Josip Drmic bricht sein Schweigen

«Viele Experten haben mich schon abgeschrieben!»

Ende April hat sich Josip Drmic (25) einen Knorpelschaden zugezogen, dies nachdem er im 2016 schon neun Monate wegen eines Knorpelschadens im selben Knie pausieren musste. Viele prognostizierten dem Natistürmer das Karriereende, er selbst hat seither an seiner Rückkehr gearbeitet und öffentlich geschwiegen. Bis jetzt.

BLICK: Wann haben Sie sich den zweiten Knorpelschaden zugezogen?
Josip Drmic: Ich sollte für die zweite Halbzeit im Spiel gegen Dortmund eingewechselt werden. Beim Aufwärmen habe ich gespürt, dass etwas mit meinem Knie nicht stimmt.

Wie merkt man das?
Mittlerweile kenne ich meinen Körper gut. Ich hatte ja schon einmal einen Knorpelschaden. Die Bilder haben dann meine Befürchtungen bestätigt.

Wie konnte dies passieren?
Das lässt sich nicht genau nachvollziehen. Es könnte durch eine falsche Bewegung oder durch Überbelastung entstanden sein.

Die Diagnose dürfte ein Schock gewesen sein.
Und wie! Die ersten drei Wochen waren extrem hart. Ich bin rumgelaufen, als hätte ich keinen Kopf. Ich wusste nicht, was ich tun soll. Dann habe ich mich in Absprache mit Borussia Mönchengladbach in Behandlung bei einem Arzt in Nürnberg begeben, den ich noch aus meiner Zeit beim Klub kenne …

… Was hat er gemacht?
Er sagte, dass er mein Knie sehen will. Als ich bei ihm war, haben wir uns erst mal zwei bis drei Stunden unterhalten. Er kennt mich bestens und merkte, dass ich total neben der Spur war. Er hat mich aufgefangen. Er sagte, es gäbe keine Garantien, dass ich wieder auf dem Platz stehen werde. Aber er sei überzeugt davon. Und dies, nachdem mich viele schon abgeschrieben haben. Da habe ich mich entschieden, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ihm und der Borussia habe ich viel zu verdanken, weil sie mich so gut unterstützt und Vertrauen in mich gesetzt haben.

Und dann?
Wir haben einen Plan geschmiedet. Am 18. Mai haben wir eine kleine Operation gemacht. Seither arbeite ich an meinem Comeback. Und jetzt trainiere ich fünf Monate nach der Operation wieder mit der Mannschaft. Plötzlich schrieben die Zeitungen, Drmic mache Bewegungen, die man ihm vor fünf Monaten nie mehr zugetraut hätte. Das ist doch erstaunlich. Und darüber bin ich überglücklich.

Ein kleines Wunder?
Für gewisse Leute vielleicht schon. Auch für einige so­genannte Experten, die mich bereits abgeschrieben und mir geraten haben, einen neuen Job zu suchen.

Was haben Sie diesen Leuten geantwortet?
Ich konnte keine Menschen in meinem Umfeld brauchen, die nicht positiv, nicht optimistisch waren. Auch heute spreche ich lieber über die guten Begeg­nungen. Ich habe einen Mann kennengelernt, der mit alten Heilmethoden arbeitet. Sehr spezielle Methoden, die mir unglaublich viel geholfen haben. Dieser Mann hat mir alle Last im Knie weg­genommen. Ich bin ihm sehr dankbar.

Hat dieser Mann einen Namen?
Ja, hat er. Er möchte jedoch lieber im Hintergrund bleiben.

Und Sie? Hatten Sie nicht auch zwischendurch negative Phasen?
Klar, ich bin ja ein Mensch und keine Maschine. Ich hatte Rückschläge oder sagen wir Tage, an denen es mies lief. An denen ich alles verflucht habe.

Sie haben die Hoffnung auf eine Rückkehr nie aufgegeben?
Nein. Ich habe immer gehofft und alles gegeben. Erst wenn ich nicht mehr hätte laufen können, hätte ich mich nach Alternativen zum Fussballspielen umgesehen. Und diese Einstellung hat mir brutal geholfen.

Wie haben eigentlich Ihre Eltern auf Ihren zweiten Knorpelschaden innert kurzer Zeit reagiert?
Sie haben mitgelitten. Vor allem meinem Vater habe ich am Anfang seine Sorgen angemerkt.

In dieser Zeit haben zwei Ihrer Jugendfreunde, die Rapper Lumi und Kikz, ein Lied für Sie geschrieben. Der Refrain des Songs lautet: «Nur im Dunkle geseht mer d’Stärne ...»
Es ist schön, wenn man solche Freunde hat. Das tut gut und hat enorm geholfen.

Zuletzt haben Sie sich für zwei Wochen zurückgezogen. Warum?
Ich hatte eine schwierige Phase. Zu viele Leute haben mich auf meine Zukunft angesprochen, ich musste einfach mal weg von allem. Da habe ich mir ein Team zusammengestellt, und wir haben für zwei Wochen isoliert trainiert.

Bundesliga

		Mannschaft	SP	TD	PT
	1	Bayern München	11	29	29
	2	Eintracht Frankfurt	11	11	23
	3	RB Leipzig	11	9	21
	4	Bayer Leverkusen	11	8	20
	5	Borussia Dortmund	11	4	19
	6	SC Freiburg	11	-2	17
	7	VfB Stuttgart	11	2	16
	8	Union Berlin	11	0	16
	9	VfL Wolfsburg	11	2	15
	10	Werder Bremen	11	-5	15
	11	Borussia Mönchengladbach	10	1	14
	12	FSV Mainz	10	1	13
	13	TSG Hoffenheim	11	-5	12
	14	FC Augsburg	11	-10	12
	15	1. FC Heidenheim 1846	11	-5	10
	16	FC St. Pauli	10	-5	8
	17	Holstein Kiel	10	-13	5
	18	VfL Bochum	11	-22	2