In den USA laufen aktuell Prozesse rund um die Korruptionsaffären im Weltfussball. Gleich der erste Zeuge lässt die Fifa-Erde so richtig erzittern: Alejandro Burzaco ist CEO der argentinischen Firma «Torneos y Competencias», die – gemäss Burzaco selbst – über 10 Jahre lang Schmiergelder für TV-Rechte an den Südamerika-Verband Conmebol gezahlt habe. Burzaco hat unter Eid ausgesagt, dass Argentiniens Ex-Verbandchef Julio Grondona für seine WM-Stimme eine Million Dollar erhalten habe. Diese Anschuldigungen unter Eid sind ein Novum in der Geschichte des Weltverbandes. Der langjährige Schweizer Fifa-Funktionär Guido Tognoni ordnet die jüngsten Vorwürfe ein.
Was passiert jetzt nach der Bestechungsbestätigung bei der Vergabe der WM 2022 vor einem New Yorker Gericht?
Guido Tognoni: Wenn die höchste Instanz der Fifa bestechlich ist, liegt dann das Problem bei Katar oder bei der Fifa? Ich wäre dann auf jeden Fall lieber Anwalt von Katar.
Kann Katar die WM überhaupt weggenommen werden?
Theoretisch ja. Aber Katar hat schon Milliarden investiert und würde bestimmt Schadenersatzforderungen stellen, welche die Fifa in den Abgrund führen können.
Wer könnte als Ersatz einspringen?
Das könnten so kurzfristig eigentlich nur Deutschland oder die USA. Ich nehme aber an, dass die Amerikaner das aus politischen Gründen nicht machen würden.
Sie haben einige Zeit in Katar gearbeitet. Waren Sie 2010 bei der WM-Vergabe irgendwie involviert?
Ich bin mit Mohamed bin Hammam befreundet. Er war verantwortlich, dass Katar die WM bekommen hat. Ich lebte damals schon nicht mehr dort und war dabei überhaupt nicht beteiligt.