Mario Sergio (†66) ist einer von 21 brasilianischen Journalisten, die mit der Mannschaft von Chapecoense nach Medellin fliegt, um das Final-Hinspiel des Südamerika-Cups gegen das kolumbianische Team Atletico Nacional abzudecken. Es wird der letzte Flug in Marios Leben und im Leben von 76 weiteren Menschen sein, darunter 22 Profis des Klubs, der in Brasilien weithin Sympathie für seine Normalität geniesst.
Diese hat auch Mario Sergio, als er als 35-Jähriger im Jahr 1986 von Botafogo nach Bellinzona wechselt. Ein anderer Brasil-Star spielt bereits beim NLA-Aufsteiger: Paulo Cesar. Beim Debüt von Mario Sergio gegen Lausanne kommen 17'000 Fans ins Comunale – bis heute Zuschauerrekord im Tessin! Die beiden Brasileiros schiessen beim 4:2-Sieg alle Tore.
Kubi: «Mario war ein Genie! Und der hatte den No-Look-Pass drauf, das war Wahnsinn. Wir nannten ihn deshalb ‹Guercio›, was so viel wie der Schielende oder der Einäugige bedeutet.»
Mario Sergio nimmt Klein Kubi unter seine Fittiche, als der 1986 von Viertligist US Semine nach Bellinzona in die Welt des Profi-Fussballs wechselt. «Für mich war das alles total neu. Mario führte mich ein. Und der Typ war so was von verrückt! Er machte dauernd Scherze. In der Kabine band er dir Hosen oder Schuhe mit Tape zusammen. In der Dusche leerte er dir einen Kübel Eiswasser über den Kopf. Eine Frohnatur vor dem Herrn.»
Letztes Jahr hatte Kubi Paulo Cesar am Draht. Der erzählte ihm von Mario Sergio und wie es ihm wieder gut gehe, wie er neuen Lebensmut gefasst habe. «Er sagte mir, Marios Karriere als Trainer sei ziemlich im Sand verlaufen. Umso mehr blühe er als TV-Analyst bei Fox Sport auf.»
Mario Sergio war immer wieder mal als Journalist tätig und hatte da ein ziemlich loses Mundwerk. Sein Lieblingsopfer: Carlos Dunga. Einst sagte er über den zweifachen Chefcoach der Seleçao: Wenn Brasilien unter Dunga spielen müsse, so sei das, wie man ein Spiel mit zehn Mann in Angriff nehme…
Jetzt ist das freche Mundwerk von Kubis Kumpel verstummt. Für immer.