Halbes Jahr nach Kriegsbeginn
In der Ukraine rollt der Ball wieder

Die ukrainische Premjer-Liha ist am Dienstag in die neue Saison gestartet. Sie soll den kriegsgeplagten Ukrainern etwas Ablenkung verschaffen. Doch das Trauma ist auch zum Meisterschafts-Auftakt allgegenwärtig.
Publiziert: 23.08.2022 um 16:48 Uhr
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Zuschauer sind in den Stadien noch nicht zugelassen. Trotzdem rollt der Ball auch in der Ukraine wieder
Foto: FEDERICO GAMBARINI

Fast auf den Tag genau ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn rollt in der Ukraine der Ball wieder. Mit der Begegnung zwischen Schachtar Donezk und Metalist Charkiw nahm die höchste ukrainische Fussballliga am Dienstagmittag ihren Spielbetrieb wieder auf. Das Datum war kein Zufall, am offiziellen Tag der Staatsflagge sollten die Fussballer den kriegsgeplagten Ukrainern etwas Ablenkung verschaffen.

Doch von unbeschwertem Spielspass konnte keine Rede sein – was nicht unbedingt am torlosen Unentschieden zwischen Donezk und Charkiw lag. Der russische Angriffskrieg, der die Ukraine seit dem 24. Februar in einen Ausnahmezustand versetzt hat, war auch beim Ligastart allgegenwärtig.

Vor dem Anpfiff des ersten Spiels in Kiew gedachten beide Teams mit einer Gedenkminute der Kriegsopfer, zudem durfte ein versehrter Kriegsveteran den symbolischen Anstoss ausführen. Von den Rängen gab es keinen Jubel, denn alle Spiele finden aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres ohne Zuschauer statt.

Spielabbruch bei Sirenenalarm

Auch für die Profis gelten strenge Sicherheitsregeln. Bei einem Luftalarm wird das Spiel unverzüglich abgebrochen, alle Beteiligten haben sich dann in die Schutzkeller zu begeben, die sich laut Konzept in unmittelbarer Nähe des Stadions befinden müssen. Sollte ein Wiederanpfiff der Partie nicht möglich sein, geht das Resultat zum Zeitpunkt des Alarms in die Wertung ein.

Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski soll sich höchstpersönlich für die Wiederaufnahme der Meisterschaft starkgemacht haben. «Ich habe mit Selenski darüber gesprochen, dass es wichtig ist, die Menschen mit Fussball abzulenken», sagte Andri Pawelko, der Präsident des ukrainischen Fussballverbandes.

Die Saison der Premjer-Liha begann ohne die Teams Desna Tschernihiw und Mariupol, deren Infrastruktur durch den Krieg massiv zerstört wurde. Die meisten Spiele sollen in Kiew und in westukrainischen Städten ausgetragen werden. Ein Ausweichen ins Ausland wäre das falsche Zeichen und «künstlich» gewesen, meinte Pawelko, der von einer «historischen Meisterschaft» sprach. (SDA/bjl)

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