Die Ausgangslage vor dem Spiel ist klar: Triple-Gewinner Bayern München gegen den Tabellendritten der zweiten Bundesliga, Holstein Kiel. Doch auf dem Platz stellt sich die Angelegenheit für den Rekordmeister aus München äusserst zäh dar. Der Herbstmeister aus Kiel hat klare Ambitionen, in die erste Liga aufzusteigen und zeigt das auch auf dem Platz. Die Norddeutschen lassen sich nicht hinten reindrängen und spielen frech mit nach vorne.
Die Führung für die Bayern resultiert aus einer klaren Abseitsstellung. Doch weil es in den Vorrunden des DFB-Pokals keinen VAR gibt und der Linienrichter nicht auf Abseits entscheidet, zählt der Gnabry-Treffer nach Müller-Assist. Doch satt Spielkontrolle für die Münchner gibt es für die Kieler wenig später den überraschenden Ausgleichstreffer durch Oldie Fin Bartels (37.).
Kiel trifft in der Nachspielzeit zum Ausgleich!
Kurz nach der Pause gelingt dann aber Sané (47.) per Traumfreistoss die erneute Bayern-Führung. Doch den Münchnern, die auf einige Stammkräfte in der Startaufstellung (Lewandowski, Alaba, Pavard, Goretzka und Coman) verzichten, gelingt es nicht, für die Entscheidung zu sorgen. Zudem trifftMusiala in der 64. Minute den Pfosten. Weitere nennenswerte Chancen erspielen sich die Bayern nicht, deshalb kommt es, wie es kommen muss: In der fünften Minute der Nachspielzeit schmeisst sich Innenverteidiger Hauke Wahl in eine Flanke von links und köpft den Zweitligisten per Last-Minute-Ausgleich in die Verlängerung.
Die Bayern erspielen sich zahlreiche Halbchancen, ein wirklich gefährlicher Abschluss gelingt aber nicht. Deshalb kommt es zum Penaltyschiessen.
Und dort treffen beide Teams je fünf Mal. Dann verschiesst Marc Roca den sechsten Elfer – als Nächstes ist Fin Bartels erneut zur Stelle, trifft eiskalt und Kiel wirft tatsächlich den Triple-Sieger raus! Und das bereits in der 2. Runde. Dies passierte den erfolgsverwöhnten Bayern letztmals vor über 20 Jahren. Damals scheiterte man im Jahr 2000 im Pokal am 1. FC Magdeburg – ebenfalls im Penaltyschiessen.
Thomas Müller platzt der Kragen
Verständlich, dass nach dem Spiel die Gemütslage bei den Bayern im Keller ist. Vor allem bei Thomas Müller (31), der sich direkt nach dem Abpfiff mit ARD-Reporterin Valeska Homburg (45) anlegt. Grund für den Ausraster ist die Frage nach der Stimmung in der Kabine der Münchner. Müller sauer: «Was denken Sie? Sie lachen jetzt hier!» Homburg will sich rechtfertigen, doch Müller lässt die Entschuldigung nicht gelten, fällt der Journalistin ins Wort: «Natürlich haben Sie gelacht!» (Video oben)
Homburg fängt nochmals an, stellt eine andere Frage: «Es ist sehr lange her, dass der FC Bayern so früh ausgeschieden ist. Gab es irgendwelche Erklärungsversuche schon?» Müller, der sich langsam wieder beruhigt hat, antwortet jetzt sachlich: «Nein, da gab es noch gar Nichts. Die Stimmung ist dementsprechend. Wir sind natürlich bedient, das können Sie sich natürlich vorstellen, dass die Stimmung nicht gut ist.»
Homburg beendet das Interview: «Kann man sich denken. Einen schönen Abend. Danke fürs Rauskommen.» Auch Müller verabschiedet sich höflich. Wenigstens ist der Abschluss des Gesprächs nach diesem denkwürdigen Pokal-Abend versöhnlich. Kurz danach entschuldigt sich Müller auch bei Instagram: «Puh! Der Last-Minute-Schock sitzt uns noch in den Gliedern. Trotzdem Glückwunsch an dieser Stelle an Holstein Kiel zum Weiterkommen, das ging bei all dem Frust vorhin im Interview ein wenig unter. Valeska Homburg, das hätten wir wohl beide etwas besser hinkriegen können - nichts für ungut.»
Am Tag darauf schlägt auch Reporterin Homburg versöhnliche Töne an. Auf RTL-Nachfrage erklärt sie ihr Lachen vor der Interviewsituation mit Müller. «Er war voll mit Adrenalin und ich auch. Das war kein Auslachen, sondern ein Reflex, um die Stimmung zu lockern. Dafür: Sorry, Thomas Müller.» Generell lobt sie den Bayern-Stürmer, sich nach der bitteren Niederlage überhaupt den Fragen gestellt zu haben: «Die Bayern kamen - wie abgesprochen - nach dem Spiel zum Interview. Ich finde es super, dass Thomas Müller nach so einem Spielausgang überhaupt noch mal aus der Kabine kommt und sich den Fragen stellt. Das zeigt Charakter.» (rij/rae)