Selbstkritischer Elvedi
«Ich habe es etwas zu locker genommen»

Nico Elvedi befindet sich mit Borussia Mönchengladbach im Abstiegskampf. Der 50-fache Nati-Spieler sagt, warum er nach zwei durchzogenen Jahren wieder zu alter Stärke zurückgefunden hat und die Saison doch noch ein grosser Erfolg werden könnte.
Publiziert: 29.02.2024 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 29.02.2024 um 16:43 Uhr
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Für die Nati absolvierte Elvedi 50 Länderspiele.
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Die Erleichterung nach dem 5:2 gegen Bochum ist gross in Gladbach. Auch bei Nico Elvedi (27), der wegen einer Gelbsperre das Spiel von der Tribüne aus verfolgen muss. «Dort bin ich viel nervöser, als wenn ich selber auf dem Platz stehe. Aber am schlimmsten ist es vor dem Fernseher», so der Nati-Verteidiger zu Blick.

Auch ohne den Abwehrchef gelingt es der Borussia und Trainer Gerardo Seoane, den Bock umzustossen, die Serie von fünf sieglosen Spielen zu beenden. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt wieder acht Punkte, doch nun kommt es zu den Duellen gegen die unter dem Strich liegenden Mainz und Köln, dann folgt das Spiel in Heidenheim und dazwischen noch der Cup-Viertelfinal in Saarbrücken. Für Gladbach sind es die Wochen der Wahrheit. «Das Ziel ist es, so schnell wie möglich den Abstand nach unten weiter zu vergrössern», sagt Elvedi.

Zwei durchzogene Saisons

Der Zürcher hat im Borussia-Park schon glorreiche Zeiten erlebt. Seit seiner Ankunft 2015 spielte Gladbach dreimal in der Champions League, in der Saison 2020/21 erreichte man sogar auf Kosten Inters die Achtelfinals gegen Manchester City. «Klar ist es schöner, in der Champions League zu spielen. Aber es gehört zu einer Karriere eines Fussballers dazu, dass es einmal nicht so läuft.»

Nicht nach Wunsch lief es für Elvedi auch im letzten Sommer. Die erhoffte Luftveränderung nach achteinhalb Jahren im Rheinland klappte nicht, der Transfer zu Wolverhampton zerschlug sich. Elvedi blieb bei der Borussia und verlängerte seinen Vertrag bis 2027. Die Enttäuschung über den geplatzten Transfer hielt sich aber in Grenzen, denn in Gladbach fühlt er sich pudelwohl. «Es war aber keine einfache Zeit, weil ich bis zur Vertragsverlängerung nicht für die Stammelf berücksichtigt wurde.» Erst im September kehrte er auf den Platz zurück und etablierte sich schnell wieder als Stammspieler.

Ernährung komplett umgestellt

Elvedi spricht so, wie er spielt. Pragmatisch, unaufgeregt, überlegt. Der Nati-Star ist aber auch selbstkritisch. «Die letzten zwei Saisons bin ich nicht an meine Leistungsgrenze gekommen, ich habe es zu locker genommen. Meine Leistungen hatten zu viele Schwankungen drin.» Auch deshalb nahm er im Hinblick auf die laufende Saison Änderungen vor. Nach den Spielen gehören Stretching und das Pedalen auf dem Ergometer nun zum Standardprogramm, ab und zu geht er in Düsseldorf auch in eine Kältekammer, um die Regeneration zu verbessern.

Auch seine Ernährung hat Elvedi umgestellt. Auf Gluten verzichtet er komplett, auch Zitrusfrüchte, Tomaten oder Avocado sind von der Speisekarte gestrichen, da die Ärzte bei ihm eine Histamin-Unverträglichkeit festgestellt haben. Der Effekt der Anpassungen ist spürbar. «Ich fühle mich besser auf dem Platz. Ich denke, das zeigt sich auch in den Leistungen.»

Elvedi kommt entgegen, dass er gerne selbst in der Küche steht. Vor allem am Abend. «Ich bin aber kein Profi-Koch», sagt er mit einem Lachen. Sein Spezialrezept? «Lasagne – glutenfrei. Die kann ich wirklich ziemlich gut.» Seit bald drei Jahren hat er auch einen kleinen Hund, ein weiteres Hobby ist Zocken an der Playstation, Fortnite und Warzone sind seine momentanen Favoriten. Regelmässig besucht ihn auch seine Freundin in Düsseldorf, die aufgrund eines Masterstudiums nach Zürich zurückgekehrt ist.

Bruderduell winkt

Elvedis Fokus in diesen Wochen gilt aber nur dem Fussball. Während in der Bundesliga der Klassenerhalt die oberste Priorität hat, ist im Cup einiges möglich. «Dieser ist für uns und die Fans extrem wichtig», so Elvedi. Seit langem sei es nicht mehr so einfach gewesen, in den Final zu kommen. Mit Saarbrücken und Kaiserslautern trennen zwei unterklassige Gegner Gladbach vom Final-Einzug. Dreimal gewann die Borussia bislang den Pokal, letztmals 1995.

Doch der Weg nach Berlin wird alles andere als ein Selbstläufer. Drittligist Saarbrücken schaltete Bayern München und Frankfurt aus, und im Halbfinal müsste Gladbach auf den berüchtigten Betzenberg. Für Elvedi wäre dies ein besonderes Spiel, träfe er doch auf seinen Zwillingsbruder Jan. «Wir wollten schon immer einmal gegeneinander spielen», sagt Nico Elvedi. Die Eltern hätten das allerdings nie gewollt. «Aber immerhin stünde dann einer von uns sicher im Final.» Doch das ist – wie die EM in Deutschland – Zukunftsmusik. Vorerst gilt es für Elvedi und Co., die direkte Konkurrenz in der Liga auf Distanz zu halten.

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