Es sei alles ruhig abgelaufen, heisst es im Bericht der «New York Times». In Zivil verlangen am frühen Mittwochmorgen – zwei Tage vor dem Fifa-Kongress im Hallenstadion – die Schweizer Beamten im Hotel Baur au Lac in Zürich Zimmerschlüssel von sieben verdächtigen Fifa-Funktionären, die sich dort einquartiert haben.
Die Vorwürfe: Korruption, Geldwäscherei und Überweisungsbetrug – in den letzten zwei Jahrzehnten. Es geht um WM-Vergaben und TV-Deals.
Erst nannte die Zeitung vier Namen, darunter Jeffrey Webb von den Cayman Islands, Vize-Präsident des Exekutiv-Komitees, der Uru Eugenio Figueredo, bis vor kurzem Präsident von Südamerikas Fussballverband, Jack Warner von Trinidad und Tobago und Eduardo Li aus Costa Rica.
Die New Yorker Staatsanwaltschaft legt etwas später fünf weitere Namen offen: Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel, José Maria Marin und Nicolás Leoz. In Zürich verhaftet wurden Figueredo, Li, Marin, Rocha, Takkas, Webb und Esquivel.
Zudem fallen auch Namen von Sport-Marketing-Vertretern. Diese lauten: Alejandro Burzaco, Aaron Davidson, Hugo Jinkis and Mariano Jinkis. Ebenfalls angeklagt sei José Margulies.
Wer sind die Männer, denen nun in den USA der Prozess droht?
Fifa-Vize Jeffrey Webb (50) stammt von den Cayman Islands, ist sei 2012 Präsident der CONCACAF, des nord- und mittelamerikanischen sowie karibischen Fussballverbands. Zudem ist er seit 1991 Präsident des Landesverbands der Cayman Islands.
Webb machte sich einen Namen als «erfolgreicher Banker» bei der Fidelity Ltd., einer der grössten Banken auf den Cayman Islands. Seit 2013 steht er zudem der Anti-Diskriminierungs- und der Anti-Rassismus-Task-Force der Fifa vor.
Ein mit 83 Jahren etwas älteres Semester ist Eugenio Figueredo. Der aus Uruguay stammende Fifa-Funktionär war von 1997 bis 2006 Vize-Präsident des südamerikanischen Fussballverbands CONMEBOL. Seit April 2013 ersetzte er Nicolas Leoz als deren Präsident. Auch er, der ebenfalls im Fifa-Exekutivkommittee sitzt, soll im Zuge der WM-Vergaben unter Korruptionsverdacht geraten sein.
Den bekanntesten Namen der drei trägt Jack Warner aus Trinidad und Tobago. Der 72-jährige Geschäftsmann und Politiker war bis 2011 Vize-Präsident der Fifa und Präsident des CONCACAF. Dann aber geriet er unter Korruptionsverdacht, musste zusammen mit Mohamed bin Hammam vor der Ethik-Kommission der Fifa antraben.
Zusammen mit Bin Hammam soll Warner in der Karibik Stimmen für Bin Hammams Wahl zum Fifa-Präsidenten gekauft haben. Im Juni 2011 legte Warner alle seine Fifa-Ämter nieder. Jetzt wird ihm vorgeworfen, vor der Vergabe der WM 2022 nach Katar fast zwei Millionen Dollar von der Firma des katarischen Fussball-Funktionärs Mohammed Bin Hammam angenommen zu haben. 1,2 Millionen Dollar sollen an Warner direkt geflossen sein. Weitere 750'000 Dollar an seine Söhne. Die Summe war zunächst über eine Bank auf den Cayman Inseln gezahlt worden, das dortige Institut verweigerte die Transaktion aber, weil man Zweifel an der Legalität hatte.
Am Ende floss das Geld dann über eine New Yorker Bank an Warner. Somit wurde das FBI auf die Zahlung aufmerksam.
Nicht unter den Genannten ist Fifa-Präsident Sepp Blatter (79). Dafür sei der Costa Ricaner Eduardo Li – Präsident des costa-ricanischen Fussballverbands – von den Beamten aus einem Seitenausgang geführt worden. Seine Koffer voller Fifa-Kleber. (wst)