Knapp eine Stunde ist am Mittwoch gegen Augsburg gespielt, als 50'000 VfB-Fans ein Lied anstimmen. Ein Ohrwurm, der die aktuelle Gemütslage wohl am besten zusammenfasst: «Nach all der Scheisse, gehts auf die Reise, Stuuuuuttgart international, ohohoh Europapokal.»
Mit all der Scheisse sind die letzten zehn Jahre gemeint. 17 (!) verschiedene Trainer hat der VfB in jener Zeit verbraten. Von einem «chronisch nervösen Traditionsklub» schreibt das Magazin «11 Freunde» noch im Frühling. Damals entgehen die Schwaben dem dritten Abstieg innert sieben Jahren bloss um ein Haar, retten sich erst in der Barrage gegen den HSV.
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Im Sommer den wichtigsten Spieler verloren
Nun grüssen die Stuttgarter nach einer sagenhaften Hinrunde vom dritten Platz, spielen berauschenden Kombinationsfussball, liegen sieben Punkte vor dem fünftplatzierten BVB, träumen von der Champions-League. Und das, obwohl man im Sommer mit Wataru Endo den wichtigsten Spieler, den Captain, an Liverpool verloren hat. Und mit Konstantinos Mavropanos (West Ham) und Borna Sosa (Ajax) zwei weitere Teamstützen.
Der überraschende Höhenflug der Schwaben ist untrennbar mit dem Mann an der Seitenlinie verbunden. Seit Sebastian Hoeness (41) im April von Bruno Labbadia (57) übernahm, hat er die Mannschaft aus dem defensiven Korsett seines Vorgängers befreit. Und er ist in die Köpfe der komplett verunsicherten Spieler gedrungen.
Fast jeder Spieler ist unter Hoeness besser geworden, spürt das Selbstvertrauen, strahlt Leichtigkeit aus. Sinnbild ist Angelo Stiller (22). Der spielte sowohl bei Bayern II als auch bei Hoffenheim unter Hoeness, war nach dessen Entlassung aber bloss noch Ersatz bei der TSG. Im Sommer ging er zurück zu seinem Förderer, der ihn gleich von Beginn an ins kalte Wasser schmiss.
Stiller als Sinnbild
Nun zieht Stiller im Zentrum der Stuttgarter die Fäden, mit feinem Fuss und Leidenschaft im Zweikampf. Hinten ist der neue Captain, Waldemar Anton, im Abwehrzentrum der Chef. Unter Labbadia musste er oft noch auf der rechten Seite ran. Und im Sturm hat der VfB mit Guirassy und Undav ein Top-Duo, das sich perfekt ergänzt.
Die Frage ist: wie lange noch? Topskorer Guirassy (17 Tore in 14 Spielen) liebäugelt mit einem Wintertransfer, darf den Verein für eine festgeschriebene Summe von 17,5 Millionen verlassen. «Aktuell gibt es da für mich keinen Grund zur Sorge», sagt Hoeness. Weil auch Undav eine Top-Quote hat (9 Tore in 13 Spielen). Und weil er im Sommer bereits bewiesen hat, dass er Abgänge von Top-Spielern kompensieren kann.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |