Ex-GC-Spieler in Venezuela
Auf die Strasse getraut sich Feltscher nicht

Venezuela steht am Abgrund. Mittendrin der Schweizer Frank Feltscher, der beim Erstligisten Zulia FC spielt.
Publiziert: 16.02.2019 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2019 um 12:28 Uhr
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Fussballprofi Frank Feltscher spielt in Venezuela.
Martin Arn
Martin ArnReporter Fussball

Es ist drückend heiss in Maracaibo im Nordwesten Venezuelas. Um die 35 Grad. Frank Feltscher (30) macht sich auf den Weg ins Training. Vor 
einem Jahr hat sich der schwei­zerisch-venezolanische Doppelbürger auf das Abenteuer eingelassen und beim Zulia FC, einem Spitzenteam der venezolanischen Liga, angeheuert. «Es hat mich 
gereizt, einmal in der Heimat 
meiner Mutter zu spielen.»

Als Feltscher im Januar 2018 seinen Profivertrag unterschreibt, steht Venezuela bereits am Abgrund. «Inzwischen ist alles noch schlimmer geworden», sagt er. Die Inflation beträgt mehr als 
eine Million (!) Prozent. Zwischen Staatschef Nicolas Maduro und 
Interimspräsident Juan Guaidó tobt ein Machtkampf. Leidtragende sind die Menschen. Das Tageslimit am Bancomaten beträgt 500 Bolivares. Das sind nicht einmal 
20 Rappen.

Krisenland Venezuela

In Venezuela fehlt es an allem: an Medikamenten, Lebensmitteln, Arbeit. Als das argentinische Team River Plate gegen die Venezolaner von Trujillanos FC antreten mussten, nahmen sie Pasta, Reis, Fleisch, Trinkwasser und WC-Papier mit, weil das alles in Venezuela so schwer zu bekommen ist.

Frank Feltscher kann ein Lied davon singen: «Es gibt Tage, da hat es im Supermarkt keine WC-Rollen, keine Milch, dann wieder fehlt tagelang Poulet in den 
Regalen.»

Er räumt aber auch ein, dass er als Fussballprofi «sehr privilegiert» sei: «Ich weiss, dass ich hier in 
einer Seifenblase lebe.»

Gegen manche Dinge ist aber auch er machtlos. Etwa, wenn der Strom ausfällt oder kein Wasser aus dem Hahn kommt. «Und wenn es dann wieder fliesst, ist es braun», erzählt er.

Feltscher lebt mit Familie im Hochhaus

Eigentlich möchte Feltscher lieber über die schönen Dinge reden. Die sagenhaften Naturparadiese, den Dschungel, die Strände, die Warmherzigkeit der Menschen. «All das geht leider vergessen angesichts der Krise.»

Feltscher ist mit seiner Frau 
Milessi und Tochter Shaiel in einem Hochhaus untergekommen. Zutritt zum Komplex erhält nur, wer dort wohnt oder als Besucher angemeldet ist und sich ausweisen kann. Selbst kürzeste Strecken legt 
Feltscher im Auto zurück. «Auf der Strasse ist es zu gefährlich.»

Sportlich läuft es ihm und dem Team noch nicht wie gewünscht. «Letzte Saison galten wir als Anwärter auf den Meistertitel. Am Ende wurden wir nur Elfter.» Immerhin holte Zulia den nationalen Cup.

Vom venezolanischen Fussball ist Feltscher, der selber 14 Mal für die «Vinotinto» gespielt hat, dennoch begeistert: «Taktisch sind die Teams vielleicht nicht auf dem höchsten Niveau. Auch die Zuschauerzahlen sind nicht mit denen in der 
Schweiz zu vergleichen.» Mehr als 2000 Fans kommen selten zu den Spielen.

«Kehre vielleicht in die Schweiz zurück»

«Aber es gibt unglaublich viele, sehr talentierte junge Spieler.» 2017 verlor Venezuelas U21 an der WM erst im Final gegen 
England.

Feltschers Vertrag läuft noch bis Ende 2019. Was danach ist, weiss er noch nicht. «Vielleicht bleibe ich in Venezuela, vielleicht kehre ich in die Schweiz zurück.»

Zunächst einmal freut er sich aber auf die Copa Sudamericana, die südamerikanische Variante der Europa League. Auch wenn dort gleich das nächste grosse Abenteuer wartet. Am 19. März gastiert sein Team bei Nacional Potosí in Boli­vien. Gespielt wird auf 3960 Meter über Meer. 

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