Das meint BLICK zum Fifa-Theater
Infantino hat die Glaubwürdigkeit verspielt!

Der Weltfussballverband hat mit der Absetzung der beiden Richter Ecker und Borbély eine Schritt zurück gemacht. Das schreibt BLICK-Sportchef Felix Bingesser in seinem Kommentar zum jüngsten Fifa-Theater.
Publiziert: 14.05.2017 um 19:15 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:22 Uhr
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Hans-Joachim Eckerts (links) und Cornel Borbélys Tage bei der Fifa sind gezählt.
Foto: AP
Felix Bingesser
BLICK-Sportchef Felix Bingesser

Einen Saustall auszumisten ist keine schöne Aufgabe. Das stinkt. Und man macht sich Füsse und Hände schmutzig. Und die Schweinchen, die sich gerne im Dreck suhlen, haben nicht mal Freude an einem sauberen Stall.

Wie undankbar eine solche Aufgabe ist, wissen mittlerweile auch Fifa-Richer Hans-Joachim Eckert und Chefermittler Cornel Borbély. Und mit ihnen viele weitere Mitglieder der so genannten «Ethikkommission» des internationalen Fussballverbandes Fifa.

Richter Eckert hat in seiner Amtszeit mehr als siebzig Urteile gefällt. Sepp Blatter, Michel Platini, Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach sind nur einige Namen dazu.

Nach Jahren im undurchsichtigen Dschungel von Korruption und Vetternwirtschaft keimte tatsächlich Hoffnung auf. Auf eine demokratische, eine saubere, eine transparente und auch etwas bescheidenere Fifa. Auf eine Dachorganisation, auf die jeder Fussballer dieser Welt auch ein wenig stolz sein könnte. Mit dem selbsternannten Reformater Gianni Infantino an der Spitze.

Eckert und Borbély sind diese Woche nach Bahrein geflogen. Um noch auf dem Flughafen zu erfahren, dass sie abserviert werden. Nordkoreanisch anmutende 97 Prozent stimmten beim Fifa-Kongress für die Absetzung der beiden Chefreformer und viele ihrer Weggefährten. Einige, wie Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fussballbundes, machten die Faust im Sack und enthielten sich der Stimme. Das Wort ergriff keiner. Auch der Schweizer Verbandspräsident Peter Gilliéron marschiert brav und verständnisvoll mit.

Unabhängig davon, wie und mit welcher Konsequenz die neu gewählten Mitglieder der Ethikkommission in Zukunft vorgehen: Dieses Husarenstück ist für die Fifa eine Katastrophe und ein fatales Signal.

Der Fussball lebt und fasziniert. Nicht wegen, sondern trotz der Fifa. Und man muss tatsächlich hoffen, dass man irgendwann dieser aufgeblasenen, Millionen verschlingenden und beratungsresistenten Feudaladministration auf dem Zürichberg richtig auf die Füsse steigen wird. Dass irgendwann die grossen Klubs und die grossen Sponsoren dem Treiben dieses Vereins nicht mehr zuschauen. Genau so wenig wie die amerikanischen Untersuchungs- und Strafbehörden.

Die Tage von Bahrain zeigen auch: Gianni Infantino, der sich nun hinter dem Entscheid des Kongresses versteckt, hat seine Glaubwürdigkeit verloren. Er hätte sich für Eckert und Borbély einsetzen können, er hätte diesen GAU verhindern müssen. Und die jüngste Entwicklung zeigt ebenfalls: Generalsekretärin Fatma Samoura, die als neue starke Führungskraft angepriesen wurde, ist nicht mehr als eine Marionette des allmächtigen Fifa-Rates.

Das System Fifa ist wieder eine geschlossene Gesellschaft, die schrecklich nette Familie hat die Türe zu den Menschen wieder zugemacht. Der Erneuerungsprozess der Fifa ist um Jahre zurückgeworfen. Auch wenn man das in vielen Teilen der Welt nicht zur Kenntnis nehmen will.

Das verschwiegene Haus ist die ungebetenen Gäste Eckert und Borbély los. Es ist nun wieder, wie es früher immer war.

An der Haustür-Schild steht einfach ein anderer Name. Nicht mehr «Blatter». Sondern «Infantino».

Aber klingeln nützt nichts. Denn aufmachen tut keiner.

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