Bei seinem Amtsantritt in Liverpool hatte Jürgen Klopp (57) im Sommer 2015 ein Versprechen abgegeben. Innerhalb von vier Jahren würden die Fans einen Titelgewinn feiern dürfen, prophezeite «The normal one». Klopp sollte Wort halten. Im Mai 2019 sicherten sich seine Reds den Champions-League-Pokal – nur ein paar Wochen vor Ende der sich selbst auferlegten Frist.
Neun Jahre nach seiner legendären Antrittsrede sieht sich Klopp am Dienstagnachmittag wieder mit einer Vorstellungspressekonferenz konfrontiert. Statt an der Anfield Road in Liverpool nimmt der Deutsche dieses Mal im Hangar 7 in Salzburg Platz. Auf ein erneutes Versprechen verzichtet er dabei aber nicht: «Ich garantiere, dass ich nie Trainer von einem unserer Klubs werde», so der neue «Head of Global Soccer» des Red-Bull-Konzerns. Wobei Klopp gleich zu Beginn anmerkt, dass er von der Bezeichnung seines neuen Jobs nicht restlos überzeugt sei. «Für mich heisst es ‹Football›, nicht ‹Soccer›», stellt er klar.
Vorstellung direkt neben Landebahn
Rund 160 Medienschaffende aus ganz Europa hat Red Bull für Klopps Vorstellung nach Salzburg einfliegen lassen. Seine ersten Worte bekommen vor Ort aber nur diejenigen mit, die sich vorgängig mit einem Funkempfänger und Kopfhörern eingedeckt haben. Denn obwohl Klopp mit einem Mikrofon ausgestattet ist, ist der langjährigen Liverpool- und Dortmund-Trainer aus ein paar Metern Entfernung kaum mehr zu verstehen. Was allerdings nicht nur daran liegt, dass Klopps neuer Arbeitgeber in seinem prunkvoll ausgestatteten Hangar aus Glas auf Lautsprecher verzichtet. Sondern auch an den Flugzeugen, die alle paar Minuten auf der benachbarten Landebahn des Salzburger Flughafens abheben und landen.
Mit Kopfhörern ist der neue Fussball-Boss des Red-Bull-Konzerns allerdings einwandfrei zu hören. Genau wie das Zischen der Getränkedose, die er nach wenigen Minuten schon fast demonstrativ öffnet. Seine ersten Tage seien sehr intensiv gewesen, berichtet Klopp. Ein Eishockeyspiel in München sowie zwei Fussballspiele in Paris und Leipzig besuchte er alleine am vergangenen Wochenende. «Ich habe schon viel gelernt», so sein Kurzfazit.
Red Bull buhlte schon lange um Klopp
Von Red Bull sei er schon immer fasziniert gewesen, erzählt er. Nach Tausenden Spielen und Pressekonferenzen als Trainer habe er sich einen Neuanfang gewünscht. «Jetzt ist der perfekte Moment», so Klopp. Ein Stratege sei er ohnehin schon immer gewesen. «In Mainz, Dortmund und auch in Liverpool bin ich auch in infrastrukturelle Dinge involviert gewesen, wie zum Beispiel den Bau eines neuen Trainingsgeländes», erzählt Klopp.
Über konkrete Ideen und Pläne will er aber noch nicht sprechen. Er wolle sie lieber erst umsetzen. Viel konkreter wird auch Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff (49) nicht: «Im professionellen Sport geht es am Ende ums Gewinnen. Durch Jürgen bekommen wir eine neue Perspektive geboten.» In den vergangenen Jahren habe es immer mal wieder Kontakt zwischen ihm und Klopp gegeben. «Ich habe immer gespürt, dass von seiner Seite Interesse da ist», sagt Mintzlaff. Geklappt habe es aber erst im letzten Herbst, nachdem Klopp sein Amt in Liverpool abgelegt hatte.
Noch kein Kontakt mit Odermatt
Dass der langjährige Trainer eines Traditionsklubs in die Chefetage des Grosskonzerns wechselt, hat in den vergangenen Wochen auch für viele kritische Stimmen gesorgt. Klopp selbst hat dafür kein Gehör. «Ein Doktor unterscheidet bei seinen Patienten auch nicht, woher sie kommen», so Klopp über die finanziellen Hintergründe der Klubs, für die er neu verantwortlich ist. Auch die Leute in Leipzig und Salzburg hätten schliesslich guten Fussball verdient. Ohnehin habe er durch seine neun Jahre in der Premier League, wo hinter vielen Klub grosse Investoren stecken, eine andere Sichtweise auf den Fussball gewonnen.
In seiner neuen Funktion will sich Klopp aber auch mit anderen Sportarten aus dem Red-Bull-Kosmos auseinandersetzen. Als Beispiel nennt er einen möglichen Austausch mit dem vierfachen Formel-1-Weltmeister Max Verstappen (27). «Er weiss am besten, wie man mit Druck umgeht. Dieses Wissen wollen wir auf den Fussball adaptieren», erklärt der zweimalige Welttrainer des Jahres.
Zum Abschluss der Pressekonferenz wird Klopp von einem Schweizer Journalisten gefragt, ob es denn auch schon Kontakt mit Marco Odermatt (27) gegeben habe. Schliesslich ist der dreimalige Gesamtweltcupsieger eines der grössten Red-Bull-Aushängeschilder im Wintersport-Bereich. «Die Promis lerne ich erst später kennen», antwortet Klopp mit einem Lachen. Sobald wird sich die Gelegenheit für ein Kennenlernen wohl nicht bieten. Denn während Odermatt am Wochenende an der Lauberhornabfahrt in Wengen im Einsatz steht, will Klopp zeitnah den Red-Bull-Klubs in Brasilien und Japan einen Besuch abstatten.