Am 28. April 2023 wird das bekannteste Stadion der Welt hundertjährig. Gebaut für die «British Empire Exhibition», wurde aus dem «Empire Stadium» ein Fussballstadion mit einer Reichweite um den ganzen Globus. Blick hat die grössten Momente in der Geschichte des Wembley-Stadions herausgesucht:
1923 – FA-Cup-Final
Das Eröffnungsspiel im alten Stadion, auch bekannt als «White Horse Final», weil vor Spielbeginn ein weisses Pferd die Zuschauer vom Platz treibt. Nach offizieller Zählung sind 126'047 Zuschauer anwesend, Schätzungen gehen aber von bis zu 300'000 aus. Eigentlich fasst das Stadion aber nur 125'000 – dass es nicht zu einer Katastrophe kommt, ist ein Wunder. Die Fans sehen ein packendes Spiel zwischen den Bolton Wanderers und West Ham United. Der erste FA-Cup-Final geht mit 2:0 an die Wanderers.
1966 – Das Wembley-Tor
Es ist das berühmteste Tor der Fussballgeschichte. In der Verlängerung des Finals der Weltmeisterschaft 1966 im Wembley-Stadion schiesst Sir Geoff Hurst beim Stand von 2:2 in Richtung des deutschen Tores. Der Ball fliegt an Goalie Hans Tilkowski vorbei und prallt von der Latte auf den Boden. Nach Absprache mit dem Linienrichter gibt der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst das Tor. England geht 3:2 in Führung und wird am Schluss mit 4:2 Weltmeister, Hurst schiesst drei Tore. Nach mehreren Untersuchungen wird 2006 bestätigt, dass der Ball nie hinter der Torlinie war und der Treffer nicht hätte zählen dürfen.
1996 – «Kubis» magischer Moment
Eröffnungsspiel zur Europameisterschaft 1996 in England. 76'567 Zuschauer sind anwesend, das Wembley ist ausverkauft. Die Schweiz trifft auf die Gastgeber und liegt nach 23 Minuten und einem Treffer von Alan Shearer 0:1 hinten. In der 83. Spielminute pfeift Schiedsrichter Manuel Diaz Vega (Spanien) einen Handelfmeter für die Nati. Stürmer Kubilay Türkyilmaz legt sich den Ball, läuft an und verwandelt ihn. Die Schweizer können das 1:1 über die Zeit bringen und sorgen damit für eine Überraschung. Es wird aber der einzige Treffer an der EM bleiben, die Schweiz scheidet mit einem Punkt aus, die Spiele gegen Schottland und Holland gehen zu null verloren.
2022 – Football comes home
Endlich, nach 56 erfolgslosen Jahren gewinnt England wieder einen Titel. Doch es sind nicht die Männer, die eine Party im Wembley feiern. Es sind die «Lionesses», die den Engländern ein Fussballfest ermöglichen. Vor der EM-Final-Rekordkulisse bei Frauen und Männern von 87'192 Zuschauern bezwingt das Team von Sarina Wiegmann die deutsche Frauennationalmannschaft. In der Verlängerung trifft ManCity-Stürmerin Chloe Kelly nach einer unübersichtlichen Situation zum 2:1 und lässt das Stadion explodieren. Erinnerungen an den WM-Titel der Männer von 1966 werden wach.
1939 bis 1945 – Flüchtlingslager im 2. Weltkrieg
Während dem 2. Weltkrieg wird das Stadion genutzt, um Flüchtlinge unterzubringen. Doch nebenbei finden auch noch Fussballspiele statt, darunter einige inoffizielle Länderspiele. Dazu führt der englische Fussballverband 1940 den «Football League War Cup» ein, er soll den aufgrund des Krieges nicht stattfindenden FA Cup ersetzen. Das Finalspiel wird aber nur in den ersten beiden Jahren im Wembley durchgeführt. Danach wurde der ganze Wettbewerb in North und South Cup und es spielten nur noch die Klubs aus dem südlichen Teil Englands einen Halbfinal im Wembley.
1923 – Windhunderennen gegen den Konkurs
In den Anfangsjahren rentiert das für die British Empire Exhibition gebaute Stadion gar nicht. Ein Immobilienspekulant kauft es und verkauft es an einen seiner Mitarbeitenden, bevor er Suizid begeht. Der neue Besitzer Arthur Elvin, ein ehemaliger Kampfpilot, muss das eben gekaufte Wembley irgendwie finanzieren und beginnt, Windhunderennen zu veranstalten. Er gründete die «Wembley Stadium and Greyhound Racecourse Company» und finanziert mit den Windhunderennen den Unterhalt. 1997 wird dann «Wembley National Stadium Limited» gegründet, und seither gehört das Stadion dem englischen Fussballverband.
1961 – Skispringen im Fussballstadion
Am 31. Mai 1961 wird das Wembley-Stadion Schauplatz einer Sportart, die für gewöhnlich an einem Berg und in kälteren Regionen durchgeführt wird. Um für den britischen Skiverband Geld zu sammeln, wird eine Skisprungrampe aufgebaut und rund vierzig Skispringer aus ganz Europa nehmen an einem Schauspringen teil. Damit der Event möglich wurde, musste eine Schneemaschine besorgt werden, um die Rampe und die Landung zu beschneien. Die Veranstaltung fand jedoch nicht den erhofften Anklang, auch wenn die Idee für ein Skispringen in einem Fussballstadion zu der Zeit revolutionär war.
1985 – Live Aid mit Queen
Im Juli 1985 findet im Stadion der europäische Teil des Benefizkonzerts «Live Aid» statt. Der andere Teil findet zeitgleich in Philadelphia im John F. Kennedy Stadium statt. Das Ziel ist, auf die Hungersnot in Äthiopien aufmerksam zu machen und Spenden zu bekommen. Mit Auftritten von unter anderem Queen, U2, David Bowie und Elton John in London und USA for Africa, Led Zeppelin und Madonna in Philadelphia können bis zu geschätzten 1,9 Milliarden TV-Zuschauer erreicht werden. Die Spenden werden von den Organisatoren an NGOs in Äthiopien verteilt.