Der Fussball rollt wieder! Auch in Russland wartete man bis Freitag sehnlichst auf den Re-Start der Meisterschaft. Und dieser bietet gleich seinen ersten Skandal. Die skurrile Geschichte hinter einer 1:10-Klatsche.
Farmteam von Putins Zenit gegen Spiel-Verschiebung
Strikte Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen ermöglichen es überhaupt, dass wieder gekickt werden darf. Trotz allem infizieren sich sechs Spieler des FK Rostow mit Corona, was die gesamte Mannschaft zur Quarantäne zwingt.
Auftaktgegner FK Sotschi scheint das jedoch nicht zu interessieren, und lehnt die Anfrage, die Partie zu verschieben, ab. Auch die russische Liga greift nicht durch – Rostow muss spielen. Dem aktuell Viertplatzierten bleibt nichts anderes übrig, als seine Nachwuchsspieler nach Sotschi zu schicken.
Brisant: Der FK Sotschi gilt als Farmteam von Zenit St. Petersburg, Leader der laufenden Meisterschaft. Zenits grösster Fan? Präsident Wladimir Putin. Und der amtierende Meister ist scharf darauf, jeden Titel-Kandidaten auf Abstand zu halten. Kein Wunder, will Sotschi (9.) die Partie um jeden Preis durchführen. Unsportlichkeit vom Feinsten.
Provokation vor der Partie
Die Fussball-Fans in Russland sind von diesem Verhalten schockiert – Sotschi wird in den Sozialen Medien regelrecht zerfetzt. Doch statt die Situation zu schlichten, giesst der Klub Öl ins Feuer. Am Tag des Spiels postet er auf Instagram ein Bild eines traurigen Schuljungen. Die Überschrift: «Das ganze Land wird mit Schuljungen mitfiebern? Wir waren alle mal Schuljungs. Lass uns heute Fussball spielen. Es ist ausgeglichen. Der Ball ist rund. Spiele, bis dich die Mutter nach Hause schickt.»
Ein Seitenhieb gegen Rostows Jugendspieler, die alle zwischen 16 und 19 Jahre alt sind und grösstenteils noch zur Schule gehen.
Goalie trotz zehn Gegentoren Mann des Spiels
Die Nachwuchsspieler haben seit März nicht mehr trainiert und feiern sogleich alle ihr Debüt in der Premjer-Liga. Die logische Folge: Eine 1:10-Klatsche. Trotz zehn Gegentoren gibts für Rostow-Goalie Denis Popow Erfreuliches. Der erst 17-Jährige pariert in 90 Minuten ganze 15 Schüsse (inkl. Penalty, siehe Video oben). Rekord in der höchsten Liga Russlands!
Lob gibts vom Vereinspräsidenten höchstpersönlich. «Unsere Burschen sind grossartige Männer», lässt sich Artasches Arutjunjants zitieren. «Das ist alles, was zählt. Diese Burschen sind zukünftige Meister.» Zum Verhalten des Gegners sagt er bloss: «Kein Kommentar.»
Das klare Resultat ist aber nicht das Einzige der Partie, das zu reden gibt. Während der ersten Halbzeit wird das Spiel kurz unterbrochen, um den Ärzten des Landes zu danken. Ironisch, wenn man bedenkt, wie es überhaupt zu dieser Partie gekommen ist.
Aus dem Meisterrennen ist Rostow nun praktisch raus. Der Klub kämpft aber noch um die direkte Qualifikation für die Champions League (drei Punkte Rückstand). Bleibt zu hoffen, dass die Südrussen möglichst bald wieder mit ihrer ersten Mannschaft antreten können. (mou)