Argentinien ächzt unter einer der schwersten Wirtschaftskrisen der letzten 20 Jahre. Der argentinische Peso steht kurz vor dem Kollaps. Aber für die nächsten zwei Wochen wird das alles in den Hintergrund treten. Am Samstag findet in der «Bombonera» von La Boca das Hinspiel der südamerikanischen Champions League (Copa Libertadores) statt (21 Uhr), am 24. November im «Monumental» von River das Rückspiel (21 Uhr).
Staatspräsident Mauricio Macri, der früher selber Boca-Präsident war, hat vergeblich versucht, Gästefans für die beiden Finalspiele zuzulassen. «Zu gefährlich», lautete die kategorische Antwort der beiden Klubs. Denn man muss wissen: Die argentinischen Fans gelten als die Kriminellsten weltweit. In keinem anderen Land gab es seit Einführung des Profifussballs so viele Tote. 328 Opfer listet die Gruppierung «Salvemos el futbol» (Lasst uns den Fussball retten) auf.
Allein in diesem Monat starben zwei Fans: Javier Luis Cabrera (†22) wurde mit zwei Kopfschüssen hingerichtet. Martín González (†20) starb nach einer wüsten Schlacht zwischen verfeindeten Fangruppierungen.
Schutzgelder und Drogenverkauf im Stadion
Die sogenannten «Barras Bravas» (Wilde Horden) sind mafiöse Vereinigungen, die den Ticketverkauf unter sich aufteilen, Schutzgelder von den Verpflegungsständen, Spielern und Klubbossen erpressen und im Stadion den Drogenverkauf organisieren. Wenn grad kein Spiel ist, dann trommeln sie bei Streiks und Wahlveranstaltungen für die Parteien oder treten als Leibwächter für Politiker und Gewerkschaftsbosse auf. In den Luxushotels von Buenos Aires verkaufen sie Ticketpakete an ahnungslose Touristen zu überhöhten Preisen. Im Stadion stehen die Touristen unter dem zweifelhaften Schutz der Hooligans. Man will sich dieses florierende Geschäft ja nicht selber vermiesen.
Sportlich ist dieses Endspiel zwischen den beiden Traditionsklubs aus Buenos Aires von eher durchschnittlichem Wert. Die heimische Meisterschaft (mit 26 Teams!) ist eine Operettenliga. Angesichts der Vielzahl von Spielen schonen die Grossklubs ihre Stars lieber für die lukrativen Partien in der Copa Libertadores.
Herzinfarkt-Tipps vom Kardiologen
Die Besten spielen ohnehin im Ausland. Über 2000 argentinische Profis sind rund um die Welt im Einsatz. Juves Superstar Paulo Dybala zum Beispiel hat kein einziges Spiel in der höchsten argentinischen Liga absolviert.
Und an einen richtig guten «Superclásico», wie das Duell River-Boca heisst, kann sich auch kaum einer erinnern. Viel zu viel steht bei diesen Partien auf dem Spiel. Die argentinischen Kardiologen haben jedenfalls schon mal Tipps gegeben, wie sich die Fans vor einem Herzinfakt während des Spiels schützen können.