mit Stargästen aus ganz Europa.

Ein Thema dominiert das Camp Beckenbauer: Die Krise der Fifa. Tebas legt los: «Was ich von der Fifa-Führung halte? Gar nichts! Diese Personen sind entweder selber in die Korruption involviert oder sind nicht fähig, diese zu erkennen. Ich bin überrascht von den Leuten, die von der Korruption in der Fifa überrascht sind.»

Tebas greift Präsident Sepp Blatter direkt an. «Blatters Vorgänger Havelange haben sie die Ehren-Präsidentschaft weggenommen, weil er korrupt war. Dann kam Blatter. Genauso korrupt. Der Garcia-Bericht hat ihnen nicht gepasst, da wird er einfach nicht veröffentlicht. Das zeigt, dass das ganze System falsch ist. Es braucht eine Revolution im Weltverband.»

Auch Uefa-Chef Michel Platini kriegt sein Fett weg: «Er ist auch Teil des Systems, wenn auch nicht im gleichen Ausmass. Wenn jemand 10 Jahre zu spät sein Geld bekommt (Anm. die 2-Mio.-Zahlung von Blatter), lässt sich das nicht mit einer Pressemitteilung klären.»

Dem Spanier schwebt ein neues System für die Fifa wie in der Wirtschaft vor. «Man muss nichts Neues erfinden. Die Wirtschaft macht es vor. Dort gibt es externe Kontrollinstanzen, damit die Aktionäre Bescheid wissen.»

Das von Blatter oft bemühte Bild von der Fussballfamilie widert Tebas an. «Dieses Wort wird zu oft verwendet. Dieser Begriff meint nicht die traditionelle Familie im eigentlichen Sinn, sondern ist eher im Sinn der sizilianischen Mafia zu verstehen.»

Und die WM 2022 in Katar, die im Winter stattfinden soll und die Spielkalender in Spanien und überall sonst auf den Kopf stellt? Tebas: «Sie sagen, die Winter-WM gibts ja nur einmal. Aber sage mal einer Eis-Firma, sie soll doch ihr Produkt für einmal im Winter verkaufen statt im Sommer. Es wäre der sichere Ruin.»

Der fast schon überflüssige Schlusssatz von Tebas: «Ich bin nicht im Fussball tätig, um mir Freunde zu machen. Sondern, um zu arbeiten. Ich wünschte mir, dass mehr Leute so klar Stellung nehmen wie ich.»

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