Mainz-Star Widmer steht vor Comeback – und spricht über Leidenszeit
«Eine Zwangspause hat nicht viel Gutes»

Fast sechs Monate fiel Silvan Widmer verletzt aus. Seither gewann sein Klub Mainz in der Bundesliga kein Spiel mehr. Nun will der Captain zurück auf den Platz und mit dem Team den Turnaround schaffen – bereits am Freitag gegen Bochum.
Publiziert: 26.10.2023 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2023 um 23:42 Uhr
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Silvan Widmer hofft auf sein Comeback in Bochum.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Silvan Widmer (30) kommt von der Laufanalyse, als Blick den Mainz-Captain und Nati-Verteidiger erreicht. Diese habe ähnliche Aufschlüsse gebracht wie vor seiner Verletzung. «Aber es gibt immer zwei, drei Dinge, die man optimieren kann.» Seit drei Wochen ist Widmer zurück im Mannschaftstraining des Tabellenletzten der Bundesliga. Gegen Gladbach (2:2) und gegen die Bayern (1:3) sass Widmer auf der Bank. Nun kommt es am Freitag in Bochum zum Duell der beiden Schlusslichter. «Ich brenne auf einen Einsatz. Wenns nach mir geht, gerne auch von Beginn an», so der Aargauer.

Eine Ende April im Spiel erlittene Sprunggelenkverletzung sowie ein länger geplanter Eingriff an Ferse und Achillessehne setzten Widmer ein knappes halbes Jahr ausser Gefecht. So lange wie noch nie in seiner Karriere. Er habe eine neue Seite an sich kennengelernt. Geduld zu haben, sei in einer solchen Phase das Schwierigste. «Ich habe gelernt, auch kleine Fortschritte wertzuschätzen. Aber viel Gutes hat eine solche Zwangspause nicht.» Aufgrund der Reha verzichtete Widmer im Sommer sogar auf Ferien mit seiner Familie.

Seit Widmers Ausfall hat Mainz nicht mehr gewonnen. Die Bilanz des Horror-Starts: zwei Punkte aus acht Spielen. Die Situation ist unbefriedigend. «Wir haben es uns anders vorgestellt», sagt Widmer. Trotz der guten Leistung zuletzt gegen die Bayern will der Captain nichts beschönigen. «Wir stehen am Tabellenende und können die magere Punkteausbeute nicht ausblenden. Aber wir stellen uns der Situation und nehmen den Kampf an.» Widmers Rezept: Die defensive Stabilität wieder finden. «Diese hat uns immer ausgezeichnet.»

Politk und Fussball – ein heikles Thema

Trotz der sportlichen Misere ist es ruhig in Mainz, Trainer Bo Svensson kein Thema. Für wesentlich mehr medialen Wirbel sorgte zuletzt die sofortige Freistellung des Spielers Anwar El Ghazi (28). Dieser hatte mit einem Social-Media-Post dem Staat Israel das Existenzrecht abgesprochen. Widmer selbst will sich zur Freistellung nicht gross äussern. «Das ist Sache der Vereinsführung. Mein Fokus liegt in dieser tabellarisch schwierigen Situation im Moment ohnehin voll auf dem Sportlichen.»

Der Einfluss von Politik auf den Fussball ist ein heikles Thema. Vor einem Jahr bezog Widmer klar Stellung, als er sagte, er würde auch an der WM in Katar mit einer Regenbogenbinde auflaufen. Und bei einem Besuch im Juni in der SRF-Sendung «Gredig direkt» sagte er, dass für ihn ein Wechsel nach Saudi-Arabien nicht infrage käme. «Auch für 200 Millionen im Jahr nicht.»

Widmer weiss um die Wirkung eines Profi-Fussballers und was ein einzelner Post oder eine Aussage auslösen können. Deswegen überlegt er sich genau, wann und wo er etwas sagt oder postet. «Bevor ich einen Post absetze, schliesse ich die App und überlege mir noch einmal, ob wirklich alles passt.» Ist einmal etwas im Netz gelandet, gibt es kein Zurück mehr.

Auch die Nati ist in Schieflage

Auch die Nati war zuletzt betroffen von den Ereignissen im Nahen Osten. Wegen der Verschiebung des Israel-Spiels wäre es möglich, dass die Schweiz im November innerhalb von sieben Tagen drei Spiele bestreiten muss. Aus Sicht Widmers kein Problem, schliesslich habe der Nati-Coach auch die Option, den einen oder anderen zusätzlichen Spieler aufzubieten. Widmer hofft, dass er wieder dabei ist. Wie in Mainz läuft es auch bei der Nati nicht mehr rund, seit der Verteidiger weg ist.

Die Nati-Spiele verfolgte Widmer mit Ausnahme des Rumänien-Spiels (2:2) in Luzern aus der Distanz. «Wir sind uns alle einig, dass die letzten Spiele von den Leistungen her zu wenig gut gewesen und wir unseren Ansprüchen nicht gerecht geworden sind», sagt Widmer. Er hat Verständnis, dass die enttäuschenden Resultate einen medialen Wirbel auslösten. «Aber manchmal werden die Themen grösser gemacht, als sie sind.» Auch in der Nati soll der Turnaround gelingen. Dank – oder zumindest mit – Silvan Widmer.

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