Schweizer Bundesliga-Pionier Kudi Müller
«Messi hat bei mir abgeschaut»

Die BLICK-Serie vor dem Bundesliga-Start: Schweizer Fussball-Pioniere blicken auf ihre Zeit in Deutschland zurück und erzählen ihre besten Anekdoten. Heute: Kurt «Kudi» Müller. Hertha-Legende und Vizemeister 1975.
Publiziert: 23.08.2016 um 20:47 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:12 Uhr
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Legende: Das Trikot der Hertha von 1972 passt Müller nicht mehr. Heute ist er FCL-Botschafter und Besitzer eines Sportgeschäfts.
Foto: Toto Marti
Stefan Kreis

Er zeigt vollen Einsatz, zieht sein Hemd aus, schlüpft in die Ärmel, probiert, einmal, zweimal, dann gibt er auf. «Keine Chance, das Teil wird reissen», sagt Kurt «Kudi» Müller. Das «Teil» ist das Originaltrikot von Hertha BSC aus dem Jahre 1972. «Heute wiege ich 92 kg, damals 78.»

Für die damalige Rekordsumme von 650'000 Mark wechselt Müller von GC nach Berlin. Der 68-Jährige erinnert sich, als sei es gestern gewesen. «Wir haben mit der Schweizer Nati ein Länderspiel gegen Deutschland gespielt, und offenbar bin ich einigen aufgefallen. Dr. Ratz, ein Spielerberater, hat mich in den Tagen darauf angerufen und den Transfer vermittelt. Für gewöhnlich forderte er 15 Prozent des Spielerlohnes als Provision, doch er meinte: ‹Kudi, ich mag dich! Mach dir keine Sorgen. Ich hol mir die Kohle bei der Hertha!›»

Wie viel Müller damals pro Monat verdient hat, möchte er nicht verraten. Nur so viel: «Es war nicht wenig.»

In Berlin setzt sich der Nati-Stürmer auf Anhieb durch, ist gesetzt, absolviert zwischen 1972 und 1975 knapp 80 Spiele für die «Alte Dame».

Im letzten Jahr wird er sensationell Vizemeister hinter Borussia Mönchengladbach. Höhepunkt seiner Zeit in Berlin ist das Spiel vom 19. April 1975. Knapp 100'000 Zuschauer werden im Berliner Olympiastadion Zeuge, wie Müller gegen die berühmten Fohlen von Coach Hennes Weisweiler ein Doppelpack schnürt – und zum Matchwinner avanciert. Müllers direkter Gegenspieler: Ein gewisser Berti Vogts. «Ein humorloser Typ», erinnert sich Müller. «Der ging mit Anlauf in eine Grätsche rein. Nicht umsonst haben sie ihn den Terrier genannt.» Es sei eine schwere Zeit für Mittelstürmer gewesen, so Müller. Fouls wurden oft nicht geahndet, Blutgrätschen gar begrüsst.

Trotzdem schlägt der Schweizer voll ein, wird wegen seiner guten Technik und Schnelligkeit in Berlin zum Liebling der Fans. Er sei schnell gewesen und beidfüssig, so Müller.
Seine Dribblings? Gefürchtet! «Lionel Messi hat sich seine Tricks bei mir abgeschaut», sagt Müller mit einem Schmunzeln.

Der deutsche Nationalverteidiger Berti Vogts habe nach dem Duell mit dem Schweizer gesagt, er wolle nie mehr gegen Müller spielen. «Und er meinte nicht Gerd!», den Bomber der Nation.

Auch gegen Franz Beckenbauer hat Kudi Müller gespielt – und offenbar Eindruck hinterlassen. «Einmal habe ich ihm zweimal hintereinander einen Tunnel geschoben. Er wollte mich foulen, aber ich war zu schnell für ihn.»

Beckenbauer gehörte damals zu den besten Spielern der Welt. Trotzdem habe er gleich viel Lohn bekommen, so Müller. «Aber Franz verdiente viel durch Werbung.»

Auch er habe für Produkte geworben, so Müller. Unter anderem für Unterwäsche. So wie es Real-Star Cristiano Ronaldo noch heute tue. Müller: «Ich müsste ihn ja verklagen, denn er hat sich die Pose bei mir abgeschaut.»

Seinen Schalk hat die Bundesliga-Legende nach all den Jahren nicht verloren.

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