Heynckes bemängelt Bayern-Hierarchie
«Es wird schwer, Dortmund noch einzuholen»

Zum vierten Mal übernimmt Jupp Heynckes als Bayern-Trainer. Bei seiner Vorstellung spricht er über sein Alter, seine Motivation zur Rückkehr und erklärt, wieso «Gegenpressing» ein Modewort ist.
Publiziert: 09.10.2017 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:12 Uhr
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Angespornt haben Heynckes unter anderem Glückwünsche von ehemaligen Spielern
Foto: AP
Dario Dietsche

Zu alt, um nochmals die Bayern zu coachen? «72 ist eine Zahl, mehr nicht» entgegnet Jupp Heynckes. Um dann zum Zahlen-Konter auszuholen: «Ich habe einen Ruhepuls von 60», so der heute vorgestellte Trainer der Münchner. Mit anderen Worten: Heynckes ist fit – und das dürfte wichtig sein.

Denn: Physisch anstrengend wirds allemal: Nach den vermeintlich leichten Aufgaben gegen Freiburg, Celtic und Hambrug kommts zum doppelten Leipzig-Kracher. Der Vizemeister wartet zuerst als Pokalhürde, danach im Bundesliga-Topspiel – beide Duelle innerhalb von vier Tagen.

Der Spitzenkampf wird wohl richtungsweisend. Immerhin liegt der Rekordmeister im Vergleich mit Spitzenreiter Dortmund bereits fünf Punkte im Hintertreffen. Da strotzt sogar Trippelsieger Heynckes nicht gerade vor Selbstvertrauen: «Es wird schwer, Dortmund noch einzuholen!»

Der Übergangscoach richtet seinen Blick nicht allzu weit nach vorne – im Sommer 2018 ist sein Auftrag beendet. Bis dahin will er allen voran die alte (und erfolgreiche) Rangordnung wieder herstellen: «Viele Spieler haben ein grosses Gewicht in der Kabine. Bevor der Trainer in die Kabine kommt, haben sie Dinge bereits geregelt», so Heynckes. Er wolle wieder eine klare Hierarchie etablieren – die Spieler bräuchten Führung.

Ernste Worte vom zu Beginn sehr angespannt, aber auch motiviert wirkenden Gladbacher. Angespornt haben ihn unter anderem Glückwünsche von ehemaligen Spielern – so etwa von Claudio Pizarro. Der Ex-Bayern-Stürmer sei dazumal nur dritte Wahl gewesen und vor wichtigen Spielen oftmals aus dem Kader gestrichen worden. Dass gerade er sich bei Heynckes meldet, sei eine «grosse Freude». 

«Gegenpressing ist ein Modewort»

Die Pizarro-Anekdote zeichnet ein Schmunzeln auf die durchgehend roten Wangen des eigentlich pensionierten Heynckes. Förmlich gelöst spricht der Neo-Coach über Haustiere, Freizeit, aber vor allem über seine ganz grosse Leidenschaft. «Ich habe den Fussball während den letzten Jahren sehr aktiv verfolgt und viele taktisch interessante Dinge gesehen», so Heynckes.

So bezeichnet der 72-Jährige den Begriff «Gegenpressing» als Modewort und stellt fest: «Keine Mannschaft der Welt, kann 90 Minuten lang Pressing spielen.» Auch Real Madrid habe zuletzt in der Königsklasse gegen Dortmund gezeigt, dass man variieren muss: «Phasenweise haben sie genial nach vorne gespielt, aber zeitweise auch auf Konter gelauert.»

Man merkt: Der Fussball hat dem Kenner gefehlt – und umgekehrt. Die Journalisten hätten wohl noch stundenlang weiter gefragt, doch Heynckes muss los. Auf zum ersten Training seiner neuen Amtszeit mit den Bayern. Der Retter in der Not soll die Balance finden für ein zuletzt wackliges Starensemble. 

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