Verblüffende Statistik zeigt
Sommer ist Messi auf den Fersen

Der gläserne Fussball liefert erstaunliche Zahlen: Gladbach-Goalie Yann Sommer ist ein wahres Laufwunder. Überholt er bald Messi?
Publiziert: 13.02.2020 um 08:26 Uhr
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Die Gladbacher sind ziemlich lauffaul unterwegs.
Foto: freshfocus
Max Kern

Seitdem alle Fussballer darunter einen BH tragen, mit dem per GPS (Globales ­Positionsbestimmungs-System) jede Bewegung aufgezeichnet wird, kennen die Klubs nicht nur Herzfrequenz und Puls ihrer Spieler, sondern wissen unter anderem auch haargenau, wie weit die Wege sind, die ihre Angestellten im Spiel gehen. Wer geht ans Limit? Wer ist lauffaul?

Das Internet-Portal sport.de liefert die Zahlen von 381 Bundesliga-Profis. BLICK hat die Daten aufbereitet und die Schweizer unter die Lupe genommen.

Bayern-Kimmich ist Marathon-Läufer

Yann Sommer (32) hütet seit 2014 bei Gladbach das Tor. Die «Fohlen» sind auf dem Fussballplatz lauffaule Profis. Nur die Geissböcke vom 1. FC Köln halten noch weniger von Bewegung. Im Schnitt kommen die Gladbacher bis zur Winterpause insgesamt auf 116,26 km pro Spiel, die Kölner auf 112,63. Vorneweg laufen die Leverkusener mit 119,67 km. Ein Schelm, wer denkt, Wunderpillen von Bayer stecken dahinter.

Der Marathonläufer der Bundesliga ist indes Bayerns Joshua Kimmich mit 12,39 km pro Bundesliga-Spiel. Doch auch Sommers Wert kann sich sehen lassen. Unser ­Nati-Goalie rennt pro Spiel unfassbare 5,42 km. Und ist damit Barcelonas Weltfussballer Lionel Messi dicht auf den Fersen. Der wohl beste Fussballer aller Zeiten hält sehr wenig von viel Lauf­arbeit. An der WM 2018 in Russland schaffte der Argentinier im Spiel gegen Island (1:1) nur 7,61 km. Da kommt Sommer mit seinen Bundesliga-Zahlen Messi ziemlich nahe.

Beidfüssiger Sommer

Und in einem anderen Zahlen-Vergleich hat Sommer den sechsfachen Weltfussballer sogar schon überholt und gleich abgehängt. Bei gegnerischem Ballbesitz kam Messi in jenem WM-Spiel gegen Island nur auf 1,42 km. Und Sommer? Der lief beim 1:1 im Schweizer WM-Spiel gegen Brasilien bei gegne­rischem Ballbesitz sogar 1,91 km.

Das Laufen entdeckte Sommer übrigens als Nachwuchsspieler beim FC Basel. Unter Trainer Christian Gross musste der Herrliberger in internen Trainingsspielen oft rechter Aussenverteidiger spielen. Jetzt profitiert er davon. Bei Gladbach und in der Nati spielt er oft eine Art Libero mit Handschuhen. Löst dazu beidfüssig das Spiel aus.

Unter den Bundesliga-Hütern schaffts Sommer hinter Leipzigs Peter Gulacsi (5,75 km) und Wolfsburgs Koen Casteels (5,73) aufs Podest. Bei den Schweizer Feldspielern ist Djibril Sow das Konditionswunder (siehe Box): 12,38 km schafft Frankfurts Mittelfeldspieler im Schnitt.

So viel laufen unsere Bundesliga-Schweizer

Djibril Sow (Frankfurt) – 12,38 km/Match
Gelson Fernandes (Frankfurt) – 11,90
Denis Zakaria (Gladbach) – 10,91
Admir Mehmedi (Wolfsburg) – 11,62
Renato Steffen (Wolfsburg) – 11,44
Michael Lang (Bremen) – 11,27
Kevin Mbabu (Wolfsburg) – 11,05
Edimilson (Mainz) – 10,94
Stephan Lichtsteiner (Augsburg) – 10,58
Ruben Vargas (Augsburg) – 10,47
Nico Elvedi (Gladbach) – 10,24
Breel Embolo (Gladbach) – 9,97
Manuel Akanji (Dortmund) – 9,87
Yann Sommer (Gladbach) – 5,42
Roman Bürki (Dortmund) – 5,18
Peter Kobel (Augsburg) schaffte es nicht unter die ersten 318 der Bundesliga.

