Ausgerechnet die Franzosen könnten am Dienstag das Ende der Löw-Ära in Deutschland besiegeln. Ausgerechnet der Weltmeister, gegen den Löw die letzten vier Aufeinandertreffen nicht gewinnen konnte. «Gegen Frankreich geht es um alles», schreibt die «Bild», die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands.
Vom Boulevard-Blatt erhielt Löw in der Vergangenheit stets Rückendeckung. Auch, als Deutschland an der diesjährigen WM in Russland historisch kläglich in der Vorrunde scheiterte. «Ein Trainer, der zwölf Jahre hervorragende Arbeit geleistet hat, verdient eine zweite Chance».
Die Zeit des Rückenstärkens ist nun aber auch bei den Bild-Journalisten zu Ende. Löws Kredit aufgebraucht. «Es reicht, Jogi!», unterstreicht die Zeitung ihre Meinung zum Bundestrainer, der seit Sommer 2006 das Sagen an der Seitenlinie hat und 2014 Weltmeister wurde. Löw habe keine Idee, wohin sich die Nationalmannschaft bis zur EM 2020 entwickeln will. Stattdessen setze er weiterhin stur auf seine in die Jahre gekommenen Weltmeister wie Boateng (30), Hummels (29) oder Müller (29) statt auf Brandt (22), Sané (22) oder Süle (23). «Er schreckt bei seinen Weltmeistern weiter vor harten Entscheidungen zurück.» Auch Christoph Daum, ehemaliger Bundesliga-Trainer, stützt diese These. Demnach treffe Löw «viele Dankbarkeits-Entscheidungen».
Die Konsequenz: Deutschlands neue Generation kann sich nicht entwickeln, wenn sie nicht spielt. Auch deshalb fordert Deutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus einen Torwartwechsel. Marc-André ter Stegen «hätte langsam die Chance verdient». Manuel Neuer sei nicht in Form, strahle keine Sicherheit aus.
Gegen Frankreich spielt Löw um seine Zukunft. «Die Diskussion um meine Person ist nicht meine Aufgabe», kommentiert der 58-Jährige knapp. Verliert er gegen den Weltmeister, dann droht den Deutschen in der Nations League der Abstieg aus der Liga A. Und dann ist die Diskussion um Löws Person nicht mehr aufzuhalten.