Der China-Wahnsinn!
Reich der Mitte rüstet auf – kommt auch Ribéry?

Kein Kohl: China gibt für Transfers jetzt schon mehr Geld aus als die Premier League.
Publiziert: 16.02.2016 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:12 Uhr
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Das Reich der Mitte rüstet auf.
Martin Arn

Mit Revolutionen hat Chinas Präsident Xi Jinping früh Erfahrungen gemacht. Unter Mao Zedongs Kulturrevolution musste er aufs Land fliehen, sich als Knecht verdingen. Jetzt ruft Staatschef Jinping selber eine Revolution aus: die Fussball-Revolution! China will die WM 2026. Und natürlich den Titel holen.

Fussball-Fan Xi Jinping hat den Bau von 50 '000 Fussball-­Internaten angeordnet. Geld spielt keine Rolle. Im Sog des staatlich verordneten Fussball-Programms klotzen die Klubs.

Sie haben in dieser Winter-Transferperiode mehr Geld ausgegeben als die Premier League. 280 Mio zu 253 Mio. steht dieses wahnwitzige Duell, das noch nicht vorbei ist. In China ist das Transferfenster noch bis 26. Februar offen. Jetzt soll auch Bayern-Superstar Franck Ribéry (32) ein Millionen-Angebot vorliegen. Und der Wechsel von Nigerias Stürmerstar Obafemi Martins (31) von Seattle zu Shanghai Shenhua steht kurz vor dem Vollzug.

Waren es früher Altstars wie Drogba oder Anelka, die sich den Herbst ihrer Karriere in China vergolden liessen, wechseln heute immer mehr Topstars im besten Alter ins Reich der Mitte. Guangzhou Evergrande holte den Kolumbianer Jackson Martinez (29) von Atletico Madrid für 42 Mio. Euro. Trainer beim Spitzenklub Evergrande ist der ehemalige Brasilien-Coach Luiz Felipe Scolari. Er verdient in China 15 Mio. Dollar – dreimal so viel wie bei der Seleção.

Eigentlich wollte Guangzhou Ottmar Hitzfeld. 25 Mio. Euro netto hätte er in eineinhalb Jahren verdient. Er lehnte ab. Anders der Ex-Leverkusener Renato Augusto, der zu Beijing Guoan wechselte: «Als Spieler hast du zehn Jahre, um Geld zu verdienen.» In China wird man in einem Jahr reich: Renato Augusto verdient in Peking 5,5 Mio. Euro jährlich. Selbst Zweitligisten stemmen hohe zweistellige Millionen-Budgets. Tianjin Quanjian verpflichtete vom brasilianischen Topklub Santos den 24-jährigen Geuvanio. Ablöse: 11 Mio. Euro.

Hinter dem Verein steckt das Unternehmen Quanjian Natural Medicine, das chinesische Medizin vertreibt. Unter anderem ein sogenanntes «Anti-Krebs-Geschenk-Set». Preis: 1583 Dollar.

Bei Liga-Krösus Guangzhou Evergrande stehen dank einer Kooperation mit Real Madrid 24 spanische Nachwuchstrainer im Einsatz. 2300 Kinder besuchen das Fussball-Internat mit 50 Trainingsplätzen. Damit allein wird man nicht Weltmeister. In der Weltrang­liste belegt China Position 93, einen Platz vor den Färöern. Unter den besten 20 Torschützen der abgelaufenen Saison war nur ein Chinese.

Der Schweizer Manager Ilja Kaenzig, CEO von Sochaux, kennt die Pläne der Chinesen. Der französische Zweitligist ist in chinesischer Hand. «Die Chinesen sind extrem ehrgeizig», sagt Kaenzig: «Ich traue ihnen zu, dass ihre Liga in den nächsten paar Jahren zu den Topligen der Welt zählt.» Finanziell sind sie schon in den Top 3.

Dass auch im neuen Fussball-Boom-Land nicht alles rund läuft, zeigt das Beispiel des Australiers Tim Cahill. So wurde sein Vertrag bei Shanghai Shenhua gemäss «BBC» aufgelöst, weil der neue Trainer Gregorio Manzano nicht mit ihm plant. Der Ex-Everton-Star war erst im vergangenen November verpflichtet worden.

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