«Man nennt mich Eisvogel»
So lebt Shootingstar Elvedi in Gladbach

In weniger als zwei Jahren schafft Nico Elvedi den Sprung von der Promotion in die Champions League. Beim Bündner, der kein Bündner ist, klemmt es nur in der Nati.
Publiziert: 11.09.2016 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:47 Uhr
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Bei Gladbach hat sich Nico Elvedi zu einer festen Grösse emporgearbeitet.
Foto: Reuters
Alain Kunz

Borussia Mönchengladbach und die Schweiz – das ist irgendwie eine besondere Beziehung. Jörg Stiel war einst Kultgoalie hier, Lucien Favre Kulttrainer, Granit Xhaka wurde zum teuersten Transfer in der Fohlen-Geschichte. Und nun stehen wieder vier Schweizer im Kader. Wie erklären Sie sich das?

Schwierig zu Sagen. So richtig ging es los mit Lucien Favre, von dem man weiss, dass er ein Supertrainer ist, der auf Junge setzt. So kamen immer wieder Schweizer. Für mich ist das toll mit so vielen Landsleuten, mit denen kann ich reden, sie helfen mir.

War der Favre-Abgang für Dich ein Schock?

Ja. Ich hatte auch wegen ihm gewechselt. Doch unter ihm hatte ich keinen einzigen Einsatz in einem Ernstkampf. Für mich wars dann super, dass André Schubert sein Nachfolger wurde, weil er mich von der U23 kannte. So kam ich schnell zu Einsätzen.

Wie siehst Du die Schweizer? Fangen wir mit Yann Sommer an.

Ein Führungsspieler, nimmt das Spiel gerne in die Hand, kann gut reden und motivieren.

Josip Drmic?

Sehr schade um seine Verletzung am Knie just, als es ihm beim HSV wieder lief. Ist eigentlich ein Superspieler mit viel Qualität. Er braucht Vertrauen, dass er bei Gladbach zu selten erhalten hat.

Djibril Sow?

Mit ihm bin ich in die Schule gegangen. Ein toller Spieler, er hat in den Testspielen bereits Tore geschossen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er den Durchbruch als Bundesligaspieler schafft.

Bei Gladbach gewinnt man den Eindruck, das sei eine grosse Familie hier. Spürt ihr das als Spieler auch, dieses Familiäre?

Im Team ist voll lockere Stimmung. Es wird viel gewitzelt. Ich habe noch nie erlebt hier, dass es richtig Streit gab. Das zeichnet unsere Mannschaft aus. Jeder geht für den anderen. Deshalb haben wir auch Erfolg.

Hast Du in diesem familiären Umfeld jemals Druck gespürt?

Druck nicht. Nach der Verletzung habe ich mir aber schon Gedanken gemacht, ob das der richtige Wechsel gewesen sei.

So früh schon?

Ja. Danach hatte ich aber gleich Glück, dass ich zum Spielen kam, dass mir Schubert das Vertrauen gab.

Es ging schon alles unheimlich schnell bei dir. Vor zwei Jahren noch U21-Kicker beim FC Zürich in der Promotion League. Dann der rasante Aufstieg, Stammspieler beim FCZ, Nati-Aufgebot, erstes Nati-Spiel, Transfer in die erste Bundesliga nach nur 16 SL-Spielen, Stammspieler bei Gladbach, Champions League, EM-Aufgebot. Das war schwindelerregend!

Das war wie in einem Traum! Das hatte ich nie erwartet. Ich hatte auf ein paar Einsätze gehofft und mir vorgenommen, meine Chance zu nutzen, wenn ich die kriege. Und dann das! Ich hoffe, es geht so weiter.

Es gibt viel mehr Beispiele für Spieler, die jung zu einem grossen Klub wechselten und scheiterten als solche, die es gepackt haben. Du scheinst die Ausnahme zu sein, welche die Regel bestätigt.

