114 Tage nach dem WM-Debakel von Katar setzt sich Deutschland in Mainz gegen Peru verdient mit 2:0 durch.
Grosses Thema nach dem Spiel ist aber nicht der Sieg, sondern der Rauswurf von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann unter der Woche. Die Bayern-Spieler im DFB-Team sprechen überraschend offen über das Beben in München. Joshua Kimmich sagt im ZDF-Interview: «Am Ende des Tages ist das Geschäft so: wenig Liebe, wenig Herz. Wir müssen lernen, damit umzugehen und auch mit der Entscheidung leben. Wenn es zu einem Trainerwechsel kommt, ist es immer enttäuschend, weil es bedeutet, dass wir Spieler versagt haben, weil wir Spieler nicht kontinuierlich die Leistung auf den Platz bekommen haben. Wir haben es nicht geschafft, gute Ergebnisse zu erzielen. Anders kommt so ein Trainerwechsel nicht zustande.»
Kimmich verneint Gerüchte, wonach die Bayern-Mannschaft nicht mehr hinter Nagelsmann gestanden haben soll: «Der Trainer hat nicht die Kabine verloren. Ich habe schon ein paar Trainerwechsel mitgemacht und es war nicht so, dass sich das intern angedeutet hat oder Spieler unzufrieden waren.»
Goretzka: «Ein Schock für alle»
Auch an Kimmichs DFB- und Bayern-Kollege Leon Goretzka ging die Entlassung nicht spurlos vorbei. «Ich würde lügen, wenn die letzten Tage uns nicht auch betroffen gemacht haben. Das ist immer extrem in diesem Geschäft, wie schnell so etwas gehen kann», sagt der Mittelfeldspieler.
Goretzka weiter: «Ich habe eine extrem enge Beziehung zu Julian gepflegt, eindreiviertel Jahre mit ihm verbracht. Wahrscheinlich habe ich ihn häufiger gesehen als meine Familie. Wenn so jemand plötzlich nicht mehr so da ist aus dem Nichts mehr oder weniger, dann ist das natürlich erst einmal ein Schock für alle, glaube ich. Trotzdem müssen wir da auf unsere Klub-Verantwortlichen vertrauen, dass sie da das Beste für unseren Verein tun. So ist das im Fussball. Da müssen wir professionell damit umgehen. Es ist auch nichts Schlimmes, dass man dann ehrlich ist und auch mal emotional wird.»
Doppelter Füllkrug
Hauptverantwortlich für Deutschlands Sieg gegen Peru ist zuvor kein Bayern-Spieler, sondern Niclas Füllkrug. Der Werder-Stürmer avanciert mit seinen Toren vier und fünf im fünften Länderspiel zunehmend zum Fixstern in der DFB-Offensive. Direktor Rudi Völler, ein weiteres Gesicht des Aufbruchs, freut sich auf der Tribüne mit.
DFB-Trainer Flick verzichtet auf Oldies wie Antonio Rüdiger, Thomas Müller oder Ilkay Gündogan und beruft sechs Neulinge, die nicht jeder auf dem Zettel hatte. Der Dortmunder Spätstarter Marius Wolf (27), als einziger von Beginn an aufgeboten, überzeugt besonders offensiv auf der Problemposition des rechten Verteidigers. Eingewechselt werden die Debütanten Kevin Schade und Mergim Berisha.
Die Captainbinde trägt Joshua Kimmich in Vertretung des langzeitverletzten Manuel Neuer, dieser wird gegen Peru von Marc-André ter Stegen ersetzt.
Am Dienstag spielt Deutschland in Köln gegen Belgien. (AFP/mam)