Legende Barnetta über Bayers Höhenflug
«Der Lauf ist fast schon unheimlich!»

Nur zwei Ausländer haben mehr Spiele für Bayer absolviert als Tranquillo Barnetta. Warums kein Nachteil ist, eine graue Maus zu sein. Wer hinter dem Erfolg der Werkself steht. Und was der St. Galler über Ex-Nati-Kumpel Granit Xhaka denkt.
Publiziert: 14.04.2024 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2024 um 10:09 Uhr
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225 Spiele absolvierte Barnetta für Leverkusen, mit Wendell und Hradecky gibts bloss zwei Ausländer, die noch mehr Spiele für Bayer absolviert haben.
Foto: KATHI BETTELS
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Stefan KreisReporter Fussball

Manchmal, da kriegt Tranquillo Barnetta (38) ein Aufgebot aus Leverkusen. Legenden-Mannschaft. Spass-Kick mit Jens Nowotny, Stefan Kiessling und Co. Barnetta aber sagt immer ab. «Weil es mit meinen Knien nicht die beste Idee ist. Nicht mehr Fussball zu spielen und dann plötzlich das Gefühl zu haben, man könne es noch.»

Ab und an aber sei er noch «oben» in Leverkusen. Auch, weil er noch immer Leute von früher kennt. Unter anderem Simon Rolfes, den Geschäftsführer Sport, seit Jahren einer der fähigsten Funktionäre in Fussballdeutschland, Mastermind hinter dem aktuellen sportlichen Erfolg. Jener Mann, der die Mannschaft zusammengestellt hat und mit Xabi Alonso einen der spannendsten Trainer des Weltfussballs verpflichten konnte. «Simon war nie der klassische Fussballer. Hat sehr viel hinterfragt. Auch die Dinge, die über den Fussball hinausgingen. Wirtschaftliche Sachen. Er hat früh verstanden, wie die verschiedenen Räder zusammen greifen. Ein intelligenter Typ, der damals schon über den Tellerrand hinaus blickte», sagt Barnetta. Rolfes sei Captain gewesen damals, aber keiner, der rumgebrüllt habe. «Er war immer ruhig und sachlich, hatte ein Gespür für die Mannschaft.»

Leverkusen bloss graue Maus

Gewonnen aber hat Rolfes in seinen zehn Jahren als Spieler bei Bayer Leverkusen nie etwas. Und im Vergleich zu den Nachbarn aus Köln und Gladbach war man lange Jahre immer bloss die graue Maus, die Werkself von Chemiekonzern Bayer, der Pillenklub. «Das war schon bemerkenswert. Wir haben um die Meisterschaft gespielt, Köln gegen den Abstieg und trotzdem waren die ersten drei Zeitungsseiten für den FC reserviert», erinnert sich Barnetta, der insgesamt 225 Spiele für Leverkusen absolvierte.

Für ihn als jungen Spieler, der mit 19 nach Nordrhein-Westfalen kam, sei das aber ein Vorteil gewesen. «Du konntest dir auch mal einen schlechten Tag erlauben und trotzdem ruhig weiterarbeiten. Wenns um die Wurst ging, hattest du nicht denselben Druck wie andere Vereine. Auch, was die Fans angeht. Leverkusen ist nicht vergleichbar mit Klubs wie Köln oder Gladbach. Aber vielleicht war das am Ende auch der Grund, warum mans nie ganz noch oben geschafft hat.»

In dieser Saison wird sich das ändern. Leverkusen steht vor dem Doublegewinn, hat auch in der Europa League gute Chancen auf den Titel, ist noch immer ungeschlagen. «Fast schon unheimlich» sei der Lauf, sagt der 75-fache Schweizer Nationalspieler. Leverkusen habe mit Xabi Alonso einen Top-Trainer, die Mannschaft sei herausragend zusammengestellt.

Xhaka, ein aussergewöhnlicher Charakter

Einer der Schlüssel im Zentrum: Granit Xhaka. Der debütierte im Sommer 2011 für die Schweizer Nati im Wembley, Doppeltorschütze damals: Barnetta. Ist Xhaka schon in jungen Jahren der Chef in der Kabine gewesen? «Das würde ich nicht sagen, weil wir schon noch andere Persönlichkeiten in der Mannschaft hatten. Aber was man gemerkt hat, war dieses Selbstverständnis der jungen Generation. Die sind mit der U17 Weltmeister geworden und hatten das Verständnis, dass man alle schlagen, alles erreichen könne. Das hat der Nati gutgetan.»

Dass Leverkusen mit Xhaka gleich in der ersten Saison um den Titel spiele, sei deshalb kein Zufall. «Er ist ein absoluter Führungsspieler. Seine Karriere spricht für sich, er war bei Gladbach und bei Arsenal Captain, das wirst du nicht, wenn du bloss gute Leistungen zeigst. Sondern weil du ein aussergewöhnlicher Charakter bist.»

Ein Charakter, der heute Klubgeschichte schreiben könnte. Mit einem Sieg gegen Bremen würde niemand mehr von Vizekusen sprechen. Sondern von der ersten Meisterelf des 1904 gegründeten Vereins.

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