BLICK: Bernard Challandes, sprechen Sie Albanisch?
Bernard Challandes: Mirdita heisst guten Tag, viel mehr kann ich noch nicht, aber das ist auch nicht nötig. Die grosse Mehrheit der Spieler kommt nicht aus dem Kosovo sondern aus dem Ausland. Aus Deutschland, Skandinavien, der Schweiz, England, Italien. Englisch wird die Hauptsprache sein. Und wenns nötig ist, stellt man mir einen Übersetzer zur Verfügung.
Sie sind 66 Jahre alt. Keine Lust, in Rente zu gehen?
Nein, ich habe noch genügend Energie. Der Job als Nationaltrainer ist zudem nicht mit dem eines Klubtrainers zu vergleichen. Man hat mehr Zeit, ist nicht im Tagesgeschäft, das gefällt mir gut. Beim Nachwuchs des Schweizerischen Fussballverbandes und als Nationaltrainer von Armenien habe ich ähnliche Erfahrungen schon gesammelt.
Der Kosovo hat von sieben WM-Quali-Spielen sieben verloren.
Das war aber auch eine schreckliche Gruppe mit Kroatien, Island der Türkei und der Ukraine. Sehr, sehr schwierig. Und man vergisst auch, dass das Land erst seit zwei Jahren eine Nationalmannschaft hat. Der Kosovo ist ein Baby, das gerade laufen lernt. Aber die Leidenschaft für den Fussball ist da. Und das ist das Wichtigste.
In der Nations League spielen Sie gegen die Färöer, Aserbaidschan und Malta. Wie soll da Leidenschaft aufkommen?
Eine solche Gruppe ist zwar nicht sehr sexy, aber trotzdem gut für uns. Jeder Match ist eine Erfahrung.
Was sind Ihre Ziele mit dem Kosovo?
Wir haben sehr viele, sehr gute Spieler mit Jahrgang 2000 und 2001. Die sind bei Juventus, bei Bayern, bei der AS Roma oder stammen aus der Schweiz. Sie gilt es weiterzuverfolgen und sie von unserem Projekt zu überzeugen.
Wollen Sie der Schweizer Nati Spieler klauen?
Kein Land klaut Spieler! Es ist immer der Spieler, der entscheidet. Und es ist klar, dass sich ein Spieler für jenes Land entscheidet, das seiner Karriere am meisten nützt. Wenn einer die Chance hat für die Schweizer Nati zu spielen, dann wird er das auch in Zukunft tun. Unabhängig vom Kosovo. Nicht ohne Grund spielen Spieler wie beispielsweise Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri für die Schweiz und nicht für Albanien.