Hitzfeld analysiert die grossen Fussball-Themen
«Bayern wird Pep nicht nachweinen»

Die knallharte Analyse von Ottmar Hitzfeld (66): Wie Ancelotti mit Hoeness schon Deutsch spricht. Warum Bayern Guardiola nicht liebt. Wieso Xhaka nicht nach München geht.
Publiziert: 22.12.2015 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:22 Uhr
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Carlo Ancelotti ist der neue starke Mann in München.
Foto: AP
Von Andreas Böni

BLICK: Herr Hitzfeld, was halten Sie von Carlo Ancelotti?
Ottmar Hitzfeld:
Er ist nicht nur ein Trainer, der taktisch überzeugt. Er ist auch menschlich hervorragend. Ein Trainer, der viel mit den Spielern spricht, der ein familiäres Klima herstellt. Er wird ein Sympathie­träger als Kopf von Bayern sein.

Das Wichtigste für ihn ist es, schnell die Sprache zu lernen.
Er ist ein Sprachtalent. Versuchte bei Paris SG, Französisch zu sprechen. Spanisch bei Real und Englisch bei Chelsea waren kein Problem für ihn. Und: Er kann schon heute ein paar Brocken Deutsch. Er hat mit Uli Hoeness Deutsch gesprochen.

Im Ernst? Was hat er denn gesagt?
«Wie viel kann ich ver­dienen?» (lacht) Nein, das war ein Spass. Normale Konversation, «wie gehts?», «wie fühlen Sie sich?» und so. Sie haben dann im Gespräch aber ins Englische gewechselt.

Erklären Sie mal: Warum entwickelte sich zwischen Pep Guardiola und Bayern München nie eine Liebesbeziehung?
Guardiola konzentrierte sich nur auf sein taktisches Schaffen. Er bereitet sich akribisch auf die Trainings vor. Er ist ein Taktik-Freak, der sich Tag und Nacht mit Spielsituationen beschäftigt. Aber er konzentriert sich nicht gross auf den zwischenmenschlichen Bereich in der Mannschaft. Führt fast gar keine Einzelgespräche. War mit der Presse sehr zurückhaltend, gab keineEinzelinterviews. Er hat sich ab­geschottet. Das ist als Trainer nicht optimal, da es auch darum geht, dass man als Repräsentant des Klubs auftritt.

Sie glauben also, Bayern München weint ihm nicht nach?
Nein. Ich glaube, Bayern München hat es nicht nötig, enttäuscht zu sein, wenn ein Trainer geht. Bayern ist ein Grossklub, der sich jeden Trainer der Welt leisten kann. Kalle Rummenigge hat schon Ende November gesagt, dass die Welt nicht untergeht, wenn Guardiola geht. Dann kommt der nächste Trainer.

Granit Xhaka wird immer wieder mit Bayern München in Verbindung gebracht. Nun hat Xabi Alonso (34) um ein Jahr verlängert. Ist damit ein Xhaka-Wechsel zu Bayern vom Tisch?
Ich habe mit Bayern-Verantwortlichen geredet. Sie sagten mir, dass sie zurzeit im Mittelfeld keinen Bedarf hätten. Dass sie mit Alonso für ein oder zwei Jahre planten, er in einer Top-Verfassung sei. Und sie haben im Mittelfeld noch andere Möglichkeiten, es ist kein Bedarf für einen neuen Transfer da.

Also wird Xhaka im Sommer nicht zu Bayern wechseln?
Ich gehe davon aus, dass er seinen Vertrag erfüllen wird. Gladbach braucht im Moment kein Geld, Gladbach braucht gute Spieler. Ich gehe davon aus, dass er vom Klub gar keine Freigabe bekommen würde.

Zuletzt sah Xhaka Rot nach einer Tätlichkeit. Die dritte Rote in der Vorrunde.
Er ist ein Aggressiv-Leader, aber das heisst auch, dass man die Grenzen kennen muss. Man darf sie ausloten, muss aber aufpassen. Denn so schwächt er die Mannschaft. Er muss sich in diesem Punkt weiter­entwickeln. Fünf Prozent mehr Zurückhaltung wären gut.

Wird er mehr provoziert als andere?
Generell ist es sicher so, dass Granit nicht konfliktscheu ist. Er ist einer, der Gegner nicht nur verbal at­tackiert, sondern auch körperlich. Er muss nun Erfahrungen sammeln und die Roten Karten abstellen.

Ein anderer Schweizer wird hart kritisiert: Roman Bürki. Zu Recht oder nicht?
Er hat gegen Köln einen Fehler gemacht, das ist so. Das darf nicht passieren. Es wird ihn am meisten schmerzen, weil er vorher viele Paraden zeigte. Er hat eine sehr gute Vorrunde gespielt. Trainer Thomas Tuchel hat ihm stets das Vertrauen ausgesprochen. Und Tuchel ist nicht einer, der heute etwas sagt und morgen etwas anderes macht. Bürki wird weiter die Nummer 1 sein.

Bundesliga
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bayern München
Bayern München
10
26
26
2
RB Leipzig
RB Leipzig
10
10
21
3
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
10
10
20
4
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
10
5
17
5
SC Freiburg
SC Freiburg
10
2
17
6
Union Berlin
Union Berlin
10
1
16
7
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
10
0
16
8
Werder Bremen
Werder Bremen
10
-4
15
9
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
10
1
14
10
FSV Mainz
FSV Mainz
10
1
13
11
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
10
0
13
12
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
10
1
12
13
FC Augsburg
FC Augsburg
10
-7
12
14
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
10
-2
10
15
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
10
-6
9
16
FC St. Pauli
FC St. Pauli
10
-5
8
17
Holstein Kiel
Holstein Kiel
10
-13
5
18
VfL Bochum
VfL Bochum
10
-20
2
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