Königlich in der Krise
Fünf Gründe für Reals Absturz

Real Madrid steckt nach dem überraschenden Aus in der Copa del Rey immer tiefer in der Krise. Die Gründe sind mannigfaltig.
Publiziert: 25.01.2018 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:50 Uhr
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Real Madrid verabschiedet sich blamabel aus der diesjährigen Copa del Rey.
Foto: Francisco Seco

Am Mittwochabend erreicht Real Madrids Saison einen neuen Tiefpunkt. Gegen den madrilenischen Vorstadtklub Leganes taucht der Nobelverein im Cup-Viertelfinal. Vor spärlicher Heimkulisse verlieren die Königlichen 1:2 und sagen nach der Meisterschaft (19 Punkte Rückstand auf Leader Barça) nun auch der Copa del Rey Adios! Was sind die Gründe für die Real-Krise, die immer grössere Ausmasse annimmt? Ein Erklärungsversuch. 

1. Zidanes übertriebene Rotation

Europäische Spitzenvereine tanzen auf mehreren Hochzeiten. Cup, Liga, Champions League – da läppern sich locker 50 Partien zusammen. Um dem Abhilfe zu schaffen, schonen Trainer bisweilen ihre Stars. Auch Zidane. Nur: Beim Copa-Debakel am Mittwoch übertreibt es der Franzose. Obwohl Real das Hinspiel bei Leganes nur 1:0 (und das äusserst glücklich) gewonnen hat, entscheidet sich «Zizou», die zweite Garde auflaufen zu lassen. Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Toni Kroos stehen nicht einmal im Aufgebot. Luka Modric, Raphael Varane, Dani Carvajal und Casemiro sitzen lediglich auf der Bank. Sieben Spieler, die La Coruna am Sonntag mit 7:1 aus dem Bernabeu ballern. Die Frage drängt sich auf: Warum geht Zidane so viel Risiko ein?

Zidane verändert seine Startelf häufig.
Foto: Getty

2. Schwache Ersatzbank

Das Vertrauen Zidanes in seine Ersatzbank ist – wie er am Mittwoch beweist – riesig. Nur zahlen es seine Jungs nur selten zurück. Neuzugänge wie Theo Hernandez, Dani Ceballos, Borja Mayoral oder Jesus Vallejo bleiben meilenweit hinter den Erwartungen zurück. Vor Jahresfrist sah das noch ganz anders aus: James Rodriguez und Alvaro Morata warteten als Edeljoker auf ihre Einsätze. Stürmen wildentschlossen auf den Platz. Und treffen am laufenden Band. In der Defensive sorgte Pepe für Stabilität, die nun fehlt. Mit anderen Worten: Real ist schwächer aufgestellt als noch letzte Saison. Statt die Abgänge mit ebenbürtigen Profis zu kompensieren, ist man dem Ruf des Jugendwahns gefolgt.

Theo Hernandez (r.) hat in Madrid den Tritt noch nicht gefunden.
Foto: AFP

3. Titelhunger gestillt

Die Superstars in Weiss sind satt. Kein Wunder, hat man in den letzten vier Jahren doch drei Mal die Champions League gewonnen. Mit dem Liga-Triumph im vergangenen Mai konnte man zudem der Durststrecke auf nationaler Ebene ein Ende bereiten. Dazu kommen unter anderem Trophäen im spanischen Super Cup gegen Erzrivale Barça und die Klub-WM. Ist der Ansporn, sich die Krone Europas zum dritten Mal en suite aufzusetzen, gross genug, um nochmals alle Energievorräte anzuzapfen?

Real Madrid gewinnt die Königsklasse zweimal in Serie.
Foto: AP

4. Stürmer mit Ladehemmungen

Üblicherweise holt sich die Real-Defensive in Spaniens Sportgazetten schlechte Noten ab. Aktuell ist es aber die Offensivmaschinerie, deren Betriebstemperatur bestenfalls lau ist. Allen voran Cristiano Ronaldo (15 Tore, davon sechs in der Liga) und Karim Benzema (fünf Tore, davon zwei in der Liga) hinken der Form der abgelaufenen Saison hinterher. Der Dritte im Bunde, Gareth Bale, zeichnet sich meistens durch verletzungsbedingte Abwesenheit aus.

Daneben! Karim Benzema (v.) vergibt eine Torchance.
Foto: REUTERS

5. Ohne CR7 kein Plan B

«Keine Sorge, Cristiano Ronaldo regelt das schon.» Ungefähr so scheinen die Herren der Teppichetage skeptische Kaderfragen zu beantworten. Und tatsächlich verkörpert der fünffache Weltfussballer mit seiner übermenschlichen Torausbeute (424 Tore in 419 Pflichtspielen) im königlichen Dress einen der Grundpfeiler des Erfolgs von Real Madrid. «Ohne Ronaldo ist Real nicht Real», schreibt die Madrider Sportzeitung «Marca» unlängst. Und liegt damit richtig. Noch nie seit seiner Ankunft in Madrid im Sommer 2009 hat Ronaldo im Januar weniger Tore erzielt. Das spürt Real, und beweist: CR7 allein kanns nicht richten.

Nicht der Ronaldo, dem Madrid zu Füssen liegt.
Foto: GETTY

Coach Zidane bläst nach der neuerlichen Schmach ein rauer Wind entgegen. Der Kredit, den sich der 45-Jährige zuerst als Spieler und dann als Trainer verdient hat, ist langsam aufgebraucht.

Die Saison lässt sich nur noch durch einen Triumph in der Königsklasse retten. Im Achtelfinal wartet Paris Saint-Germain – ein dicker Brocken. Müssen die Hauptstädter auch in ihrer Königsdisziplin die Segel streichen, dürfte im Sommer das grosse Sesselrücken beginnen. Und kriselt Madrid, ist niemand sicher. Auch nicht Zidane. (sag)

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