Quelle: Sport.de/BLICK

Djibril Sow (Frankfurt) – 12,38 km/Match
Gelson Fernandes (Frankfurt) – 11,90
Denis Zakaria (Gladbach) – 10,91
Admir Mehmedi (Wolfsburg) – 11,62
Renato Steffen (Wolfsburg) – 11,44
Michael Lang (Bremen) – 11,27
Kevin Mbabu (Wolfsburg) – 11,05
Edimilson (Mainz) – 10,94
Stephan Lichtsteiner (Augsburg) – 10,58
Ruben Vargas (Augsburg) – 10,47
Nico Elvedi (Gladbach) – 10,24
Breel Embolo (Gladbach) – 9,97
Manuel Akanji (Dortmund) – 9,87
Yann Sommer (Gladbach) – 5,42
Roman Bürki (Dortmund) – 5,18
Peter Kobel (Augsburg) schaffte es nicht unter die ersten 318 der Bundesliga.

Quelle: Sport.de/BLICK

Alleskönner in Handschuhen

Ein Kommentar von Patrick Mäder, Stv. Chefredaktor Sport

Ein Fussball-Torhüter in den Achtzigern? Klar, der musste die Bälle halten. Aber er sollte den Sechzehner nicht verlassen, sonst wäre er dem Libero auf die Füsse gestanden und es hätte einen Anpfiff vom ­Trainer gegeben. Dafür durfte er den Ball beim Befreiungsschlag auch mal unkontrolliert über das Tribünendach pfeffern. Dann gabs Lob vom ­Trainer.

Ein bisschen verloren stand er damals da, der Goalie. Als Einzelkämpfer hinter dem Team, zuständig für die langen Bälle Richtung Stürmer, die meistens im Niemandsland endeten. Müde war er nach dem Spiel nur, weil er sich neunzig Minuten konzentrieren musste. Eine geistige Müdigkeit war das, weniger eine körperliche.

Und heute? Sind die Goalies die kompletten Spieler, das Herz jedes Teams. Die Anforderungen an sie sind riesig. Klar, sie müssen immer noch Bälle halten. Aber auch den Raum abdecken, den Spielzug einleiten, ständig anspielbar, dauernd auf Trab und technisch – links wie rechts – versiert sein, das Spiel dirigieren, das Tempo diktieren ...

Pep Guardiola, das hat Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge jüngst verraten, wollte zu Trainerzeiten in München Manuel Neuer sogar im Mittelfeld aufstellen, so überzeugt war er von den fussballerischen Qualitäten des Goalies.

Neuer hat das Torhüterspiel revolutioniert und weit über den Sechzehner hinaus ins Spielfeld verlagert. Kaum ein steiler Pass des Gegners, der nicht von Neuer abgefangen wird. Die anderen Goalies haben längst nachgezogen. Die Goalies von heute haben nicht mehr viel mit jenen von damals zu tun.

Es macht Freude, einem Sommer oder Bürki zuzusehen. Diesen technisch perfekten Parademännern, diesen Dauerläufern und Spielgestaltern, diesen Alleskönnern mit Handschuhen.

Ein Kommentar von Patrick Mäder, Stv. Chefredaktor Sport

Ein Fussball-Torhüter in den Achtzigern? Klar, der musste die Bälle halten. Aber er sollte den Sechzehner nicht verlassen, sonst wäre er dem Libero auf die Füsse gestanden und es hätte einen Anpfiff vom ­Trainer gegeben. Dafür durfte er den Ball beim Befreiungsschlag auch mal unkontrolliert über das Tribünendach pfeffern. Dann gabs Lob vom ­Trainer.

Ein bisschen verloren stand er damals da, der Goalie. Als Einzelkämpfer hinter dem Team, zuständig für die langen Bälle Richtung Stürmer, die meistens im Niemandsland endeten. Müde war er nach dem Spiel nur, weil er sich neunzig Minuten konzentrieren musste. Eine geistige Müdigkeit war das, weniger eine körperliche.

Und heute? Sind die Goalies die kompletten Spieler, das Herz jedes Teams. Die Anforderungen an sie sind riesig. Klar, sie müssen immer noch Bälle halten. Aber auch den Raum abdecken, den Spielzug einleiten, ständig anspielbar, dauernd auf Trab und technisch – links wie rechts – versiert sein, das Spiel dirigieren, das Tempo diktieren ...

Pep Guardiola, das hat Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge jüngst verraten, wollte zu Trainerzeiten in München Manuel Neuer sogar im Mittelfeld aufstellen, so überzeugt war er von den fussballerischen Qualitäten des Goalies.

Neuer hat das Torhüterspiel revolutioniert und weit über den Sechzehner hinaus ins Spielfeld verlagert. Kaum ein steiler Pass des Gegners, der nicht von Neuer abgefangen wird. Die anderen Goalies haben längst nachgezogen. Die Goalies von heute haben nicht mehr viel mit jenen von damals zu tun.

Es macht Freude, einem Sommer oder Bürki zuzusehen. Diesen technisch perfekten Parademännern, diesen Dauerläufern und Spielgestaltern, diesen Alleskönnern mit Handschuhen.

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RB Leipzig
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VfL Wolfsburg
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