Geisterspiele bereiten Favre Bauchschmerzen
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BVB will wieder Vollgas geben:Geisterspiele bereiten Favre Bauchschmerzen

Lucien und sein BVB geben wieder Vollgas
Geisterspiele bereiten Favre Bauchschmerzen

Mit einem Psychologen und ohne Witsel will Dortmund-Trainer Lucien Favre im Derby gegen Schalke gewinnen und endlich seinen ersten Geisterspiel-Sieg feiern.
Publiziert: 16.05.2020 um 13:03 Uhr
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Lucien Favre möchte mit seinem BVB im Derby gegen Schalke einen guten Start hinlegen.
Foto: imago images/Poolfoto
Michael Wegmann

Heute legt die Bundesliga nach der Corona-Pause wieder los – als erste grosse Sportliga weltweit. Und alles schaut auf den Kracher zwischen Borussia Dortmund und Ruhrpott-Rivale Schalke. Und dies nach wochenlanger, weltweiter Fussball-Abstinenz! Ein Millionen-Publikum vor dem TV (Anpfiff: 15.30 Uhr) ist garantiert. Der Signal Iduna Park bleibt jedoch leer. Ex-BVB-Star Sebastien Kehl redet vom ungewöhnlichsten Derby der Geschichte, sagt «dieses Spiel lebt eigentlich von den Fans, von ihren Emotionen, von der Begeisterung im Stadion.»

Sportdirektor Michael Zorc meint: «Ein Derby ohne Zuschauer: Da blutet einem das Herz.» Trotzdem fordert er die Fans an der Pressekonferenz nochmals eindringlich dazu auf, zu Hause zu bleiben.

Statt wie üblich sich hinter dem Tor von Roman Bürki aufzubauen, fläzt die gefürchtete gelbe Wand also mit Popcorn und Bier zuhause auf den Sofas herum. Wem es besser gelingen werde, sich auf die ungewohnte Situation einzulassen, werde gewinnen, meint denn auch Kehl.

«Kann sich niemals daran gewöhnen»

Trainer Lucien Favre und der BVB tun alles für die drei Punkte im Prestige-Duell. Auch im mentalen Bereich. «Es ist sehr gut, dass wir mittlerweile einen Psychologen im Team haben, da es eine sehr spezielle Situation für alle ist. Wir waren fast zwei Monate ohne Spiel und haben am Anfang ohne Ziel trainiert. Normalerweise spielen wir vor 81'000 Zuschauern», sagt Favre an der Pressekonferenz.

Favre selbst tut sich mit Geisterspielen schwer. Wie schwer, verriet er kürzlich der «Bild»: «Man kann sich niemals an die Stimmung von Geisterspielen gewöhnen. Das ist unmöglich!»

Er weiss, wovon er spricht. Favre hat schon Geisterspiel-Erfahrung. Und zwar nicht erst seit dem 0:2 gegen PSG und dem Champions-League-Aus am 11. März in Paris. Damals sagte er vor dem Kracher: «Ich wollte mir am Sonntag Juventus gegen Inter im TV ansehen – und konnte nur zwei Minuten zuschauen. Ich hatte keine Lust. Ohne Zuschauer ist es etwas anderes. Das ist unangenehm für alle.»

Favre ist kein Freund von Geisterspielen

Seine erste Erfahrung mit einem Geisterspiel machte er bereits am 19. April 2001. Beim ersten Geisterspiel der Schweiz sitzt er bei Servette auf der Bank. 1:1 endet die trostlose Partie gegen Sion vor leerer Kulisse. Favre machte schon damals als junger Trainer deutlich, wie wenig er von einem Spiel ohne Fans hält. Er meinte einzig: «Ich habe keine grosse Lust, darüber zu sprechen.»

Jetzt folgen weitere neun Geisterspiele in Serie, falls nichts dazwischen kommt. «Bei fünf ausstehenden Heimpartien sind Geisterspiele schon ein kleiner Nachteil. Aber wir jammern nicht, sind dankbar, dass wir überhaupt wieder spielen dürfen», sagt der Westschweizer.

Gegen Schalke fehlt zudem sein Herzstück. Die zentralen Schlüsselspieler Emre Can und Axel Witsel sind verletzt.

Doch «Geisterfavre», der mit Mundschutz coachen muss, will vor dem Neustart nicht klagen, sondern Gas geben und mit seinem ersten Sieg in einem Geisterspiel bis auf einen Punkt zu Leader Bayern München aufschliessen. «Wir trainieren seit dem 26. April. Die Stimmung war immer gut, auch jetzt im Hotel. Wir haben kein Problem damit.»

Erstes Geisterspiel der Geschichte

Vor 40 Jahren wurde zum ersten Mal ein europäisches Pflichtspiel vor leeren Rängen ausgetragen. In der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger 1980 traf Castilla, die zweite Mannschaft von Real Madrid, auf West Ham United. Im Hinspiel in Madrid sorgten die West-Ham-Anhänger für üble Krawalle. Ein Fan verlor dabei gar sein Leben. Deshalb wurde der englische Klub von der Uefa bestraft. West Ham wurde eine saftige Geldstrafe aufgebrummt und das Rückspiel musste ohne Fans stattfinden. Auch wurde die Partie nicht im TV übertragen. Insgesamt waren nur 262 Leute für das Spiel im Upton Park zugelassen. Alvin Martin, der dazumal für West Ham spielte, erinnert sich noch ganz genau an das aussergewöhnliche Spiel. «Es wurde unglaublich viel geflucht», so Martin. Da wegen den fehlenden Anhängern jedes einzelne Wort gehört werden konnte, seien sie in der Pause angewiesen worden, auf die Wortwahl zu achten. «Man realisiert es selber gar nicht. So haben wir auf dem Fussballplatz halt einfach kommuniziert», sagt Martin. Trotz fehlender Stimmung setzte sich das Heimteam nach Verlängerung gegen die Spanier durch und qualifizierte sich somit für die zweite Runde.

Vor 40 Jahren wurde zum ersten Mal ein europäisches Pflichtspiel vor leeren Rängen ausgetragen. In der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger 1980 traf Castilla, die zweite Mannschaft von Real Madrid, auf West Ham United. Im Hinspiel in Madrid sorgten die West-Ham-Anhänger für üble Krawalle. Ein Fan verlor dabei gar sein Leben. Deshalb wurde der englische Klub von der Uefa bestraft. West Ham wurde eine saftige Geldstrafe aufgebrummt und das Rückspiel musste ohne Fans stattfinden. Auch wurde die Partie nicht im TV übertragen. Insgesamt waren nur 262 Leute für das Spiel im Upton Park zugelassen. Alvin Martin, der dazumal für West Ham spielte, erinnert sich noch ganz genau an das aussergewöhnliche Spiel. «Es wurde unglaublich viel geflucht», so Martin. Da wegen den fehlenden Anhängern jedes einzelne Wort gehört werden konnte, seien sie in der Pause angewiesen worden, auf die Wortwahl zu achten. «Man realisiert es selber gar nicht. So haben wir auf dem Fussballplatz halt einfach kommuniziert», sagt Martin. Trotz fehlender Stimmung setzte sich das Heimteam nach Verlängerung gegen die Spanier durch und qualifizierte sich somit für die zweite Runde.

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