«Lieber kein deutsches Essen – freue mich auf das Fondue»
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HSV-Verteidiger Miro Muheim:«Lieber kein deutsches Essen – freue mich auf das Fondue»

HSV-Mauer Miro Muheim im Hoch
«Mit der Nati zur Euro wäre ein Traum»

Miro Muheim (25) ist beim Hamburger SV die grosse Entdeckung der 2. Bundesliga. Der Schweizer Verteidiger ist mit dem HSV auf Aufstiegskurs und auf dem Sprung in die Nati.
Publiziert: 05.12.2023 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2023 um 10:26 Uhr
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Aufstieg vor Augen: Miro Muheim will dieses Jahr mit dem HSV in die Bundesliga.
Foto: Getty Images
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Sebastian RiederSportreporter

Beinhart und bissig in den Zweikämpfen – diszipliniert bis ins Detail. Miro Muheim ist eine Mauer in der 2. Bundesliga. An dem Abwehrspieler aus der Schweiz kommt derzeit fast niemand vorbei. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. «Das hat man zuletzt auch im Derby wieder gesehen, da hatte kein Spieler von St. Pauli eine Chance gegen ihn», sagt Jonas Meffert nach dem 2:2 im Spitzenspiel gegen den Erzrivalen.

Der HSV-Captain erklärt, wie sich Muheim seit seinem Wechsel 2021 von St. Gallen nach Hamburg entwickelt hat: «Miro wird immer stabiler und bringt mittlerweile unglaubliche Leistungen auf den Platz. Er hat hier unfassbar an Reife gewonnen.» Belohnt wurde diese Reife Ende Oktober, als Meffert im DFB-Pokal gegen Bielefeld aussetzen musste und Cheftrainer Tim Walter ihm die Captain-Binde überreichte.

«Eine Riesenehre war das», sagt Muheim über seine Premiere als Anführer, die in einem Penaltykrimi und dem Sieg gegen die Arminia mündete. «Ich gehe gerne voran und habe als Leader auf dem Platz einen Sprung nach vorne gemacht», sagt Muheim selbstbewusst – ohne seine Demut zu verlieren. «Ich will mich aber noch mehr verbessern und innerhalb der Mannschaft noch mehr Verantwortung übernehmen.»

Als Teenager von Zürich zu Chelsea

Verantwortung übernehmen musste Muheim schon früh. Mit 16 Jahren bricht er die Lehre als Hochbauzeichner ab und wagt von der FCZ-Academy aus den Schritt nach London. In der Nachwuchsabteilung des FC Chelsea lernt er, mit Widerständen umzugehen, und reift in der rauen Umgebung vom Teenager zum Mann. «Am Anfang war es echt schwierig, wenn man so jung ins Ausland geht», sagt Muheim, «es war ein Risiko, aber ich wollte es nicht bereuen, diese Chance zu verpassen.»

Das Risiko zahlt sich aus: Mit einem vollen Rucksack an Erfahrung kehrt Muheim nach zwei Jahren zurück nach Zürich und wird wenig später vom neuen FCSG-Sportchef Alain Sutter in die Ostschweiz transferiert. Kaum angefangen, erleidet er kurz vor seinem 20. Geburtstag einen Kreuzbandriss. «Das war heftig», erinnert sich Muheim, «aber ich bin immer positiv geblieben.» Sechs Monaten später steht er wieder auf dem Platz und schlägt in St. Gallen voll ein.

Mit 33 Einsätzen in der Saison 2019/20 wird der Linksverteidiger zum grossen Leistungsträger und verpasst mit St. Gallen nur knapp hinter YB den Gewinn der Meisterschaft. Die Blick-Fussballredaktion wählt ihn trotzdem zum besten Verteidiger der Liga. Mit diesem Titel in der Tasche zieht es ihn mit 23 Jahren zum Hamburger SV, der drei Jahre nach dem Abstieg wieder zurück in die Bundesliga will. «Körperlich war es zu Beginn sehr hart», sagt Muheim, «die zweite Liga ist im Vergleich zur Super League viel physischer.»

HSV-Trainer sieht Muheim in der Nati

Nach einer Saison mit ein paar Einsätzen als Reservespieler profitiert Muheim vom Verletzungspech des Deutschen Tim Leipold. «So will man natürlich nicht ins Team kommen, aber das war damals die Chance, mich zu zeigen – und das habe ich recht gut gemacht.» Die Bescheidenheit hat er sich auch in Deutschland beibehalten, wobei ihm die direkte Art der Deutschen sehr gefällt und er das mittlerweile gerne auch auf dem Platz als Wortführer übernimmt.

«Einen tollen Charakter», nennt das der HSV-Cheftrainer Tim Walter und fordert fast ein Aufgebot für die Nati: «Miro hätte sich das verdient. Er hat eine sehr gute Entwicklung hinter sich. Er ist ein sehr guter Aussenverteidiger, der sich gegen den Ball enorm gesteigert hat und auch offensiv mit dem Ball viele Lösungen anbietet.»

Oder in den Worten von Captain Meffert: «Einfach ein geiler Typ, mit starker Verteidigung und super Schusstechnik.» Ein Assist, zwei Tore und drei gelbe Karten – so lautet die Bilanz nach 15 Runden, in denen er elfmal durchspielte.

Extreme Rivalität mit St. Pauli

Einzig der Blick auf die Tabelle trübt das Bild ein wenig. Der HSV steht auf Platz 3 – ausgerechnet hinter Stadtrivale St. Pauli. «Die Rivalität zwischen den Klubs ist schon extrem und die Stimmung während dem Derby brutal. Da ist richtig Spannung in der Luft, aber für solche Matches spielt man Fussball. Das ist einfach nur geil und macht grossen Spass», sagt Muheim und gibt zu: «Klar wollen wir vor St. Pauli sein, aber wir müssen uns einfach treu bleiben, dann bin ich mir sicher, dass wir am Ende auch ganz oben stehen können.»

Der Aufstieg in die Bundesliga würde Muheim auf die grosse Bühne bringen – und damit auch in die Nationalmannschaft? «Das wäre ein grosses Argument für ihn», sagt Murat Yakin, der ihn im Vorfeld der EM-Gruppenauslosung im Topspiel am Millerntor im Stadion verfolgte. «Ich wollte die Gelegenheit unbedingt nutzen, um Miro live spielen zu sehen. Er ist im besten Alter. Und wenn er das so weiterzieht, ist er als Linksverteidiger eine echte Alternative für uns.»

Muheim selbst hält sich bei diesem Thema gerne vornehm zurück, sagt aber: «Mit der Nati zur Euro 2024 wäre ein Traum. Ich will weiter meine Leistung zeigen und versuchen, mit dem HSV aufzusteigen. Alles andere liegt nicht in meiner Macht.»

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