Foto: Keystone

Frankfurt-Coach Adi Hütter im grossen BLICK-Exklusiv-Interview
«YB-Mbabu? Interessant, aber nicht zu stemmen»

YB-Meistercoach Adi Hütter ist der notenmässig beste Trainer in der Bundesliga. Bringt der YB-Erlöser die Frankfurter in die Champions League, wird er dort wohl zum Fussballgott. Das Interview.
Publiziert: 25.01.2019 um 16:17 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2019 um 16:49 Uhr
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YB-Meistertrainer Adi Hütter (r.) spricht im BLICK-Interview aus dem Nähkästchen.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Alain Kunz

BLICK: Adi Hütter, wie ist das Befinden in der Finanzmetropole?
Adi Hütter: Hervorragend! Die Begeisterung für die Eintracht ist enorm! An einem eiskalten 18. Jänner kommen 49 000 gegen Freiburg. Die Commerzbank-Arena ist fast ausverkauft. Das beeindruckt!

… und Frankfurt gewinnt 3:1 gegen Freiburg. Doch der Trainer motzt. Sagt: Das war keine gute Leistung …
War es auch nicht. Wir kennen das anders aus unseren Heimspielen. Wir hatten spielerisch keine guten Lösungen. Zehn geniale Minuten mit drei Toren. Mehr nicht. Allerdings hätten wir auch 6:1 gewinnen können.

Und dann hätte der Coach nicht gut von einer nicht guten Leistung reden können.
Nein, dann hätte ich Mühe gehabt, das so zu verkaufen. Auch wenn ich nicht der Trainer bin, der nicht zwischen Ergebnis und Leistung unterscheidet.

Erstmals haben alle Drei aus ihrem magischen Trio getroffen: Sébastien Haller, Ante Rebic und Luka Jovic. Wie charakterisieren Sie dieses Trio?
Drei Topstürmer, die total unterschiedlich sind in der Art und Weise, wie sie spielen. Alle drei können aber Tore schiessen und Spiele entscheiden. Weil ich nicht einen der Drei draussen lassen wollte, habe ich begonnen, alle Drei aufzustellen. Dann haben wir unglaublich Power. Aber das geht taktisch nicht in jedem Spiel.

Unglaublich ist auch, was in der Europa League abgegangen ist: Sechs Spiele, sechs Siege!
Und das in einer schwierigen Gruppe mit Lazio Rom, Marseille und Basel-Bezwinger Limassol. Noch wahnsinniger ist aber, was neben dem Platz abgeht. Auf Zypern waren 5000 Fans, beim Geisterspiel in Marseille waren 1000 in der Stadt, und für Rom haben sich unfassbare 17 000 angemeldet, obwohl es um nichts mehr ging. 9000 waren im Stadion.

Nun geht es gegen Schachtar Donezk. Die Ukrainer haben Sie mit YB vor zwei Jahren ausgeschaltet.
Zum Glück. Denn nach dem Cup-Out gegen Winterthur schrieb ein Journalist, dass eine der Optionen von YB sein muss, auf das letzte Vertragsjahr von Hütter zu verzichten. Wie hiess der Journalist gleich wieder?

Oh je, schon wieder. Das habe ich nun oft genug gehört …
(lacht) Ich war auch in Deutschland nach dem missglückten Saisonstart mit fünf Punkten aus vier Spielen und dem Pokal-Out gegen Ulm die Nummer eins auf der Abschussliste. Und nun bin ich der notenmässig beste Trainer. Es geht enorm schnell in diesem Business.

Haben Sie sich die Champions-League-Spiele von YB angeschaut?
Klar! Und ich habe die Daumen gedrückt.

War Wehmut dabei?
Nein. Ich bin jetzt in Frankfurt. Und ich weiss ja nicht, ob wir in die Champions League gekommen wären, wenn ich noch YB-Trainer gewesen wäre. Das ist hypothetisch. Klar wäre es ein Reiz gewesen. So aber habe ich mich einfach gefreut, dass YB es gepackt hat. Ich habe die Spiele mit Freude angeschaut, nicht mit Wehmut.