Das habe ich sehr oft gehört. Man sagte mir auch, ich solle noch ein Jahr beim FCZ bleiben. Aber für mich passte es derart gut mit diesem Trainer, der auf Junge steht und mit diesem Team, das einfach einen geilen Fussball spielt.

Entscheidend ist also, zu welchem Klub man geht?

Ja sicher. Gladbach ist schon voll dabei in der Bundesliga, aber nicht gerade top-top-top. Das Gesamtpaket muss stimmen. Ich war jedenfalls voll überzeugt vom Transfer.

Liegt bei Gladbach diese Saison noch mehr drin als Platz vier?

Wir haben ein gutes Kader. Wir wollen diesen vierten Platz bestätigen.

Nur? Hinter den unantastbaren Bayern ist doch alles möglich?

Dortmund hat viel eingekauft, Leverkusen hat seit langem das beste Kader. Bayern und Dortmund kämpfen um die Meisterschale. Dahinter ist alles offen.

Weisst Du, was ein Eisvogel ist?

Ja, weiss ich.

Hast Du das vorher gewusst?

Nein. Ich las in der Zeitung, dass ich als Eisvogel bezeichnet werde, weil ich so ruhig spiele.

Was ist denn ein Eisvogel?

Ein Tier. Was für eines genau weiss ich auch nicht.

Dein Zwillingsbruder Jan war vor nicht allzu langer Zeit bei Gladbach im Probetraining. Mittlerweile spielt bei Cham in der Promotion League. Packt ers noch?

Er ist nach wie vor Vollprofi, weil er von Winterthur ausgeliehen ist. Ich glaube schon, dass er es noch packen kann. Jetzt ist wichtig, jedes Spiel zu machen, damit er bald wieder in der Challenge League spielt. Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um zwei vorwärts zu machen. Er hat nicht weniger Qualität als ich. Es braucht Zeit, dann kommt das schon gut.

Im Sommer hast Die die KV-Lehre beendet.

Ja, ich habe einen Tag pro Woche auf der Geschäftsstelle der Borussia gearbeitet und so das Praktikum fertiggemacht.

Wie ging das genau?

Zuerst war ich zwei Jahre in der Schule, danach musste ich zwei Jahre arbeiten. Nun bin ich aber froh, dass ich das alles hinter mir habe.

Vor allem die Eltern, nehmen wir an. Wieviel Druck haben sie ausgeübt, dass Du die Lehre beendest?

Sicher wollte ich es auch. Auch wenn ich schon ein paar Mal gedacht habe, ich breche das jetzt ab, weil ich das nicht mehr brauche. Dann haben mich meine Eltern gepusht.

Warum hast Du die Lehre beendet, wenn Du sagst, Du brauchst sie nicht mehr?

Um mich abzusichern für den Fall einer Verletzung. Das ist immer schnell passiert.

Was machst Du mit der gewonnenen Freizeit?

Ich unternehme viel mit Djibril oder Josip, gehe oft nach Düsseldorf, die Stadt anschauen, ins Kino.

Wo wohnst Du?

In Rheydt bei Gladbach.

In einer Wohnung?

Ja, ich habe die Wohnung von Granit übernehmen können.

Und dort kochst Du auch?

Selten, ganz selten. Ab und zu Teigwaren. Sonst bin ich immer im Restaurant.

Deine Freundin…

…lebt in der Schweiz. Sie oft hier, weil sie Flugbegleiterin ist, viel fliegt und immer wieder ein paar Tage am Stück frei hat.

Dein Heimatort ist Lumnezia im Kanton Graubünden. Wie viel Bündner steckt in dir.

Ich habe keine grosse Beziehung zum Bündnerland. Mein Grossvater kommt von dort. Mittlerweile leben aber auch die Grosseltern in Zürich. Es ist nur mein Heimatort, mehr nicht. Aufgewachsen bin ich in Greifensee und Dübendorf.

Also hundert Prozent Zürcher?

Kann man so sagen.

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