«Du bist ein verhinderter Multimillionär»
Mehmet Scholl fällt Gnadenlos-Urteil über Sohn Lucas

In einem Podcast der «Bild»-Zeitung holt Mehmet Scholl zur Kritik an seinem Sohn Lucas aus und analysiert schonungslos, warum es Lucas Scholl zu keiner Weltkarriere gebracht hat.
Publiziert: 15.03.2021 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2021 um 10:22 Uhr
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Lucas Scholl im Bayern-Dress – das wirds so schnell wohl nicht wieder geben.
Foto: foto-net / Teamfoto

Berühmte Vater-Sohn-Gespanne im Profifussball sind längst keine Seltenheit mehr. Alleine in der Bundesliga sorgen derzeit mit Erling Haaland (Sohn von Alf-Inge Haaland), Marcus Thuram (Sohn von Lilian Thuram) und Justin Kluivert (Sohn von Patrick Kluivert) einige Fussballer-Sprösslinge für Furore.

Und auch der Sohn von Bayern-Legende Mehmet Scholl hätte in der Bundesliga auftrumpfen sollen – eigentlich. Denn obwohl Lucas Scholl (heute 24) als Jungspund unter Pep Guardiola am Bayern-Training teilnehmen durfte, kickt er heute in der österreichischen Bedeutungslosigkeit, beim SV Horn in der zweiten Liga.

«Das ist schon scheisse, wenn er das nicht erfüllt»

Sein Vater hat den Mittelfeld-Spieler in einem Podcast der «Bild»-Zeitung nun hart dafür kritisiert und analysiert schonungslos, warum er statt in der Champions League für den FC Bayern heute gegen Licht-Loidl Lafnitz und Blau Weiss Linz spielt.

Scholl unterscheidet den Fussball «grundsätzlich in drei Komponenten».

  • «Was kann er technisch, taktisch, wie stoppt er, wie passt er, wie dribbelt wer, wie verhält er sich? Da ist der Lucas bei 100 Prozent, das ist erfüllt.
  • Wie ist der Körperbau? Da ist er bei 60 Prozent.
  • Und eigentlich der wichtigste Bereich: Wie ist der Charakter? Wie reagiert ein Spieler, wenn es eng wird? Wird er besser, lehnt er sich auf, legt er eine Schippe darauf oder bricht er weg? Und da ist der Lucas bei 30 Prozent.»

Weiter führt Scholl fort, dass, wenn die zweite und die dritte Kategorie nicht zu 100 Prozent erfüllt werden könnten, das «schon scheisse» sei. Die erste Kategorie würden schliesslich eine Vielzahl der begabten Jungfussballer erfüllen.

Kai Traemann, der den Podcast führt, entgegnet daraufhin, dass das «ziemlich hart» sei. Scholl: «Aber wie soll ich es anders analysieren, wie soll das gehen? Natürlich will ich mein Kind doch jetzt nicht in die Pfanne hauen. Aber ich rede mit meinem Sohn ganz, ganz offen. Und ich sage ihm auch ganz offen: Du bist ein verhinderter Multi-Millionär.»

Scholl redet bei seinem Sohn von verschwendeten Tagen, gar von verschwendetem Talent – ein Blick auf die nackten Zahlen verdeutlicht diese These.

Trotz Guardiola als Förderer, kein Profi-Einsatz bei den Bayern

2014 setzt der damalige Bayern-Trainer aufgrund der fehlenden WM-Spieler, die sich noch im Urlaub befinden, auf einige Youngsters. Neben dem damals 17-jährigen Gianluca Gaudino (heute YB) eben auch auf Lucas Scholl (damals 18). Der Jungspund darf sich dann auch unter anderem im Rahmen des Telekom Cups gegen Gladbach auf dem Feld beweisen. Guardiola ist danach gar so angetan, dass er sich «vorstellen kann, auch im Bundesliga-Alltag mit Scholl zu planen».

Doch dazu kommt es nicht, ohne Profi-Einsatz wird er in die zweite Mannschaft zurückversetzt, 2017 verlässt er die Bayern ganz. Über ein Probetraining bei Luzern unter dem damaligen Coach Markus Babbel und einigen Stationen in der Regionalliga landet er dann in der österreichischen Provinz – mit überschaubarem Erfolg (16 Einsätze, zwei Assists, kein Tor).

«Die Erziehung hat dann aufgehört»

Mehmet Scholl spricht davon, dass die «Erziehung einfach irgendwann aufgehört habe»: «Die Erziehung zum Erfolg, die Erziehung zur Qual, die Erziehung, es unbedingt schaffen zu wollen - und zwar nicht zu seinen Bedingungen, sondern zu den Bedingungen, die es braucht, damit man oben ankommt. Wir wissen alle, was es braucht, um oben anzukommen. Das muss anerzogen werden. Und das wurde nicht mehr gemacht. Wenn ein Kind mit Lothar Matthäus zusammensitzt, der sagt dasselbe, mit Schweinsteiger, und der Papa ist noch der Mehmet, und er sucht trotzdem einen anderen Weg - dann bin ich irgendwann ausgestiegen.»

Der Europameister fügt noch an, dass sein Sohn wirklich «zwei, drei katastrophale Trainer» gehabt habe – das hätte aber nicht entscheidend sein dürfen. Auf die Frage, wie das zwischenmenschliche Verhältnis heute sei, antwortet Scholl: «Okay, gut. Der ist 25, was hast du da mit deinen Eltern noch zu tun gehabt?»

Noch ist er eigentlich gar nicht 25, im Juli feiert Lucas Scholl Geburtstag – ob es als Geschenk einen Wechsel zu einem höherklassigen Club gibt, bleibt abzuwarten. (rij)

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