Champions League ist ein gutes Stichwort. Der Eintracht fehlt nur ein Punkt auf den Königsklassen-Platz.
Okay, aber es sind erst 18 Runden gespielt, 16 bleiben noch. Wir sind sicher gut unterwegs.

Bei YB waren Sie der Erlöser. In Frankfurt wohl Gott wenn Sie die Eintracht erstmals in die Champions League führen.
Das weiss ich nicht, das lasse ich andere beurteilen. Es wäre sicher grossartig. Zumal in Anbetracht der Konkurrenz. Bayern, Dortmund, Leipzig, Gladbach, Leverkusen, Schalke haben alle ganz andere Möglichkeiten als wir.

Mit wem von YB haben Sie regelmässig Kontakt?
Mit Sportchef Wuschu Spycher, mit Medienchef Albi Staudenmann, mit Assistenztrainer Harry Gämperle. Das will ich unbedingt aufrechterhalten, weil es eine unglaublich schöne Zeit war. Ich freue mich unglaublich, was die leisten, wie Gerry Seoane den Weg weiterführt.

Am Montag ist Award Night der Liga. Obwohl Sie den Meistertitel nach 32 Jahren wieder nach Bern geholt haben, sind Sie nicht nominiert. Komisch, nicht?
Meine Zeit in Bern ist vorbei. Aber ich habe mich schon einst darüber gewundert, dass Urs Fischer nicht Trainer des Jahres wird, obwohl er in zwei Jahren drei Titel mit dem FCB holt. Es ist eben schwierig, wenn das Kalenderjahr zählt. Ich war auch nie Trainer des Jahres in Österreich. Ich habe lieber den Kübel oder eine Schale in der Hand als einen Award.

Nun hat die Eintracht Carlos Salcedo für geschätzte zehn Millionen Franken verkauft. Zusammen mit den einst gebotenen fünf könnte man nun Kevin Mbabu doch finanzieren …
Sie spielen aber nicht auf der gleichen Position. Aber solange das Transferfenster offen ist, schauen wir uns natürlich um. Fredi Bobic, Bruno Hübner und ich sind in ständigem Austausch und sondieren den Markt. Denn man weiss nie, ob nicht noch einer auf uns zukommt, der weg will, weil er zu wenig spielt. Kevin ist ein für uns interessanter Spieler. Aber das Paket ist für uns nicht zu stemmen. Man muss auch sehen: Haller war der teuerste Eintracht-Transfer bisher und kostete rund sieben Millionen Euro. Das ist ein Topstürmer. Wenn du dann für einen rechten Aussenverteidiger doppelt so viel zahlen sollst, ist das schwierig zu rechtfertigen. Das habe ich Wuschu auch gesagt. Aber ich verstehe ihn. Er will die Spieler am Markt so anbieten, wie er glaubt, dass sie es wert sind.

Wenn hätten Sie sonst noch gerne von YB?
Den einen oder anderen … Die Jungen sind alle interessant. Sékou Sanogo indes können wir nicht mehr holen. Der verdient nun viel Geld in der Wüste. Das hat er sich redlich verdient!

Einen Schweizer haben Sie schon. Unseren guten alten Freund Gelson Fernandes. Der ist ja unter Ihnen richtig aufgeblüht!
Ich habe eine Riesenfreude mit ihm! Er ist wie ein Spielertrainer. Er spricht viele Sprachen, ist ein unglaublich positiver Mensch. Egal, ob er auf der Bank sitzt, auf der Tribüne oder ob er spielt. Er denkt immer für die Mannschaft. Eine tolle Persönlichkeit.

Man hat Sie in den Weihnachtsferien Skifahren sehen. Haben Sie das in ihrer Berner Zeit nie gemacht oder waren Sie komplett inkognito?
Ich war mit der Familie vier Tage in Obertauern, nachdem ich fünf Jahre lang nicht mehr auf den Skiern gestanden war.

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