Lars Olsen, haben Sie die Weltrangliste eingerahmt?
Nein, nein. Dieses Ranking zeigt nicht das wahre Bild. Manchmal fällt man zurück, ohne zu spielen, weil anderswo gespielt wird. Aber stolz sind wir dennoch, denn wir sind ein kleines Land.
Die Färöer belegen Rang 74. China mit 1,4 Milliarden Einwohnern Rang 84!
Nach den beiden Siegen in der EM-Quali gegen Griechenland haben wir rund 80 Plätze gutgemacht. Nach dem verlorenen Test gegen den Kosovo ging es 30 zurück. Und zuletzt mit dem 0:0 gegen Ungarn und dem Sieg gegen Lettland wieder vorwärts.
Erzählen Sie deshalb jetzt Ihren Spielern, dass Sie auch die Schweiz besiegen können?
(lacht) Ich sage meinen Spielern immer, dass der Sieg drinliegt. Aber natürlich ist die Schweiz der grosse Favorit und auswärts ist es für uns besonders schwierig. Doch wenn wir Griechenland schlagen können, können wir vielleicht auch die Schweiz bezwingen.
Wie klappte diese 1:0-Sensation vor zwei Jahren in Athen?
Es ist eben immer alles möglich. Ich sage das meinen Spielern immer wieder!
Glauben die das wirklich?
Das hoffe ich! Aber manchmal klappt es natürlich nicht. Wir haben auch gegen Portugal daran geglaubt. Aber wir haben schlecht gespielt und verloren 0:6.
Wäre ein 0:1 wie ein Sieg gewesen?
Nein. Verlieren ist Verlieren. Ein gutes Resultat in der Schweiz ist ein Unentschieden oder ein Sieg. Und wir hoffen, dass wir nicht 0:6 verlieren. Doch die Resultate sind für uns dennoch nicht das Wichtigste.
Was denn sonst?
Die Leistung an sich. Ist diese gut, bin ich zufrieden. Ob sie auch für einen Sieg reicht, sehen wir nach dem Spiel.
Das ist ja selten der Fall. Wie motivieren Sie sich?
Indem wir besser und besser werden. Es ist sehr motivierend, unsere Fortschritte zu sehen. Auch für die Spieler.
Die keine Profis sind.
Die Hälfte der Mannschaft arbeitet noch. Die anderen Spieler sind Profis in Island, Dänemark oder Norwegen. Es wäre schön, wenn es mehr wären. Vor allem die Jungen würden profitieren. Die Qualität würde massiv steigen. Es ist nicht ideal für einen Fussballer, acht Stunden am Tag in einem normalen Job zu arbeiten.
Welchen Schweizer Spieler hätten sie gerne im Team?
Ich würde sie alle mit Handkuss nehmen! Die individuelle Qualität der Schweizer ist durchs Band grösser als bei uns. Wir haben keine Stars hier auf den Inseln, das Team ist der Star.
Sie sind als dänischer Europameister-Captain von 1992 der Star!
Ach was, das ist schon so lange her.
Stimmt eigentlich der Mythos, dass die dänischen Spieler damals direkt aus den Ferien zur EM gefahren sind?
Eine lustige Geschichte, nicht? Aber es war ein wenig anders. Viele Spieler, auch ich, haben im Ausland gespielt. Wir sind dann für ein Freundschaftsspiel gegen die für die EM qualifizierten Russen zusammengekommen. Während der Vorbereitung kam raus, dass wir die ausgeschlossenen Jugoslawen ersetzen dürfen.
Ist es gleich schwer mit den Färöern in der WM-Quali zu spielen wie mit Dänemark Europameister zu werden?
Man kann es nicht vergleichen. Klar, auch Dänemark ist ein kleines Land. Aber dort sind wir 5 Millionen. Auf den Färöern leben 50'000. Da gibt es nicht viele Spieler zur Auswahl. Am ehesten kann man uns mit Island vergleichen, selbst wenn auch sie zehnmal mehr Einwohner haben. Aber die Mentalität ist vergleichbar.
Ist die kleine Auswahl an Spielern Ihr grösstes Problem?
Das und dass die Hälfte der Mannschaft hier auf der Insel spielt. Ein Beispiel: Ich lebe eigentlich in Kopenhagen, aber bin bereits jetzt in Tórshavn und trainiere mit der Mannschaft. Denn hier ruht die Liga schon seit Ende Oktober. Deshalb müssen sie im Rhythmus bleiben.
Die Liga hat wegen des Wetters schon Winterpause?
Oh ja! Es regnet und windet.
Würden Sie bei einem Angebot eines guten Klubs sofort gehen?
Das kommt drauf an, was es wäre. Aber ich bin sehr glücklich hier. Die Entwicklung des Teams ist sehr gut. Und ich mag die Leute hier, sie arbeiten sehr hart. Sie wollen immer besser und besser zu werden.
Und Ihr Job ist sicher.
Das weiss man auch hier nie!
Aber Sie bekommen doch selbst bei einer Pleitenserie keinen Ärger.
Das könnte man meinen. Aber jeder der 50'000 Einwohner interessiert sich für Fussball. Deshalb gibt es jede Menge Meinungen. Auch hier gibt es Druck auf die Spieler und den Trainer. Und wenn du beginnst, Spiele zu gewinnen, steigt wie überall die Erwartungshaltung.
Von 1994 bis 1996 haben Sie in Basel gespielt. Erkennen Sie den Klub heute wieder?
Basel war zwar schon damals ein grosser Klub. Aber ohne den Erfolg von heute, jetzt ist er fast jedes Jahr in der Champions League erfolgreich. Wir waren damals im Tabellenkeller. Die Leute kamen trotzdem. Zu den Spielen gegen den FC Zürich kamen 50'000 Fans, das vergesse ich nicht mehr.
Diesmal werden Sie in Luzern vor 14'800 spielen. Es ist ausverkauft.
Wirklich? Cool! Aber eben, die Schweiz ist klarer Favorit. Ich habe an der EM gesehen, dass ihr eine wirklich starke Mannschaft habt.