Es ist eine Entscheidung fürs Leben. Eine Minute, eine Einwechslung, ein Einsatz für die A-Nati in einem Pflichtspiel reicht. Schon ist man für immer gebunden. Darian Males (21) kann derzeit ein Liedchen, eine Nationalhymne, davon singen. Der serbische Verband buhlt heftig um den FCB-Topskorer, will den Luzerner von einem Verbandswechsel überzeugen.
Zdravko Kuzmanovic, der Berner Oberländer, der sich mit 19 für Serbien und gegen die Schweiz entschieden hat, findets richtig, dass die Serben um Males buhlen. Tipps geben will er dem jungen Offensivspieler aber keine. «Er muss abwägen, wo er die grössere Wertschätzung bekommt und wie die Zukunftspläne konkret aussehen. Am Ende aber muss er für sich entscheiden.»
Er selbst habe seinen Wechsel von der Schweizer U21 zur serbischen A-Nati nie bereut. «Ich habe über 50 Länderspiele gemacht, war Captain und habe an einer WM teilgenommen», sagt Kuzmanovic.
Serbien-Präsi flog nach Florenz
Die Wertschätzung der Serben sei von Anfang an spürbar gewesen. «Als ich vom FCB nach Florenz wechselte, ist der Präsident des serbischen Fussballverbandes nach Italien geflogen, um mich zu überzeugen.» Vom SFV habe er in dieser Zeit nicht viel gehört. «Es gab viele Fälle, wo die Schweiz geschlafen hat. Nicht nur bei mir. Sondern auch bei Rakitic und Petric», sagt Kuzmanovic, der später auch für den VfB Stuttgart und Inter Mailand spielte. Der SFV habe ihn wohl unterschätzt. «Sie haben wohl gedacht, es reiche nicht. Und dass ich mich bei Florenz nicht durchsetzen werde.»
Kuzmanovic sei damals einer der Ersten gewesen, der sich für einen Verbandswechsel entschieden habe. Die Reaktionen seien heftig ausgefallen. «Ich war für viele der Buhmann. Mir war nicht bewusst, was medienmässig abgehen wird. Ich war noch so jung.»
Mutter plädierte für die Schweiz
Seine Eltern hätten beim Entscheid keine Rolle gespielt. «Meine Mutter wollte, dass ich für die Schweiz spiele. Mein Vater sagte, dass ich für mich selber entscheiden solle», sagt Kuzmanovic.
Auf die Frage, ob er auch für die Schweiz 51 Länderspiele gemacht hätte angesichts der starken Konkurrenz im zentralen Mittelfeld, antwortet der 35-Jährige gewohnt selbstbewusst: «Wenn man sieht, bei welchen Vereinen ich gespielt habe, glaube ich, dass die anderen Spieler Angst vor mir hätten haben müssen.»