Bayern München gegen Mainz, Zweiter gegen Sechster. Was erwarten Sie für eine Partie?
«Die Bayern haben elf Weltklasse-Spieler auf dem Feld mit technisch herausragenden Fähigkeiten. Ich erwarte aber trotzdem ein enges Spiel, in dem wir mit Kontern immer wieder gefährlich werden können.»
Sie sind erst seit gut einem Jahr in Mainz und bereits Captain. Der Saisonstart ist geglückt, es scheint alles zu passen.
«Ja, ich fühle mich sehr wohl da, privat und im Verein. Ich habe meine Rolle gefunden, die Leute schätzen mich und meine Zuverlässigkeit. Es hat von der ersten Sekunde an gepasst.»
Was bringt die Rolle als Captain mit sich?
«Mehr Interviews, mehr Mitdenken für die Mitspieler – nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Was braucht einer? Was fehlt einem? Wie kann man jemanden besser integrieren? Dann gibt es auch administrative Fragen, die man mit dem Verein besprechen muss, oder Sachen, die es zu verbessern gilt.»
Einer, der in dieser Saison aufblüht, ist Edimilson Fernandes, der praktisch auf dem Abstellgleis war. Wie kam es zu dieser Wandlung?
«Im Verein kannten wir alle seine Qualitäten, die er auf dem Platz hat. Er hat nicht so oft eine Chance gekriegt, dies zu zeigen, und als er die Chance hatte, wusste er sie nicht immer zu nutzen. Nun hat er die letzten Spiele sehr gut gespielt. Ich bin glücklich für ihn. Er ist ein ruhiger Kerl in der Kabine, aber ein super Typ.»
Wie erleben Sie die Bundesliga?
«Der Rhythmus und das Tempo sind hoch. Man muss körperlich bereit sein und an seine Grenzen gehen können, um zu bestehen. Die Stimmung ist in jedem Stadion super, die Gegner sind stark. Als Verteidiger muss man bereit und präsent sein.»
Mainz ist gut in die Saison gestartet. Was ist möglich?
«Wir müssen mit den Füssen auf dem Boden bleiben. Wir sind im Vergleich mit anderen Klubs klein, haben aber unsere Qualitäten. Wir wollen das Thema Abstieg möglichst schnell hinter uns lassen. Wenn wir das erreicht haben, können wir uns andere Ziele stecken.»
Wann wurde für Sie der Profi-Fussball zur ernsthaften Option?
«Erstmals dran geglaubt, dass ich es packen könnte, hatte ich mit 17, als ich in die Nachwuchs-Nati aufgeboten wurde. Ein Jahr später kam ich bei Aarau in die 1. Mannschaft und hatte gleich einen Stammplatz. Zuvor hatte ich immer das Gefühl, es gäbe Spieler, die talentierter sind als ich und auch mehr gefördert würden.»
Was ist der Grund, warum Sie den Schritt zum Profi geschafft haben?
«Ich war im mentalen Bereich, in Sachen Beharrlichkeit und Konstanz im täglichen Training schon früh fokussiert. Ich denke, ich wollte es vielleicht auch mehr als die anderen, habe dafür mehr investiert, das war ausschlaggebend. Der Kopf ist das Wichtigste – und nicht das Talent oder die Technik.»
Sie gingen bereits mit 20 und damit sehr früh nach Italien.
«Mir war wichtig, dass ich die Schule abschliesse. Ich hätte ein Jahr früher wechseln können, wenn ich die Matura geschmissen hätte, aber ich habe darauf beharrt, diese zu machen, worauf der Verein zustimmte. Es war ein super Entscheid, denn dadurch fiel mir eine grosse Last von den Schultern. Ich wusste, wenn ich es nicht schaffe, kann ich zurück in die Schweiz zum FC Aarau oder studieren gehen. Ich fühlte mich deswegen völlig frei im Kopf. Ich spürte, dass mir viele es nicht zutrauen, aber ich bin beharrlich geblieben und habe es gepackt, auch wenn die ersten Monate nicht einfach waren.»
Bei Udinese starteten Sie durch, ehe Sie eine Kopfverletzung erlitten und stagnierten. Davor dachte man, Sie würden irgendwann bei einem Top-Klub wie Juve oder Milan landen.
«Ja, die Verletzung hat mich ein bisschen gehemmt. Ich war nicht mehr frei im Kopf. Und gegen Ende meiner fünf Jahre in Udine war ich auch nicht mehr so motiviert. Ich brauchte unbedingt etwas Neues.»
War der Transfer 2018 nach Basel ein Rückschritt?
«Ich würde sagen, es war kein Schritt zurück, eher einer auf die Seite. Ich hoffte, dort in der Champions League zu spielen, aber es hat nicht geklappt – wie auch mit dem Meistertitel nicht. Aber ich habe internationale Erfahrung gesammelt, den Cup geholt und mich in der Nati wieder zurückgekämpft. Auch privat war es eine sehr wichtige Zeit für mich. Meine beiden Töchter sind in der Schweiz geboren.»
