Bernd Reichart, früher Chef des TV-Senders RTL, soll als neuer Geschäftsführer der Agentur «A22 Sport Management» einen weiteren Anlauf unternehmen, das umstrittene Projekt einer Super League im Fussball zu etablieren. «Unser Ziel ist es, mit den Klubs über einen Wettbewerb zu sprechen, der attraktiver, unterhaltsamer, spannender, gerechter und wirtschaftlicher ist», sagte der 48-Jährige der Bild-Zeitung.
Die erste Super League, die im April 2021 nach wenigen chaotischen Tagen bereits wieder Geschichte war, hatte laut Reichart «klare Schwachstellen». Daraus hätten die Verantwortlichen aber gelernt: «Es muss einen offenen Wettbewerb mit sportlicher Qualifikation wie Auf- und Abstieg geben. Jeder europäische Verein muss sich qualifizieren können – von Legia Warschau über Union Berlin bis Real Madrid.»
Real, Barça und Juve klagen gegen die Uefa
Ihm imponiere, dass Real, der FC Barcelona und Juventus Turin «die Diskussion weiterführen wollen, obwohl die Uefa massiven Druck ausgeübt hat.» Bei vielen Vereinen aber herrsche «Konsens, dass es so nicht weitergehen kann», behauptete der Deutsche.
Auch die Fans, die gegen die «Super League 1.0» auf die Barrikaden gegangen waren, wolle er in den Dialog einbeziehen. Dies sei keine Floskel, so Reichart: «Anders als vergangenes Jahr liegt kein fertiges Format in der Schublade.» Die nationalen Ligen wolle er zudem nicht antasten, diese «sind und bleiben das Herzblut des Fussballs».
Real, Barcelona und Juventus – die letzten standhaften Abtrünnigen von 2021 – klagen vor dem Europäischen Gerichtshof gegen das Monopol der Uefa. Das Urteil, das für März 2023 erwartet wird, «wird den europäischen Fussball auf Jahrzehnte beeinflussen», glaubt Reichart: «Reformen sind zwingend. Aber bisher verhindert Paragraf 51 der Uefa-Statuten sogar, dass die Klubs über neue Modelle jenseits der Uefa reden dürfen. Ihnen drohen Sanktionen, wenn sie sich an Gesprächen beteiligen. Wo bleibt denn da die Meinungsfreiheit?» (AFP)