Hannover-Hoffnung Pirmin Schwegler
«Bei Luzern zu spielen, hätte seinen Charme»

Mit BLICK spricht Pirmin Schwegler (30) über seinen neuen Klub Hannover, seinen Ex-Trainer Julian Nagelsmann oder seine Gedanken zu einer möglichen Rückkehr in seine Heimat.
Publiziert: 14.08.2017 um 19:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:30 Uhr
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Bei Hoffenheim wurde Schwegler (r.) von Nagelsmann (l.) rasiert – dennoch hält er viel vom Jungtrainer.
Foto: imago
Andreas Böni

Pirmin Schwegler, Gratulation zu Ihrem Wechsel zu Hannover 96. Sie werden sicher spielen, schliesslich ist der Präsident ja Schweizer.
Pirmin Schwegler: Sie fangen ja wieder gut an ... Aber es stimmt, unser Boss Martin Kind hat neben dem deutschen auch den Schweizer Pass, das hat er mir nach dem Transfer erzählt. Und gleich angefügt, dass dies aber keine Spiel­garantie für mich sei. Ich kenne seinen Hintergrund allerdings nicht genau.

Seine Familie stammt aus Chur, sein Grossvater wanderte nach Deutschland aus, aber er ist oft in Klosters und wegen Kind-Hörgeräte ein dicker Freund von Andy Rihs.
Okay, ich hoffe, wir können uns in Zukunft noch mehr über die Schweiz unterhalten.

Hannover hat ein Flair für die Innerschweiz. Der Zuger Martin Andermatt ist Verwaltungsrat, und Sie kommen aus dem luzernischen Ettiswil und sind hoffentlich bald Stammspieler.
Vergessen Sie Ilja Kaenzig aus Sursee nicht, er war hier zweieinhalb Jahre Sportchef.

Spielte Andermatt eine Rolle bei Ihrem Wechsel von Hoffenheim?
Er hat bestimmt nicht schlecht über mich gesprochen, als ihn Trainer André Breitenreiter und Sportchef Horst Heldt gefragt haben. Er ist hier nah an der Mannschaft, ein Bindeglied zwischen Team und Präsident. Ich kenne ihn von früher, als wir uns wegen gemeinsamer Freunde dann und wann sahen – aber wir waren nicht ständig in Kontakt. Aber entscheidend für meinen Wechsel war er nicht.

Lassen Sie uns raten: Wie alle Fussballer hat Sie das «Gesamtpaket» überzeugt und das «Projekt des Klubs» ...
Projekt, Projekt ... Das ist immer so ein lustiger Ausdruck, den jeder nach einem Wechsel sagt. Für mich war ausschlaggebend, dass ich das Vertrauen des Trainers spürte. Ich wollte grundsätzlich in der Bundesliga bleiben, weil ich mich noch nicht alt genug fühlte für anderes. Weil ich mich zu hungrig, zu ehrgeizig fühle.

Zum Beispiel für die USA. Oder auch für die Schweiz?
Mein Bruder Christian ist ja von Red Bull Salzburg zu Luzern gewechselt. Er hat schon versucht, mir einen Wechsel zum FCL schmackhaft zu machen, weil er sich so wohlfühlt.

Fragte der FCL auch konkret an?
Ja, aber ich habe bald gesagt, dass ich mich nochmals der Herausforderung Bundesliga stellen will. Beim FC Luzern zu spielen, hätte schon seinen Charme. Aber klar, es wäre sicher ein Traum, einmal mit meinem Bruder für Luzern zu spielen. Aber Träume werden ja nicht immer wahr, er ist jetzt 33 Jahre und ich 30 Jahre alt.

Sie waren bei Hoffenheim Captain. Dann kam Jungtrainer Julian Nagelsmann, der ein paar Monate jünger ist als Sie, rasiert Sie als Spielführer und lässt Sie kaum noch spielen.
Trotzdem ist er ein absoluter Top-Trainer. Eine Granate.

Das ist neu. Ein Fussballer schwärmt für einen Trainer, der ihn zum Ersatzspieler gemacht hat.
Man darf seine persönliche Situation nicht vermischen mit einem Urteil. Ich war vielleicht der Spieler, der unter dem Trainerwechsel am meisten zu leiden hatte, ja. Als Captain abgesetzt und oft Ersatz. Trotzdem kann ich doch dazu stehen, dass er als Trainer eine Granate ist, weil alles Hand und Fuss hat, was er macht. Er ist ein hervorragender Trainer, auch wenn ich bei anderen mehr gespielt hätte.

Was macht er denn so gut?
Da brauchen wir nochmals ein paar Seiten Interview ... In aller Kürze: Er hat unglaubliches Fachwissen und kann es vermitteln.

Sie sind wohl bald wieder Bundesliga-Stammspieler. Tut es noch weh, dass Sie nicht mehr in der Nati sind?
Nein. Das ist weit weg. Ich habe nun mal meinen Rücktritt aus Überzeugung gegeben.

Ist Vladimir Petkovic für Sie trotzdem auch eine Granate?
Ich freue mich für ihn, für die Jungs und für die ganze Schweiz über den Erfolg. Jetzt stehen wir ja auf Platz 4 in der Weltrangliste, bald holen wir die Deutschen. (Lacht.) Zum Zeitpunkt meines Rücktritts verstand ich, dass Valon Behrami, Gökhan Inler und Granit Xhaka vor mir standen.

Nicht aber Gelson Fernandes oder Blerim Dzemaili.
Ich stehe auch heute noch hinter meiner Entscheidung.

Letzte Frage: Auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist im Verwaltungsrat von Hannover 96. Haben Sie ihn schon kennengelernt?
Einmal waren wir in dem Restaurant essen, wo er offenbar häufig zu Gast ist. Aber er war nicht da. Ich denke, wir werden uns in Zukunft bestimmt mal sehen – er ist ja bei fast jedem Spiel im Stadion.

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