Wie wichtig ist der Ausgleich dank der Familie?
«Sehr wichtig. Während den fünf Jahren in Italien war ich viel angespannter, auch in der Freizeit. Ich konnte schlechter abschalten und wegkommen vom Fussball. Dank meinen Kindern klappt das nun super. Wenn ich zu Hause bin, dann bin ich gefordert, anders gefordert, was auch sehr intensiv sein kann, aber ich liebe es.»
Silvan Widmer wird am 5. März 1993 in Aarau geboren. Mit 17 kommt der Verteidiger aus Würenlos in die 1. Mannschaft beim FC Aarau, wo er unter René Weiler in der Challenge League sofort Stammspieler wird. Mit 20 folgt der Wechsel in die Serie A zu Udinese. Für den Klub aus dem Friaul absolviert er 131 Spiele in der Serie A. 2018 kehrt Widmer in die Schweiz zurück und gewinnt mit dem FC Basel 2019 den Cup, ehe er 2021 nach Mainz weiterzieht. Zu Beginn dieser Saison ernennt ihn Trainer Bo Svensson zum Captain. Widmer wohnt in Wiesbaden, ist mit Céline verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Für die Nati absolvierte er bisher 33 Länderspiele (2 Tore).
Silvan Widmer wird am 5. März 1993 in Aarau geboren. Mit 17 kommt der Verteidiger aus Würenlos in die 1. Mannschaft beim FC Aarau, wo er unter René Weiler in der Challenge League sofort Stammspieler wird. Mit 20 folgt der Wechsel in die Serie A zu Udinese. Für den Klub aus dem Friaul absolviert er 131 Spiele in der Serie A. 2018 kehrt Widmer in die Schweiz zurück und gewinnt mit dem FC Basel 2019 den Cup, ehe er 2021 nach Mainz weiterzieht. Zu Beginn dieser Saison ernennt ihn Trainer Bo Svensson zum Captain. Widmer wohnt in Wiesbaden, ist mit Céline verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Für die Nati absolvierte er bisher 33 Länderspiele (2 Tore).
Seit der EM 2021 sind Sie auch Stammspieler in der Nati. Was ist Ihnen von diesem Turnier am meisten geblieben?
«Die Videos von der Langstrasse in Zürich nach dem Achtelfinal-Sieg gegen Frankreich. Die Leute sind ausgerastet, ganz untypisch schweizerisch, das motiviert unheimlich. Ich war noch nie so motiviert wie vor dem Viertelfinal. Nicht nervös, aber bereit, alles zu geben, für das Land, für die Leute, die zu Hause vor dem TV sitzen.»
Unter Yakin hat die Nati nahtlos an die Erfolge der Ära Petkovic angeknüpft. Was hat sich verändert?
«Nicht viel. Das Ziel ist, dass wir noch unberechenbarer werden auf dem Platz und viele Lösungen bereithaben, je nach Gegner. Muri veränderte Details, aber im Grossen und Ganzen ist der Fussball, den wir spielen, ähnlich geblieben.»
Was ist an der WM möglich?
«Wir haben vor einem Jahr Lunte gerochen und gesehen, was möglich ist. Aber wir müssen den vollen Fokus auf die Gruppenphase legen. Im Gegensatz zur EM kommen nur zwei weiter und wir haben an der WM schwierigere Gegner. Aber wenn wir die Vorrunde überstehen, hoffe ich, dass wir ähnlich Fahrt aufnehmen wie an der EM, dann können wir jeden schlagen.»
Katar sorgt wegen den prekären Arbeitsbedingungen und den Menschenrechten für Diskussionen. Wie schwierig ist es als Spieler, in ein solches Land zu reisen?
«Die Gedanken an diese Themen begleiten uns. Für mich steht der Fussball im Vordergrund. Aber die anderen Themen sind deswegen nicht weg oder vergessen.»
Aber ihr Spieler werdet nicht dagegen protestieren?
«Nein, das ist nicht geplant und auch schwierig, weil wir noch nie dort waren. Alles, was wir hören, ist aus zweiter Hand und haben wir nicht selbst gesehen. Der Verband war mehrmals da und setzt sich dafür ein, dass unter anderem die Menschenrechtssituation und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Ich vertraue diesen Leuten, dass sie versuchen, etwas zu bewirken.»
Sie tragen in Mainz eine Captainbinde in Regenbogen-Farben und sagten, das würden Sie auch in Katar tun …
«Ja, dazu stehe ich. Die Binde symbolisiert Offenheit, Verschiedenheit und Akzeptanz. Dafür stehe ich ein.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |