Dem Schweizer Fussballfan ist die Szene in bleibender Erinnerung. Es ist der 22. Juni 1994. Die Schweiz trifft im zweiten WM-Gruppenspiel auf Rumänien. Gheorghe Hagi erhält in der 35. Minute 30 Meter vor dem Tor den Ball, läuft ein, zwei Schritte, justiert das Ziel. Den Rest erledigt sein linker Zauberfuss: 1:1. Auch wenn es nichts nützt: Die Schweizer erledigen Rumänien in einem der besten Nati-Spiele aller Zeiten mit 4:1. Doch es ist eine typische Szene für diesen einzigartigen Spielmacher, in seiner Heimat auch «Karpaten-Maradona» genannt, bester Fussballer in der Geschichte von Rumänien.
Gheorghe Hagi sagt nun im April dieses Jahres gegenüber dem Fussballmagazin «11 Freunde»: «Er ist ein absoluter Playmaker. Er spielt nicht wie Gheorghe Hagi, eher wie Zinédine Zidane.» Ianis sei im Gegensatz zu ihm «beidfüssig, grösser und schlanker». Die Rede ist von Ianis Hagi, Gheorghe Hagis Sohn. Und Ianis beweist bei der U21-EM in Italien gerade, dass die Worte des Papas nicht bloss väterlichem Stolz entspringen.
Ianis spielt im Klub unter Trainer Gheorghe
Ianis und Rumänien sind die Überraschung der EM. 4:1 gegen Kroatien, 4:2 gegen England und ein 0:0 gegen Frankreich bringen den fulminanten Rumänen die Halbfinal-Qualifikation ein. Ianis, der wie sein Vater die Nummer 10 auf dem Rücken trägt, zieht im Mittelfeld die Fäden, erzielt zwei Tore, beide Male mit dem linken Fuss.
Auf Klubebene spielt Ianis Hagi nach zwei Jahren bei der Fiorentina seit Januar 2018 wieder beim FC Viitorul. Den Verein hat Gheorghe Hagi 2009 selbst gegründet, seit 2014 ist er auch der Trainer. 2017 wurde Viitorul rumänischer Meister.
Für Rumänien geht die U21-EM am Donnerstag (18.00 Uhr) im Halbfinal weiter, Gegner ist Titelverteidiger Deutschland. Im anderen Halbfinal treffen Spanien und Frankreich aufeinander. Bei den Franzosen spielt ein gewisser Marcus Thuram mit, Sohn von Frankreichs WM-Held von 1998 Lilian Thuram. (klu)