BLICK: Johan, warum wechseln Sie in die Türkei?
Johan Djourou: Als ich in Antalya war, fiel mir der Entscheid nicht mehr schwer. Ich war vor zwei Jahren ich mit dem Hamburger SV in Belek im Trainingslager. An einem freien Nachmittag war ich mit meinen Teamkollegen in Antalya. Eine unglaublich schöne Stadt und Region.
Sie haben sich lange Zeit gelassen für den Wechsel.
Ja, es war das erste Mal in 15 Jahren, dass ich vertragslos war und ich habe mir gesagt, dass ich mir genug Zeit für die Angebote nehmen will. Das habe ich gemacht und ich bereue es nicht.
Wie Istanbul war auch Antalya war Opfer von Bomben-Anschlägen. Haben Sie Angst?
Ich habe in dieser Touristen- und Strand-Region noch nie jemanden darüber reden hören.
Ihre Frau hat auch keine Angst?
Nein, im Gegenteil. Sie freut sich riesig und gibt mir Vertrauen. Die ganze Familie ist ungeduldig, sich endlich in Antalya einzurichten.
Ihre Mutter hätte es sicher lieber gesehen, wenn Sie mit Ihren drei Töchtern in die Region Genf gezogen wären, oder?
Es war immer klar, dass meine Karriere Priorität hat. Es ist eine extrem kurze Zeit, in der Du als Spitzensportler Deine Leidenschaft ausleben kannst. Nach der Karriere werde ich mich Vollzeit meiner Familie widmen können. Nur wenige Menschen haben die Möglichkeit, vor 40 Jahren quasi in einen «Halbruhestand» zu gehen.
Es hiess, Ihr Wechsel zu Montpellier sei klar. Warum scheiterte er in letzter Sekunde?
Ich kannte die Region ja schon, weil mit der Nati während der EM 2016 dort wohnten. Es ist eine Stadt, wo man gut leben kann, mit einem sehr familiären Fussballklub. Ein sehr menschlicher Verein mit einer fantastischen Atmosphäre – ja, Montpellier war auf meiner Shortlist. Aber das Leben wollte es, dass ich bei Antalyaspor unterschreiben und ich bin sehr glücklich damit.
Auch Sheffield wollte Sie. Haben Sie sich dagegen entschieden, weil der Klub nur in der zweiten englischen Liga spielt? Nati-Coach Vladimir Petkovic soll gesagt haben, das sei kompliziert für eine WM-Teilnahme. Stimmt das?
Petkovic und ich haben darüber gesprochen, auf meinen Wunsch hin, das stimmt. Was er gesagt hat, bleibt unter uns. Es tut gut, seine Überlegungen mit dem Trainer auszutauschen. Man muss immer auf kluge Ratschläge hören, wenn man denkt, seine Wahl getroffen zu haben.
Ist Petkovic denn zufrieden mit Ihrer Wahl?
Es geht nicht darum, ob er zufrieden ist oder nicht, es geht um meine Zukunft. Um eine neue Herausforderung, eine neue Erfahrung. Ich habe meine Klubs nie wegen der Nationalmannschaft ausgesucht, sondern wegen meiner Ambitionen. Jetzt geht es erstmal darum, dass ich meinen Stammplatz hole und gute Leistungen bringe.