Den Abend des 17. Dezembers 2006 wird Alexandre Pato (32) nie mehr vergessen. Mit dem brasilianischen Verein Internacional Porto Alegre schlägt der 17-Jährige im Final der Klub-WM die Champions-League-Sieger aus Barcelona 1:0 – sein Stern geht auf.
Ein grosser Sieg, der dank Gegenspieler Ronaldinho eine noch höheren Stellenwert geniesst: «Man müsste ein neues Wort erfinden, um diesen Typen zu beschreiben. Er ist magisch, keine reale Person. An diesem Tag war ich kein Kontrahent auf dem Platz, sondern einfach nur ein Fan. Ich fragte ihn schon vor Anpfiff, ob ich sein Trikot bekommen könnte und obwohl nach Abpfiff ihn auch alle anderen darum baten, gab er es mir», erzählt der Mittelstürmer gegenüber «The Players Tribune».
600 Kilometer für ein Probetraining
Ein halbes Jahr später folgte der 27-Millionen-Transfer über den grossen Teich zur AC Milan. Die Geldsorgen seiner Kindheit? Wie weggeblasen.
Pato erinnerte sich, wie er im Alter von zehn Jahren von Internacional Porto Alegre entdeckt wurde. Für ein Probetraining fuhr ihn sein Vater 600 Kilometer weit: «Wir waren neun Stunden unterwegs. Unsere Familie hatte nicht viel Geld, weil meine Mutter wegen Rückenschmerzen nicht arbeiten konnte. Mein Papa hat vor Ort realisiert, dass wir uns ein normales Hotel nicht leisten konnten, also hat er uns in ein Sex-Hotel eingecheckt.»
«Ein Mädchen neben mir konsumierte Koks»
Es war der Anfang einer Karriere, die in Mailand ins Stocken geriet. Der Körper streikte. Die Verletzungen wollten nicht verschwinden. Er suchte Hilfe, besuchte Ärzte in den USA, Brasilien und Deutschland – vergeblich. «Ich habe nur noch geweint, geweint und geweint. Ich hatte Angst davor, nie wieder Fussball spielen zu wollen.»
2013 endete sein Italien-Abenteuer. Es zog Pato zurück in die Heimat. Nach einem Abstecher zu Chelsea und Villarreal landete er 2017 in China. In dieser Zeit öffnete ihm ein Ausflug nach Los Angeles endgültig die Augen: «Ich bin auf einer Party gelandet, auf dem ein Mädchen neben mir Koks konsumiert hat. Ich habe mich nur noch gefragt: ‹Was tust du überhaupt hier?›»
Mittlerweile ist er verheiratet, kickt in den USA bei Orlando, schöpft aus dem Glauben Energie und ist rundum zufrieden: «Wenn das Leben ein Spiel ist, habe ich gewonnen.» (nab)