Eklat im europäischen Fussball! Am Dienstagabend steigt in Reykjavík das EM-Quali-Spiel zwischen Island und der Türkei – ein heisses Duell, welches bereits im Voraus für rote Köpfe sorgt.
So berichtet die türkische Nationalmannschaft von schweren Missständen bei der Einreise am Sonntagabend. Über zwei Stunden lang werden Spieler, Trainer und Staff am Flughafen Kevlavik festgehalten, müssen sich einer strengen Kontrolle unterziehen. Auch ihr Gepäck wird mehrmals durchsucht.
Trainer Senol Günes beklagt sich auf der Pressekonferenz. «Sie haben alle meine Sachen durchsucht. Ich bin seit 53 Jahren im Fussball und wurde noch nie zuvor so behandelt. Warum schütteln die Flughafen-Mitarbeiter meinen Pass?»
Hacker legen Webseite des Fussballverbandes lahm
Nur Stunden nach dem Vorfall rächt sich eine türkische Hackergruppe mit zwei Angriffen auf die Webseite des Flughafens. Mehrere Stunden lang ist die Webseite nicht erreichbar. «Wir schauen nicht untätig zu, während unsere Mannschaft respektlos behandelt wird», schreiben die Hacker auf Twitter. Eine klare Botschaft, denn: «Bei weiteren Zwischenfällen legen wir das ganze Internet in Island lahm.»
Am Dienstagmittag geht die Hacker-Attacke in die nächste Runde: Die Webseite des isländischen Fussballverbandes ist lahmgelegt, ebenfalls eine Aktion der türkischen Gruppe.
Sogar Erdogan reagiert
Nach stundenlangen Kontrollen geht es dann für die Spieler endlich Richtung Hotel. Doch vor dem Flughafengebäude folgt gleich der nächste Zwischenfall. Kapitän Emre Belözoglu wird von den Medien belagert, ein Unbekannter streckt ihm statt eines Mikrofons eine WC-Bürste ins Gesicht. Dabei soll es sich aber nicht um einen Journalisten, sondern einen gelangweilten Touristen gehandelt haben. Dieser veröffentlichte die Geschichte auf seinem mittlerweile gehackten Facebook-Account.
Die politische Elite der Türkei reagiert sofort. Der türkische Aussenminister nennt die Behandlung «inakzeptabel» behandelt. Präsident Erdogan persönlich habe die Verantwortlichen der Mannschaft angerufen und ihnen zugesichert, dass das türkische Volk dem Team zur Seite stehe.
Die Flughafen-Firma verteidigt die Kontrollen. Ein Sprecher meint, dass die intensiven Untersuchungen «aufgrund internationaler Reglemente» notwendig gewesen seien. Dennoch sei das Prozedere schnellstmöglich durchgeführt worden.
Sicher ist: Zwischen Island und der Türkei bahnt sich ein heisses Spiel an. Sowohl auf als auch neben dem Platz dürfte es am Dienstagabend richtig zur Sache gehen.
Wegen Corona musste die Europameisterschaft um ein Jahr in den Sommer 2021 verschoben werden. Vom 11. Juni bis 11. Juli kämpfen die Schweiz und 23 weitere Mannschaften in elf Ländern um den Titel.
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