Die Meldung kam vor zwei Wochen und sie sorgte für Aufsehen: Chinesische Investoren steigen bei Manchester City ein, sichern sich 13 Prozent der Anteile beim Premier-League-Klub.
ManCity mag das prominenteste Beispiel sein, die Citizens sind bei weitem nicht der erste europäische Verein, bei dem chinesisches Geld investiert wird. In England, Spanien, Frankreich, den Niederlanden und in Tschechien haben sich Investoren aus China bereits eingekauft. So besitzen laut der «BBC» chinesische Geldgeber mittlerweile 56 Prozent von Espanyol Barcelona, 20 Prozent von Atletico Madrid, 60 Prozent von Slavia Prag, die Mehrheit von ADO Den Haag und den französischen Ligue-2-Klub Sochaux gleich zu 100 Prozent.
Bei Milan soll der thailändische Financier Bee Taechaubol kurz davor stehen, sich 48 Prozent der Anteile zu sichern – mit chinesischem Geld, wie es heisst. An Aston Villa hatten sich Chinesen letztes Jahr ebenfalls interessiert gezeigt. Ajax Amsterdam soll der nächste Investitions-Kandidat sein, meldet der «Guardian».
Aber wie kommts, dass die Chinesen sich plötzlich für einen Sport interessieren, in dem sie international bislang kaum eine Rolle gespielt haben? «Sie wollen in allen Bereichen mächtig und erfolgreich sein», sagt Simon Chadwick, Professor für Sport-Ökonomie an der Universität von Coventry, der «BBC». «Im Fussball sind sie im Moment eben gerade nicht stark. Darum setzt China alles daran, auch hier so weit aufzusteigen, dass es international respektiert wird.»
Staatspräsident Xi Jinping hat sich bereits als grosser Fussball-Fan geoutet. Chinesische Milliardäre werden ermuntert, auch in die lokale Liga zu investieren, in Profiklubs und in professionelle Nachwuchsinternate. Bis 2025, so sieht es der Plan der chinesischen Regierung vor, wollen die Chinesen im eigenen Land über eine 850 Milliarden US-Dollar schwere Sportindustrie verfügen. Chadwick geht davon aus, dass die globale Sport-Wirtschaft derzeit rund 400 Milliarden wert ist.
«Das wäre ein unglaubliches Wachstum», sagt Chadwick. «Aber um das hinzubekommen, müssen sie zuerst mehr über Fussball wissen. Mit diesen Klub-Käufen kaufen sie Kompetenz ein.» Am Ende der Entwicklung stünde die Ausrichtung der WM. «Und das ultimative Ziel wird es sein, sie zu gewinnen.»
Ob das tatsächlich gelingt, wird sich zeigen müssen. Sicher ist, dass die chinesischen Investoren von ihren europäischen Klubs handfeste Ergebnisse erwarten – in Form von dicken Gewinnen. Der chinesische Sportvermarkter Gu Xin sieht Anteile von chinesischen Geldgebern an Vereinen wie Atletico Madrid als Türöffner für chinesische Spieler in Europa. «Das würde mehr chinesische Fans bringen und den wirtschaftlichen Wert weiter steigern.»
Für den Sport-Ökonomen Chadwick ist klar: «Mit dem Aufwand, der derzeit betrieben wird, kann China 150 Jahre Fussball-Entwicklung innert zehn Jahren aufholen.» Und auch wenn es etwas länger dauere. «Das chinesische Engagement wird auf jeden Fall einen tiefgreifenden Effekt auf den populärsten Sport der Welt haben.» (eg)