Lange musste der Schwabe nicht warten. Fünf Wochen ganz genau. Dann hatte er einen neuen Job. Als Coach des FC Sochaux-Montbéliard. Wohl «nur» ein Zweitligist ein Frankreich. Aber einer mit grosser Tradition. Zweimal Meister. Zweimal Cupsieger. Und mit einem Innerschweizer an der Spitze: Ex-YB-Sportchef Ilja Kaenzig ist Generaldirektor des Klubs aus Montbéliard, keine 20 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt.
Als Zeidler am Handy antwortet, ist er auf dem Weg nach Paris. «Ich habe die Ehre Experte bei SFR für das Confed-Cup-Spiel der Deutschen gegen Chile zu sein», sagt der Mann, der perfekt bilingue ist. Kaum zurück in Frankreich – Zeidler war 2011/12 Trainer von Tours – ist er ein gefragter Mann. Es geht ihm gut. Der Ärger über die Entlassung in Sion ist verraucht. Und er ist nicht U21-Trainier in Sion geworden, wie ihm CC schmackhaft machen wollte. War das nie ein Thema? «Ich kann es gut mit den Jungen. Aber ich denke, die Frage erübrigt sich, wenn Sie sehen, wo ich nun bin», sagt er. Nein, das hätte er nicht übers Herz gebracht, im Klub, an dem er so sehr hängt, nur noch die U21 zu trainieren.
Zeidler wäre beim Cupfinal so gern dabei gewesen
Wie er es auch nicht übers Herz brachte, sich den Cupfinal anzuschauen. «Ich wäre da so gerne dabei gewesen. Ich wollte mit der Mannschaft europäisch spielen. Ich kann nicht garantieren, dass wir das geschafft hätten. Aber zumindest hätten wir ein tolles Spiel gemacht. Da bin ich mir sicher.» Als Zeidler entlassen wurde, lag Sion auf Platz drei und war noch nicht Cupfinal-Verlierer. Der erste in der Geschichte des FC Sion.
Dass CC ihm diese Gelegenheit genommen hat, «das schmerzt», sagt er. Ohne indes ein schlechtes Wort zu verlieren über den Mann, der ihm diese Schmerzen zugefügt hat. «Das tue ich nicht. Vielmehr war es für mich sehr wichtig, nicht m Streit, sondern in einer positiven und guten Atmosphäre auseinanderzugehen. Das letzte Gespräch mit Christian, als ich ihn um Auflösung des Vertrags bat, bevor ich bei Sochaux unterschrieb, war sehr professionell. So behalte ich sehr viele gute Erinnerungen ans Wallis. Ich bin auch dem Präsidenten dankbar, denn er hat mir diese Chance gegeben. Und ich denke, ich habe sie genutzt.»
Nachdem mit CC alles klar war, kaufte sich Zeidler die «Equipe», setzte sich auf die Terrasse eines Cafés in Martigny und trank einen Kaffee. Zur Kenntnis nehmend, und das nicht ohne Wohlwollen, dass ihn die Fans immer noch ansprechen. «So ist das halt hier. Der FC Sion gehört zum Wallis wie der Wein und die Aprikosen.»
«Peters Multikulti-Touch und seine Weltoffenheit waren starke Argumente»
Doch nun liegt sein Fokus voll und ganz auf Sochaux. Ein Klub, der nach dem Abstieg vor drei Jahren durch einige Turbulenzen musste. «Aber er ist eine Institution! Die Jugendarbeit ist toll, auch die Infrastruktur. Und Sochaux will zurück ins Oberhaus. Da darf man kein anderes Ziel haben.» Einfach zu erreichen ist es nicht. Die letzten beiden Saisons musste man achtgeben nicht abzusteigen. «Die halbe Liga will rauf», präzisiert Kaenzig.
Warum ist Zeidler der richtige Mann für dieses Unterfangen? «Unsere Klubbesitzer sind Chinesen. Peters Multikulti-Touch und seine Weltoffenheit waren starke Argumente», sagt Kaenzig. Und weiter: «Er kann Begeisterung hineinbringen, lässt einen begeisternden Fussball spielen. Er schaut über den Tellerrand hinaus, lacht viel. Es macht grossen Spass mit ihm zusammenzuarbeiten. Und er kommt enorm gut an.»
Und wenn er dann Heimweh hat? Weder seine Stuttgarter Heimat noch das Wallis sind wirklich weit entfernt. Und das Wallis hat er sowieso immer bei sich. Dank Assistenztrainer Bruno Pascale aus Sierre VS. Ein lupenreiner Walliser, den er in Sion kennengelernt hat. Zwischen den beiden hats gleich gefunkt. Und dank eines Sion-Dresses, das ihm Pascale mitgebracht hat. «In diesem gehe ich joggen. So bin ich», sagt Zeidler. «Mit dem Shirt von Hoffenheim habe ich das nicht gemacht…»